Dürftig zeigt sich für ehemalige Normalverdiener das Renteneinkommen. Ohne Minijob geht es deshalb häufig nicht. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreisseniorenrat: Großer Aufgabenkatalog beschäftigt Gremium / Am 8. Oktober ist Kreisseniorentag

Von Peter Wolf

"Das neue Bild des Alters – bürgerschaftliches Engagement und Selbstbestimmung": Das Motto für den Kreisseniorentag am 8. Oktober in der Oberndorfer Klosterkirche steht und zeigt in die Zukunft.

Kreis Rottweil. Die Vorbereitungen für den Kreisseniorentag laufen auf Hochtouren. Jetzt hat der zuständige Arbeitskreis nicht nur das Motto und den Rahmen für das Programm abgesteckt, sondern auch die Weichen für die Podiumsdiskussion gestellt.

Der Vorsitzende des Kreisseniorenrats, Winfried Halusa, eröffnete zuvor die gemeinsame Sitzung von Vorstand und beratendem Ausschuss mit der positiven Nachricht vom Start des Bürgerbusses in Schramberg. "Das ist ein sehr gutes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement." Aus Sicht Halusas wird die drohende Altersarmut nicht nur in der Mitgliederversammlung des Landesseniorenrats, sondern generell ein zentrales Thema in der Seniorenpolitik sein, dem künftig immer mehr Augenmerk geschenkt werden müsse.

Für Andreas Schwarz, den Direktor der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg, steht die Rentenpolitik vor dem Dilemma, "dass bei einem sinkenden Rentenniveau immer mehr Beiträge erforderlich werden, um eine Leistung oberhalb der Grundsicherung zu erwerben". Sie vermöge zukünftig nach einem erfüllten Arbeitsleben weder Niedrigverdiener vor der Altersarmut zu bewahren, noch biete sie den Durchschnittsverdienern ein attraktives, sich deutlich von der Grundsicherung abhebendes Leistungsniveau.

"Es werden sich deshalb immer mehr Menschen fragen: Wofür habe ich ein Leben lang Beiträge gezahlt, wenn es bei der Rente nicht oder kaum mehr als die Grundsicherungsleistung gibt?" Nach Schwarz’ Ansicht muss daher das Rentenniveau für Niedrigverdiener verbessert und für Durchschnittsverdiener auf dem gegenwärtigen Stand gehalten werden. Die Politik sei nun gefordert, der Höhe des Rentenniveaus als zentrale Stellschraube der Armutsvermeidung für ältere Menschen mehr Beachtung zu schenken.

Schwaches Rentenniveau für Durchschnitts- verdiener schreckt auf

Halusa hält es für angebracht, dass sich der Kreisseniorenrat in den kommenden zwei Jahren verstärkt diesem Thema widmen und dazu eine größere öffentliche Veranstaltung mit Vertretern der Rentenversicherung und der Politik anbieten sollte.

Der stellvertretende Vorsitzende Egon Kalbacher erklärte, dass der Vorstand des Landesseniorenrats in seiner letzten Sitzung das Thema "Senioren am Steuer" groß auf seiner Agenda gehabt habe. Umso wichtiger würden daher spezielle Fahrsicherheits- sowie Pedelec-Fahr-Trainingskurse für Senioren. Weiter habe sich das Gremium unter anderem mit den Änderungen durch das Pflegestärkungsgesetz II (fünf statt drei Pflegestufen) befasst.

Daniela Haigis vom Kreissozialamt zeigte anhand der Kreispflegeplanung auf, dass beim Szenario etwa gleichbleibender Entwicklung im Pflegebedarf bis 2020 im Landkreis der derzeitige Bestand von 1279 Plätzen in Pflegeeinrichtungen ausreiche, um den hochgerechneten Bedarf abzudecken. "Wir brauchen keine Sorge haben, dass wir 2020 zu wenig Pflegeplätze im Kreis haben", wird von dieser Seite betont.

Nicht nur bei der Dauerpflege, sondern auch bei der Kurzzeitpflege wie bei der Tagespflege bestehe im Prinzip sogar ein gewisser Überhang an Plätzen. Der Bedarf an Kurzzeitpflegeplätzen steige allerdings. Zudem könnten die Kurzzeitpflegeplätze nicht immer in den Wunschheimen der Pflegebedürftigen zugeteilt werden, betonte Haigis.

Laut Sabine Rieger vom Pflegestützpunkt funktioniert die ambulante Palliativversorgung (leidensmindernde medizinische und pflegerische Behandlung von sterbenden und schwerstkranken Patienten) durch niedergelassene Ärzte im Kreis gut. "Wir erhalten diesbezüglich positive Rückmeldungen." In den Pflegeheimen geschehe hinsichtlich der Palliativversorgung allerdings zu wenig, weil das Pflegepersonal zu wenig Zeit habe. "Da sollte es möglich sein, dass sich eine Krankenschwester auch einmal eine Stunde lang ans Bett eines Sterbenden setzt."

In der Diskussion wurde angeregt, für die Palliativversorgung einen eigenen Pflegesatz zu schaffen. "Sterbende haben aber keine Lobby." Zum geplanten Ausbau der Pflegestützpunkte im Land von 48 auf 72 meinte Rieger, dass man jetzt erst einmal abwarten müsse, wie das Ganze sich quantitativ und inhaltlich auswirke. "Unter den jetzigen Gesichtspunkten läuft das bei uns gut." Haigis ergänzte, dass die neuen Anforderungsprofile nichts enthielten, "was wir bisher nicht leisten". Der Landkreis habe bislang keinen Antrag auf einen zweiten Pflegestützpunkt gestellt.

Die Mitgliederversammlung des Kreisseniorenrats wird am Mittwoch, 2. März, um 14 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamts beginnen. Unter anderem wird Kreissozialdezernent Bernd Hamann den neuen Kreisseniorenplan in Grundzügen darstellen. Halusa stellte klar, dass das umfangreiche Planwerk dem Kreisseniorenrat eine deutliche Aufgabenstellung zuweise. "Da ist die Lobbyarbeit für Senioren verankert. Wir werden uns in der nächsten Zeit Zug um Zug Themen aus dem Kreisseniorenplan heraussuchen, um diese abzuarbeiten. Das ist unser Drehbuch für die kommenden Jahre."