Bundestagswahl: Linken-Kandidatin glaubt an eine sozialere Gesellschaft

Kreis Rottweil. Die heiße Phase beginnt für Laura Halding-Hoppenheit erst dieser Tage. Die Direktkandidatin der Linken für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen will sich eine Theatervorstellung ansehen, auf ein Straßenfest gehen, soziale Projekte besuchen. Bislang hat die Stuttgarter Stadträtin lediglich an einer inklusiven Wahlveranstaltung der BruderhausDiakonie im Kapuziner in Rottweil teilgenommen.

Warum sich die Stuttgarter Größe (dort betreibt Halding-Hoppenheit einen "schwul-lesbischen Club" und setzt sich seit Jahren für die Rechte Homosexueller ein) überhaupt für die ländliche Region engagiert? "Wir müssen den Menschen eine rote Flagge zeigen", sagt sie energisch. Ihr Kontrahent Volker Kauder (CDU) sei in dem Wahlkreis gut etabliert und habe sicher auch viel Gutes für die Region getan. Dennoch sei es wichtig, den Menschen zu zeigen, dass die Linke auch für sie da sei.

In Armut aufgewachsen

Halding-Hoppenheit ist in Armut in Rumänien aufgewachsen und meint mit Blick auf gute Bildungsvoraussetzungen: "Wenn du arm bist, hast du ganz andere Probleme. Dann trägst du Sorge, dass die Kinder satt werden." Deshalb sei es wichtig, Museen oder etwa Theatervorstellungen für Kinder kostenlos zu machen. Es könne nicht sein, dass jungen Menschen der Zugang zu Kultur verwehrt bleibe. Dadurch entstünden immer wieder neue Klassenunterschiede. "Man kann nicht erwarten, dass der Staat alles tut. Aber eben das Wichtige", sagt sie.

Wichtig, das sind nach Auffassung der Frau mit dem feuerroten Haar unter anderem der soziale Wohnungsbau, die Förderung von Jungunternehmern, die Inklusion von behinderten oder alten Menschen und eine faire Bezahlung. Über solche Themen mache sie sich jeden Tag Gedanken. Halding-Hoppenheit meint, solche Vorhaben könnten unter anderem durch eine Millionärssteuer finanziert werden. Ihr Ziel sei es, die Gesellschaft besser zu machen, erklärt die Kommunalpolitikerin.

Die inklusive Wahlveranstaltung im Kapuziner sei sehr gut gewesen, es seien viele Vorschläge zum Thema gesammelt worden, berichtet Halding-Hoppenheit. Allerdings sei das Problem beim Thema Inklusion: "Es wird viel geredet, aber wenig getan." Die Umsetzung von Ideen sei schwierig. "Wenn es nach der Linken ginge, wäre schon viel mehr gemacht worden", ist sie überzeugt. So sollten beispielsweise Zuschüsse beim Wohnungsbau nur dann vergeben werden, wenn ein Prozentsatz der Wohnungen barrierefrei sei, fordert die Linken-Politikerin. Halding-Hoppenheit, die ihr Alter nicht preis geben will, glaubt an eine sozialere Gesellschaft. "Das ist keine Utopie. Das ist Realität", betont die Aids-Aktivistin. Sie selbst wurde für ihren Einsatz 2014 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Für Einsatz ausgezeichnet

Als sie es mit einem Promotionsstipendium von Bukarest nach Hamburg verschlug, seien die Schwulen nett zu ihr gewesen, erinnert sie sich. Alle anderen hätten sie wegen ihrer fehlenden Deutschkenntnisse diskriminiert. Damals habe sie die Hilfsbereitschaft ihrer neuen Freunde beeindruckt. Sie habe sich gesagt: "Eines Tages bin ich stark und tue etwas für euch."

Mit ihrem Engagement ist Halding-Hoppenheit ihrer Auffassung nach bei den Linken gut aufgehoben. Die Partei sei sehr "menschenoriertiert", versichert die Stuttgarterin. Und sie selbst? Sei eben "ein Mensch, der sehr gerne kämpft."