Schön, wenn er im Wind weht: Wo ein Richtkranz ist, da wurde gebaut. Allerdings führt längst nicht jeder Bauantrag, der einen Stempel vom Bauamt bekommt, auch zum Richtfest, so die IG BAU. Foto: IG Foto: Schwarzwälder-Bote

IG BAU: Altersgerechtes Bauen immer mehr im Mittelpunkt

Kreis Rottweil. Die Bau-Gewerkschaft sieht beim Wohnungsbau "noch Luft nach oben" – insbesondere auch beim altersgerechten und energetischen Sanieren. Andernfalls werde auf dem Wohnungsmarkt ein zunehmend "eisiger Wind wehen".

Für 71 Wohnungen gab es im ersten Quartal dieses Jahres im Landkreis Rottweil eine Baugenehmigung. Die Bauherren und Investoren gaben dabei an, in den Bau von Wohnhäusern gut 9,4 Millionen Euro investieren zu wollen. Das teilt die IG BAU Südbaden mit. Die Bau-Gewerkschaft beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Auch energetisches Sanieren hoch im Kurs

Doch die IG BAU warnt vor "zu großen Neubau-Fantasien": "Nicht hinter jedem Bauantrag, der einen Stempel bekommt, steckt auch eine ernsthafte Bauabsicht. Oft werden Baugenehmigungen nur eingeholt, um damit den Wert des Baulands zu heben – um also die Grundstückspreise nach oben zu jubeln", sagt Meinrad Schmidt.

Der Bezirkschef der IG BAU Südbaden sieht beim Wohnungsneubau im Kreis Rottweil "noch Luft nach oben". Insbesondere beim altersgerechten Umbau vorhandener Wohnungen bestehe "ein enormer Nachholbedarf". Seniorengerechte Wohnungen seien nach wie vor "Mangelware". Auch bei der energetischen Gebäudesanierung gebe es eine Menge zu tun. Schmidt appellierte an Haus- und Wohnungseigentümer im Kreis Rottweil, bei Vorhaben die Förderprogramme der KfW intensiv zu nutzen. Die staatliche Förderbank (www. kfw.de ) biete für den altersgerechten Umbau beispielsweise einen zinsgünstigen Kredit von bis zu 50 000 Euro oder einen Investitionszuschuss von maximal 6250 Euro pro Wohneinheit.

Gewerkschaft: Noch viel Luft nach oben

Insgesamt sind, so die IG BAU, im vergangenen Jahr im Kreis Rottweil 383 Wohnungen neu gebaut worden – darunter 112 Eigentumswohnungen. "Der Wohnungsneubau ist die beste Mietpreisbremse. Jede Wohnung, die neu entsteht, zählt im System von Wohnungsangebot und Mieternachfrage", sagt Schmidt. Um den Wohnungsneubau attraktiver zu machen und ihm einen schnellen Impuls zu geben, müsse es allerdings bessere steuerliche Anreize geben: Die lineare Absetzung für Abnutzung (kurz AfA) müsse von zwei auf drei Prozent erhöht werden. In Ballungsräumen und Universitätsstädten, wo die Wohnungsnot besonders hoch sei, bedürfe es zusätzlicher Anreize für Investoren im Mietwohnungsbau. Diese Förderung müsse sich dann aber auch in den Mietpreisen niederschlagen.

"Diese Botschaft müssen die heimischen Bundestagsabgeordneten mit nach Berlin nehmen", fordert Schmidt. Der Wohnungsbau werde auch im Bundestagswahlkampf im kommenden Jahr eine zentrale Rolle spielen, so der IG BAU-Bezirkschef.