Fotos: Fortner Foto: Schwarzwälder-Bote

Rottweiler Christoph Fortner hat eine Paddel-Schule am Bodensee gegründet

Wenn Christoph Fortner nicht an sein Handy geht, dann ist er auf dem Wasser. Der SUP-Virus hat ihn gepackt und das Leben des Rottweilers gehörig durcheinandergewirbelt. Kaum hat er das "Stand-up-paddling" für sich entdeckt, hat er auch schon eine SUP-Schule eröffnet.

Rottweil. "Das Ganze ist förmlich explodiert", sagt der 57-Jährige, und kann irgendwie selbst kaum fassen, was in den vergangenen zwei Jahren alles passiert ist. Gerade ist er nach zehn Tagen an seiner neuen SUP-Basisstation in Hegne am Bodensee wieder in sein "normales Leben" – zu Familie und dem eigenen Versicherungsbüro in Rottweil – zurückgekehrt. "Wir haben die letzten Tage zwei neue Big-SUPs ausprobiert – absolut genial, die nehm ich in mein Programm auf", sprudelt es aus ihm heraus.

Wasser und Schnee miteinander verbunden

Zur Erklärung: SUPs, das sind Surfbrett-ähnliche Sportgeräte, mit denen man sich stehend per Paddel auf dem Wasser fortbewegt. Ein Trendsport, der immer mehr Menschen begeistert – und der bei Fortner eingeschlagen hat wie eine Bombe. Seit einem Jahr hat er eine eigene SUP-Schule am Bodensee, bietet Kurse und Events an und verbindet das Ganze auch noch mit seiner zweiten Leidenschaft, dem Schneeschuh-Wandern. Deshalb heißt seine vor eineinhalb Jahren gegründete Firma "SuP Rottweil – Schneeschuh und Paddel".

Doch von vorn. Das Verrückte ist, dass der 57-Jährige erst vor zwei Jahren überhaupt zum ersten Mal auf einem solchen Brett gestanden hat. Beim Campen in Hegne, wo er mit der Familie seit 30 Jahren Dauergast ist, bat er einen anderen Gast, es mal ausprobieren zu dürfen. Ein Versuch mit Folgen. Das Gleiten übers Wasser, der Körpereinsatz und die schnellen Fortschritte, das alles begeisterte ihn vom ersten Moment an. Manch einer würde sich einfach selbst ein Brett kaufen und den neuen Sport fortan genießen. Doch wer den umtriebigen 57-Jährigen kennt, ahnt, dass es bei ihm nicht dabei blieb. Er ist eine Sportskanone, seit 40 Jahren im Skiclub Rottweil aktiv, gibt seit 1981 Skikurse, Schneeschuhkurse, hat Radgruppen geleitet, ist gesurft und Wasserski gefahren.

Schon nach kurzer Zeit gibt’s den Aha-Effekt

Prompt hat er kurz nach seinem ersten SUP-Kontakt beschlossen, Instructor zu werden, um selbst Kurse geben zu können. Fortner erzählt schmunzelnd, dass er sich da allerdings zunächst etwas überschätzt hat. Beim Ausbildungskurs am Schluchsee sei er über das hohe Niveau doch erstaunt gewesen. "Mit Draufstehen und Paddeln ist es nicht getan." Ihm wurde geraten, noch etwas Erfahrung zu sammeln und dann die Prüfung nachzuholen. Fortan paddelte er den Bodensee hoch und runter. "Im Januar letzten Jahres erhielt ich dann den Anruf, dass ich auf dem Neckar die Prüfung ablegen könnte – bei 50 Zentimeter Neuschnee." Fortner bestand.

Ob Schicksal oder Fügung – es musste wohl einfach so sein, dass der Platzwart auf dem Campingplatz in Hegne auch ein Rottweiler ist. "Matthias Kunz hat mir ermöglicht, dort eine Basisstation einzurichten", erzählt Fortner. Ein Riesenglück, denn sonst bestehe da am Bodensee keine Chance. Mittlerweile hat Fortner dort mit "SuP Rottweil" 20 Bretter für Kurse und zum Verleihen, dazu Neopren- und Trockenanzüge – und jede Menge Ideen. Events wie "Pasta und Paddeln" oder "Water and Snow" – mit einer winterlichen Paddeltour über den halbgefrorenen See samt anschließender Schneeschuhtour auf dem Pfänder – sind der Renner. Als nächstes werden besagte Big-SUPs angeschafft, für bis zu zehn Personen auf einem Brett. Ein Riesenspaß für Gruppen, freut sich Fortner schon jetzt.

Inzwischen hat er schon vielen Anfängern das Paddeln beigebracht – darunter sehr viele Rottweiler, wie er schmunzelnd erzählt. "Mein jüngster Teilnehmer war sechs, mein ältester 76 Jahre alt." Nach einem eineinhalbstündigen Basiskurs könne man ein Brett selbstständig führen. Die verschiedenen Paddelschläge werden vermittelt, zudem geht es um Wetterkunde und die Sicherheit. Und zum Abschluss gibt es eine kleine Tour über den See. "Auf dem Brett gibt es diesen Aha-Effekt – das positive Feedback der Teilnehmer ist einfach toll", freut sich Fortner.

In Gedanken ist er schon wieder auf dem Wasser. "Ich will eine Tour auf dem Eibsee anbieten – und eine Tour vom Mainzer Dom zum Kölner Dom wäre der Wahnsinn", gerät er ins Schwärmen. Die Familie allerdings schwärmt nicht immer: "Hegne, das war früher pure Erholung – das ist jetzt natürlich nicht mehr so", räumt er ein. Doch für ihn ist es den Stress wert. "Es knallt, es boomt. Und dass ich meine beiden sportlichen Leidenschaften auf dem Wasser und im Schnee so vereinen kann – das ist echt ein Geschenk."

Weitere Informationen: www.sup-rottweil.de