Sprecher Stefan Mauch (vorne, Mitte) versammelt Mitglieder der neuen Agenda-Gruppe um sich. Foto: Sucker Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehr: Ehrgeizige Vision einer "Rad-Kulturstadt Rottweil" / Ideen-Sammlung beim Grünen-Stammtisch

Rottweil. Stammtische genießen den Ruf, dass dort eher Sprüche geklopft werden. Dass es anders geht, bewies der jüngste Grünen-Stammtisch zur Radmobilität in Rottweil. Zwar wurde auch dort eine Fülle von Projektideen ausgeheckt, wie man das Radeln erleichtern kann, es gab aber auch handfeste Beschlüsse. Vor allem den: Die Gäste bei Rottweils Grünen gründeten eine neue Gruppe der Lokalen Agenda 21 Rottweil.

Überparteilich verfolgt die jüngste Agenda-Gruppe die ehrgeizige Vision einer "Rad-Kulturstadt Rottweil". Sprecher der Gruppe ist Stefan Mauch.

Dieser Beschluss war inspiriert von der erfolgreichen Aktion des Frühlings-Radchecks am 29. April. Doch beim fleißigen Reparieren konnte man immer wieder Blicke auf die Autoschlangen riskieren, die sich vormittags durch die Stadt wälzten. Frank Sucker meinte: "Lärm und Abgase von Verbrennungsmotoren beleidigen die Schönheit unserer Innenstadt. Fußgänger und Radfahrer hingegen sorgen für das nötige Flair und Lebensqualität."

Laut Pressemitteilung haben die Grünen den Eindruck, dass "der Radverkehr endlich als wichtiges Stadtthema gesetzt ist". Darauf ließen Äußerungen des Oberbürgermeisters hoffen, dass bei der Radmobilität "noch Luft nach oben ist". Dazu dränge aber auch das miserable Zeugnis, das der Fahrradklima-Test des ADFC soeben Rottweil verpasst hat.

Wieviel Geld ist Rottweil der Radverkehr wert? In Tübingen sind es jährlich fünf Euro pro Einwohner, in Münster 15 Euro. Was also tun? Dreh- und Angelpunkt ist: mehr Sicherheit für Radler. Querungen müssten auffallend markiert werden zum Schutz vor Rechtsabbiegern. Auch einladende, klar strukturierte Radlerachsen in die Innenstadt erschienen ganz wichtig. Lukas Heltzel mahnte aber: "Wir dürfen nicht die Schwachstellen außerhalb der Kernstadt übersehen. Bis hin zu Nachbardörfern."

Solche Knackpunkte möchte die Gruppe sorgfältig erheben. Bis zur nächsten Sitzung entsteht dazu ein Fragebogen, und mit dem fertigen Exemplar geht’s am 8. Juli dann raus an die Öffentlichkeit. Nach der Auswertung soll der Kontakt zur Stadtverwaltung gesucht werden.

Neben solchen praktischen Fragen, gerieten immer wieder weitere Perspektiven einer Rottweiler Radkultur in den Blick. Einkaufen mit dem Fahrrad? Margit Gärtner und Stefan Mauch sehen hier ein großes Potenzial. Dazu will die Agenda-Gruppe mit dem Rottweiler Gewerbe- und Handelsverein (GHV) ins Gespräch kommen. Vergleichbar den Rottweiler Liegestühlen könnte man laut Mauch auch ein "Rottweiler Radanhängerle" entwerfen. Und wie wär’s damit, dem Tipp des Spiegelredakteurs Holger Dambeck zu folgen, Rottweil seiner hügeligen Landschaft wegen zu einer Modellstadt für E-Bikes zu machen?

Viele Projekte also. Um diese voranzutreiben, schlug Hubert Nowack einen Fahrradbeauftragten vor. Dieser könnte auch Schnittstelle zwischen Stadtverwaltung und bürgerschaftlicher Agenda-Gruppe sein.

Weitere Informationen: www.gruene-rottweil-zimmern.de www.youtube.com/watch?v=GnhAykrp4ZU