KZ-Überlebende erzählen als Zeitzeugen an der Erich-Hauser-Gewerbeschule

Rottweil. Still war es in der Aula der Rottweiler Erich-Hauser-Gewerbeschule, als Überlebende des Naziterrors vor den Zwölftklässlern des Technischen Gymnasiums von ihrer Leidenszeit in deutschen KZ berichteten. Auf Einladung der Initiative Gedenkstätte Eckerwald kamen als Zeitzeugen aus Polen Jerzy Sztanka und seine jüngere Schwester Jadwiga.

1944 marschierten deutsche Truppen während des Warschauer Aufstands in die Hauptstadt Polens ein und verhafteten viele Zivilisten, darunter auch die Familie Sztanka. Die sechsköpfige Familie, bestehend aus dem 14-jährigen Jerzy, seinen Eltern, seinem älteren Bruder und seinen zwei jüngeren Schwestern, fand sich nach nur wenigen Tagen im KZ in Auschwitz wieder. Dort wurde die Familie auseinander gerissen, getrennt nach Frauen und Männern. Die Männer wurden nach kurzer Zeit weiter nach Bisingen im Zollernalbkreis transportiert, später nach Dautmergen und schließlich ins Lager im Eckerwald. Dort wollte man Ölschiefer mit dem Programm "Vernichtung durch Arbeit" gewinnen. Dautmergen war für Jerzy ein besonders schlimmes Lager, sein Vater starb hier und sein Bruder wurde schwer verletzt. Jeder Häftling hatte statt seines Namens eine Nummer. Jedes Recht auf Persönlichkeit wurde genommen.

Sztanka schilderte auch den unmenschlich grausamen "Todesmarsch" von Schömberg nach Garmisch-Patenkirchen, der von den Nazi-Schergen als "Umsiedlung" getarnt wurde. Jerzy Sztankas Bruder wurde dabei aussortiert und galt fortan als tot.

Als Jercy in Garmisch ankam, waren die US-Truppen bereits auf dem Vormarsch, und dank der Hilfe eines einsichtig gewordenen SS-Mannes gelang ihm die Flucht. Polnische Zwangsarbeiter verbargen die Flüchtlinge vor den Deutschen. Auch der Bruder überlebte. Er wurde durch einen SS-Mann gerettet, der ihn in einem Eisenbahnwagon versteckte. In einem amerikanischen Flüchtlingslager sahen sich die Brüder schließlich wieder.

Jadwiga Sztanka erinnert sich noch heute an die Eindrücke, die sie als zweieinhalbjähriges Kleinkind hatte. Stark befremdete sie der Anblick der kahlgeschorenen Mutter, die sie während der Gefangennahme aus den Augen verlor. In kalten Baracken, auf Holzpritschen lagen bis zu zehn Frauen zusammengepfercht. Krankheiten waren an der Tagesordnung, behandelt wurden sie nicht. Die tägliche Nahrung waren ein hartes Stück Brot, Futterrüben und eine schwarze, undefinierbare Brühe. Hunger wurde für Jadwiga Sztanka zum Trauma, noch heute hat sie überall ein Stück Brot dabei.

Den nachdenklichen und von den persönlichen Erzählungen gerührten Schülern wünschten die zwei Zeitzeugen abschließend ein friedvolles Leben "ohne Krieg, Gefangenschaft und Gewalt".