Die Purzelbaum-Mädels begeistern mit ihrem Afrika-Tanz beim Ball der Narrhalla. Fotos: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnetsball: Aus der Stadt in alle Welt

Sollte es irgendwann mal abgelegene Orte auf diesem Planeten gegeben haben, wo man noch nichts von der Rottweiler Fasnet, von Turm oder Hängebrücke mitbekommen haben soll, so weiß man nun spätestens seit dem Narrhalla-Ball am Samstag in der ganzen Welt Bescheid.

Rottweil. Beim Ball der Nationen haben im Sonnensaal Deutsche und Franzosen, Spanier und Italiener, Afrikaner und Inder, US-Amerikaner und Brasilianer gemeinsam gefeiert – und spannende Einblicke in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadt der Türme bekommen. Die Narrhallesen hatten für die Gäste ein Programm der Extraklasse vorbereitet, und die bewährte Mischung aus Sketch, Show, Musik und Tanz kam bestens an.

In mehreren Sprachen begrüßte Oberelfer Stephan Drobny das Publikum und zeigte: Frei übersetzt kann der Narrenruf Hu-hu-hu auch mal wie Ciao-Ciao-Ciao oder Salve-Salve-Salve klingen. So international und kunterbunt es an dem Abend auch zuging: Sebastian Faulhaber, Thomas Grathwohl, Christoph Krajewski und Sylvia Grathwohl führten vor Augen, warum Auswärtige beim Narrensprung in Rottweil auch ein leidiges Thema sind. Die Larve vom Biss, der Schirm vom Schantle, der Kittel vom Fransenkleidle und die Hose vom Federahannes – so soll die von Sylvia Grathwohl dargestellte Protagonistin kurz vor acht zum Narrensprung gekommen sein. "Es war ein schwerer Moment für mi", verriet sie in ihrem Lied. Alle hätten sie angeguckt. Und die Reaktion war verständlich: "Du bisch doch net gscheit, so kann man net ganga." Das Publikum lachte Tränen.

In einem anderen Lied erklärten die Akteure, was Fasnet für sie bedeutet – und das auf Französisch, Englisch, Spanisch, Türkisch, Latein und Schwyzerdütsch. Bei "Mir gehn d’Stadt nab" sang dann jeder im Saal mit, egal ob als Ire, Italiener oder Chinese verkleidet.

Heiße Rhythmen und spanisches Feuer brachten die jungen Tänzerinnen und ein Tänzer mit in den Sonnensaal. Mit prächtigen Kostümen und perfekt einstudierter Choreografie begeisterten sie die Zuschauer. Ebenso als Spanierinnen verkleidet nahmen Georg Hauser und Andreas Wilkens das Stadtgeschehen aufs Korn. In Zukunft werde man so viele Brücken bauen, dass man von einem Haus zum anderen nur noch über eine Hängebrücke gehen könne, wussten die beiden. Die Activ-Group könnte man in Rottweil zu Taxifahrern machen, wenn die vielen Touristen nach Rottweil kommen, schmunzelten Hauser und Wilkens. "Dann können sie nach den vielen passiven Jahren mal wieder aktiv werden", erklärten sie.

Duo Breuchsner vermisst nicht nur den Wohnsitz

Zu Besuch war beim Ball der Nationen auch der König aus dem afrikanischen Kongo. Dieser hat die besten Frauen seines Landes mitgebracht: Sie entpuppten sich als fantastische Purzelbaum-Mädels und boten auf der Bühne Tanz und Spitzenakrobatik. Als Minderheit ohne festen Wohnsitz regten sich Hermann Breucha und Michael Leuchsner auf: "Kaum noch ein freies Plätzle kann man in der Stadt kriegen, seitdem die Massen an Touristen nach Rottweil kommen." Die beiden nahmen gekonnt viele stadtbekannte Rottweiler auf die Schippe: die Brückengegner mit dem Eisvogel im Neckartal etwa, Dieter Albrecht als Bürgermeisterkandidat für Zimmern oder auch Christian Bühl, der neben dem Larvenschnitzen hin und wieder bei der Volksbank schafft. Die obdachlosen Breucha und Leuchsner empörten sich, dass der Turm immer noch hüllenlos ist und lobten den OB Broß für sein griffiges, überzeugendes Vier-Punkte-Programm: Ich, will, Oberbürgermeister, bleiben. Die beiden hatten auch herausgefunden, wofür man bei den ganzen Bürgerentscheiden noch den Gemeinderat braucht: für Steuer- und Gebührenerhöhungen nämlich.

Dann gab es gleich zwei große Weltreisen. Heidi und Peter wurden auf ihrer Reise vom Männerballett unterstützt. Dieses servierte eine Palette von Samba über Breakdance und indische Tänze bis zum Varieté-Auftritt im Moulin Rouge – da waren Beifallsstürme und Zugabe-Rufe vorprogrammiert. Und die Narrhalla-Sänger begaben sich als Vertreter verschiedener Nationen auf Reise.

Nach dem großen Finale ging die Polonaise durch den Saal, und mit der Band "Take a Dance" feierte man ausgelassen bis in die Nacht hinein.