Wie ein kaputter Zahn verschandelt das Haus Nummer 46 die schmucke Häuserreihe in der unteren Hauptstraße. Foto: Otto

Haus in der Hauptstraße 46 zerfällt zusehends, aber Stadt hat nur begrenzte Möglichkeiten.

Rottweil - Der Putz bröckelt auf die Straße, die Fensterläden hängen schief, alte Stromleitungen ragen aus der Wand und im Hauseingang liegt Müll – dieses Szenario bietet sich ausgerechnet in Rottweils neu herausgeputzter Stadtmitte. Das Haus in der unteren Hauptstraße 46 ist seit Jahren ein Schandfleck.

In der ansonsten schmucken Häuserreihe mit Fachgeschäften sticht die unansehnliche Fassade deutlich heraus, und so wird Karl Lambrecht bei seinen Stadtführungen immer wieder darauf angesprochen, was es mit dieser "Ruine" auf sich hat. "Das Haus ist ja innen total ausgebeint und stellt eine Gefahr dar", trug Lambrecht in der Bürgerfragestunde dem Gemeinderat vor. Und auch für die Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins Karin Huonker, die ihren Laden in der Nachbarschaft hat, ist der Zustand "wirklich ein Ärgernis".

Zuletzt war eine Spielhalle in dem Gebäude beheimatet. Nach einem Eigentümerwechsel wurde 2008 eine Baugenehmigung zur Sanierung erteilt. Doch die Bauarbeiten ruhen. Gegen den bröckelnden Putz hatte der Eigentümer zwar nach Aufforderung aus Holz eine Art "Auffangschale" an der Hausfassade montiert, "aber die wurde schon im letzten Winter von einer Lawine mitgerissen", hat Karin Huonker beobachtet.

Ein Sicherheitsrisiko mitten in der Stadt? Marcus Kempka, Leiter der Abteilung Bauordnung und Denkmalschutz, betont auf Anfrage, dass vom Architekten Maßnahmen zur Verbesserung der Statik getroffen worden seien und auch an den Außenwänden Überprüfungen stattgefunden hätten. Allerdings habe die Stadt bei einem Privatgebäude "nur sehr begrenzte Möglichkeiten", einzugreifen oder den Bau zu beschleunigen. Das Haus befinde sich rechtlich "im Bau". Haftbar seien Bauherr und Architekt. Geplant sei im Erdgeschoss eine Spielhalle, darüber ein Café, ein Büro und Wohnungen.

"Was die städtebauliche Wirkung insbesondere für Tourismus und Handel anbelangt, betrachten wir den Zustand der Fassade natürlich mit Sorge", so Kempka. Die Stadt werde sich noch diese Woche erneut an den Bauherrn wenden. Dann werde man um einen Ortstermin bitten, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.