Schubertiade verdichtet im Rottweiler Badhaus Bilder und Szenen zum Seelenleben des bekannten Komponisten

Rottweil. Zu einer Schubertiade einzuladen, erfordert einen gewissen Mut – ist doch dieser Begriff bereits durch zahllose, ganz unterschiedliche Veranstaltungen besetzt.

Dass es durchaus lohnend sein kann, sich diesem Sujet mit neuen Ideen zu nähern, bewies das Vokalensemble MännerStimmen mit seinem Leiter Johannes Michael Bayer. Dem Konzept dieser Schubertiade im Rottweiler Badhaus lag eine innige Verbindung von Text und Musik, von biografischen Fakten und freier Erfindung zu Grunde. Die wesentlichen Erfolgselemente des Projekts waren ein stimmlich gut aufgestelltes A-cappella-Ensemble, die hochtalentierte Mezzosopranistin Julia Bernhart mit ihrer Begleiterin Yuelin Gong und der Rezitator Jacob Fauser vom "O-TON ensemble wort" der Musikhochschule Trossingen. Klug und schlüssig ausgewählte Texte aus Peter Härtlings Schubert-Roman, aus Briefen und Zeugnissen von Zeitgenossen des Komponisten verdichteten sich zu Bildern und Szenen wie in einem Film. Daran hatte auch die Lichtregie von Christof Rademacher keinen geringen Anteil.

Jacob Fausers konzentrierter Vortrag mit klarer, stets präziser Stimme, in angenehmer Tonlage, wurde vom Publikum mit gespannter Aufmerksamkeit erwidert. Doch bei aller Gewichtigkeit des gesprochenen Wortes wurde das zentrale Element, die Musik, durch diese wortzentrierte Konzeption nicht in den Hintergrund gedrängt. Das war auch schlechterdings unmöglich. Zu eindrucksvoll waren die von Julia Bernhart intonationssicher – mal emphatisch, mal introvertiert – vorgetragenen Schubert‘schen Lieder aus dessen unterschiedlichen Schaffensphasen. Wenn sie ihre Bühnenerfahrung und schauspielerisches Talent einsetzte und die ganze Bühne zum Vortrag nutzte, hatte sie ihre eindrucksvollsten Momente. Dabei wurde sie einfühlsam von Yuelin Gong am Flügel begleitet.

Und das Vokalensemble MännerStimmen, nicht nur durch regelmäßige Konzerte, sondern auch in Rottweils wichtigster Jahreszeit eine gute Adresse für A-cappella-Chorgesang, hatte sich mit Bedacht seltener gehörte und äußerst anspruchsvolle Chorsätze ausgewählt.

Die Chorsänger meisterten die heikle Harmonik Schuberts, die sie ohne Unterlass auch in entlegene Tonarten führt, mit Bravour. Zum musikalischen Höhepunkt des Abends geriet das mit "Ständchen" – "Zögernd leise" überschriebene Werk für Mezzosopran, Männerchor und Klavier. Die zahlreichen Zuhörer nahmen tiefe, für viele vielleicht auch neue und erschütternde Einblicke in Franz Schuberts Leben und Seelenleben mit nach Hause.