Viele Ältere mit Alkoholproblemen verschweigen ihr Suchtproblem. Foto: AOK Foto: Schwarzwälder-Bote

Missbrauch: Hilfe oft schwierig, weil sich Kranke nicht selten strikt abkapseln / Körper stärker belastet

Kreis Rottweil. Alkoholmissbrauch im Alter ist oft weniger auffällig als bei Jugendlichen. Während übermäßiges Trinken bei Jugendlichen eher in der Öffentlichkeit stattfindet, ziehen sich Ältere mit Alkoholproblemen oft stark zurück." Das sagt Natalie Zimmerer vom Sozialen Dienst der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Sie unterstützt mit ihren Kollegen Menschen in einer schwierigen Lebenssituation. Dazu gehören auch Personen mit Süchten oder einem riskanten Umgang mit Genussmitteln.

Laut der Krankenkasse waren im vergangenen Jahr im Landkreis Rottweil 98 Versicherte über 50 Jahren wegen Alkoholmissbrauchs stationär in Behandlung. Die Fälle reichten von akuter Alkoholvergiftung bis zur Alkoholsucht. Da rund die Hälfte der Bevölkerung bei der AOK versichert ist, dürfte im Landkreis die Gesamtzahl der in einem Krankenhaus Behandelten bei rund 200 liegen. Männer sind deutlich häufiger betroffen. Sie machten im Durchschnitt der vergangenen Jahre etwa drei Viertel aus.

"Grundsätzlich muss man eine hohe Dunkelziffer von Personen berücksichtigen, die sich nicht stationär behandeln lassen und auch nicht mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kommen. Menschen mit Alkoholproblemen lassen sich häufig aufgrund von Schamgefühlen erst nach einer langen Leidensgeschichte behandeln", so die Expertin Zimmerer.

Alkoholmissbrauch hat im Alter oft nicht nur andere Gründe als bei Jugendlichen, sondern auch andere körperliche Auswirkungen: "Mit steigendem Alter sinkt der Wasseranteil im Körper. Die gleiche Menge getrunkenen Alkohols verteilt sich bei älteren Menschen deshalb auf weniger Körperflüssigkeit und führt so zu einem höheren Alkoholpegel."

Besonders problematisch sei die Kombination von Alkohol und psychisch wirksamen Medikamenten wie Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva. "Deshalb mein dringender Rat: sobald ein Medikament eingenommen wird, sollte durch den Arzt geklärt werden, ob dennoch Alkohol getrunken werden darf. Das gilt auch für freiverkäufliche Mittel."