Anna-Laura Scheiger reinigt und setzt die Tiara des Petrusaltars neu zusammen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Heilig-Kreuz-Münster: Restauratoren bringen die Altäre auf Glanz / Teil 16 der Serie zur Renovation

Rottweil. Seit Aschermittwoch arbeiten mehrere Restauratoren an den Seitenaltären im Nordschiff des Heilig-Kreuz-Münsters. Auf den Gerüsten wird zum Teil auf mehreren Ebenen an den Altaraufbauten gearbeitet. Die Altäre sind allesamt stark verschmutzt und leiden auch unter Anobienbefall, landläufig Holzwurm genannt. Aufstehende Fassungsschichten müssen befestigt und Malschichtausbrüche wieder ergänzt werden. Die Polimentvergoldung ist an manchen Stellen im unteren Bereich der Altäre durchgerieben, an anderen Stellen unpassend retuschiert worden. Der im Münster meist rötlich gehaltene Untergrund für das Blattgold scheint deutlich durch. Das Gold ist verschwunden, nur noch die Ränder der abgeriebenen Goldblättchen sind dunkel vorhanden. Das ist die Folge von 100 Jahren gut gemeintem Abstauben. Das aufgetragene Blattgold ließ sich einst optimal polieren und täuscht an intakten Stellen auch heute noch eine Massivität des Goldes vor.

Bei der jetzigen Innenrenovation im Münster wird generell nur gereinigt und gefestigt. Erneuert und ersetzt werden lediglich solche Teile, deren Fehlen der Betrachter auch aus der Ferne als deutlichen Mangel sehen würde. Neues Blattgold wird also nicht aufgetragen. Die Tiara vom Petrusaltar wird dagegen aus vorhandenen Einzelteilen wieder zusammengesetzt. Bei einer früheren Restaurierung waren Teile falsch angeleimt oder vertauscht worden. Manche sind dann wieder abgefallen.

Am Bartholomäusaltar haben die Restauratoren festgestellt, dass alle drei Figuren im Schrein neue Köpfe und Hände haben. Bartholomäus, Bachus und Sergius haben auf ihre Körper aus der Gotik wahrscheinlich vor 100 Jahren jeweils einen Kopf aus dem 19. Jahrhundert aufgesetzt bekommen. Warum? Gingen die gotischen Köpfe in den Kunsthandel? Waren sie vom Holzwurm befallen? Oder hat man gar aus "alten" Heiligen ganz andere "neue" Heilige gemacht?

Zu den festgestellten Schäden zählen Schimmelpilze. Vor allem das Bild am linken Altarflügel hat unter der Feuchtigkeit gelitten, die im Nordschiff entsteht, wenn die feuchte warme Luft an der kalten Außenwand kondensiert.

Auf die Bilder und Skulpturen wurde bei Heideloff ein Leimüberzug aufgetragen, um die Kunstwerke nach dem Geschmack der damaligen Zeit etwas älter aussehen zu lassen (siehe Teil 12 der Serie). Da in dieser Schicht der Pilz sitzt und der linke Flügel dadurch stark fleckig aussieht, soll sie entfernt werden. Davor müssen aber noch Proben gemacht werden, um zu sehen, wie sich das auf den Gesamteindruck des Bildes auswirkt, sagt Restauratorin Barbara Springmann. Werden die Farben heller, passt der linke Altarflügel dann noch zum rechten? Zwei weitere zugehörige Standflügel von diesem Altar sind zum Vergleich im Bestand des Dominikanermuseums zu sehen. Im Münster sind weiterhin hohe Fachkenntnis und Geduld der Restauratoren gefragt. Sie stehen wohl noch vor etlichen Herausforderungen.