Das Einkaufscenter von der Nägelesgrabenstraße aus gesehen. Die massive Front mit den zwei Wohngeschossen oben soll noch aufgelockert werden. Ganz rechts das Spital. Foto: Otto/Skizze: Schaudt Foto: Schwarzwälder-Bote

Neubau am Nägelesgraben soll weiteres Wohngeschoss bekommen / Drogerie Müller und Mode-Maier kommen

Von Corinne Otto

Rottweil. In Sachen Höhe ist der Rottweiler Gemeinderat ja seit der Turm-Diskussion einiges gewohnt. Mit einem zusätzlichen Geschoss für das Einkaufscenter am Nägelesgraben tat sich das Gremium am Mittwoch dennoch schwer. Die bittere Erkenntnis der Debatte: Die Kröte muss man wohl schlucken.

Bei der Präsentation des neuen Entwurfs hatten Architekt Martin Cleffmann vom Büro Schaudt und Projektbeauftragter Christian Neudeck von der Aktiv-Group als Investor das neue Wohngeschoss schon fast beiläufig erwähnt – die erstaunten Nachfragen aus dem Gremium folgten dann aber auf dem Fuß. Ursprünglich war geplant, das Grundstück an der Ecke Nägelesgrabenstraße/Schlachthausstraße (derzeit Schotterparkplatz) mit einem dreigeschossigen Komplex zu überbauen: zwei Geschosse für die Ladengeschäfte, eines für Wohnungen. Jetzt ist ein weiteres Wohngeschoss vorgesehen. Der Bau wächst damit auf 14 Meter Höhe. 18 Wohneinheiten entstehen. Und die Planer redeten schließlich Tacheles: "Aus wirtschaftlichen Gründen können wir darauf nicht verzichten." Rumms.

Zwar hatte Stadtrat Jörg Stauss (FWV) das "Riesen-Bollwerk" als "absolutes No-Go" bezeichnet und die Räte Jürgen Mehl (SPD) und Hermann Breucha (FWV) die dadurch zerstörte "Sichtbeziehung" zur Innenstadt bemängelt – doch nach der klaren Ansage der Planer ging es schnell nur noch um die Frage: "Wie verpacken wir es am Besten?" Vor allem die bündig verlaufende Fassade missfiel den Räten. Es wurde gefordert, die Wohngeschosse etwas einzurücken. Fachbereichsleiter Lothar Huber räumte ein, dass die Gestaltung noch überarbeitet werden müsste. "Heute geht es nur um den Einstieg ins Verfahren", stellte er klar, und betonte, dass man sich im Grundsatz wohl einig sei: "Wir wollen die Einzelhandelsstärkung."

Zwei große Mieter werden den Neubau nutzen, jeweils auf rund 1500 Quadratmetern über zwei Etagen: der Drogeriemarkt Müller – bislang am Friedrichsplatz angesiedelt – und der Modemarkt Maier. Hinter letzterem verbirgt sich die Handelskette AWG. Die Verträge seien zwar noch nicht unterschrieben, doch man stehe kurz davor, informierte Christian Neudeck. Der Drogeriekette Müller sei wichtig gewesen, einen starken zweiten Mieter im Gebäude zu haben. Dies sei mit dem Modemarkt Maier mit Sitz in Köngen gegeben. "Maier ist kein Discounter, sondern bietet Marken an", betonte Neudeck. Das genaue Sortiment werde mit dem Einzelhandel in der Stadt abgestimmt.

Angeliefert wird die Ware übrigens entgegen des bisherigen Entwurfs nicht über die Nägelesgrabenstraße, sondern über die Schlachthausstraße. Dafür muss die Verkehrsführung geändert werden, erklärte Lothar Huber. Lastwagen sollen dann auch entgegen der Einbahnstraßenregelung einfahren können.

Und dann gibt es noch die Tiefgarage, in der 92 Stellplätze entstehen. Bis zu 27 davon sind "Privatstellplätze" für die Mieter. "Die Tiefgarage kostet – das müssen wir irgendwie finanzieren", nannten die Planer einen Hauptgrund für das Plus an Wohnungen. Die 18 Einheiten, die sich auch für ältere Menschen eignen sollen (eventuell in Verbindung mit einer Versorgung durch das benachbarte Pflegeheim) sind für Hubert Nowack (Grüne) "eine tolle Sache". Mehr könne man aus dem Gebäude nicht rausholen.

Dem Einstieg ins Verfahren zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans stimmten das Gremium bei einer Nein-Stimme von Heide Friederichs (FFR) und drei Enthaltungen zu. In nichtöffentlicher Sitzung folgte dann auch ein Ja zum Verkauf des Grundstücks an die Aktiv-Group. Das Projekt Einkaufscenter kann beginnen.