Jeder singt so gut er kann: An Heiligabend findet sich im Gemeindehaus Adolph Kolping ein vielstimmiger Chor zusammen. Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Heiligabend: Spittelmühle und Münstergemeinde organisieren gemeinsame Feier im Gemeindehaus

An diesem Abend ist alles anders. Der graue, manchmal bedrohliche Alltag rückt für ein paar Stunden in den Hintergrund, wenn gemeinsam Heiligabend gefeiert wird.

Rottweil. Drei Dutzend Menschen kommen nach und nach ins Gemeindehaus Adolph Kolping. Es sind Leute aus der Spittelmühle, Leute aus der Stadt, die Angst vor der Einsamkeit haben, die an diesem Abend, der so hoch aufgeladen ist, doppelt schwer wiegt, Menschen, an denen die guten Zeiten derzeit vorbei gehen. Und es sind Menschen, die daran mitwirken wollen, diesen Abend zu einem besonderen zu machen. Die Münstergemeinde hat eingeladen, der Sozialausschuss mit vielen Helfern aus der Gemeinde alles vorbereitet. Hand in Hand mit dem Team von der Spittelmühle wird das Fest organisiert.

Das ist seit Jahren gute Tradition. Und doch gibt es Platz für Neues. Zum Beispiel beim Festessen. Nicht, dass es an diesem Abend gemischten Braten gibt. Neu ist das Dessert. Wenn schon Fest, dann aber richtig: Über die Sozialaktion der Gemeinde Auferstehung Christi haben sich zwei junge Mütter aus Nachbargemeinden angesprochen gefühlt, aktiv zu werden, berichtet Gemeindereferentin Sigrun Mei. Eine erzählte von der besonderen Einstimmung, die das Treffen zur Vorbereitung geboten habe. Sich vor Weihnachten noch einmal zu sehen und einen schönen Abend zu verbringen ist auch so eine Art Bescherung. Auf der anderen Seite steht eine schöne – und leckere Bescherung – für die Teilnehmer der Heiligabendfeier.

Neu ist auch die musikalische Einstimmung. Zumindest teilweise. Die Lieder sind dieselben. Die Textblätter geben das Programm vor. Begleitet wird dieses Jahr mit dem Keyboard: Irina Balabier greift in die Tasten. Bei "Heidschi Bumbeidschi" bleiben die Solistinnen um Verena Gaiffi, die als Sozialarbeiterin die Vorbereitung auf Seiten der Spittelmühle organisiert hat, noch weitgehend unter sich. "Leise rieselt der Schnee" bringt immerhin ein vielstimmiges Summen zusammen – und bei "Oh, Tannenbaum" singen die Teilnehmer voller Inbrunst, jeder so gut er kann. Schön? Gemeinsam! Jeder trägt in diesem Moment ein bisschen dazu bei.

Zur Begrüßung baut Sigrun Mei angesichts der "neuen Bilder", von denen Weihnachten 2016 geprägt ist, auch der "dunklen Bilder", die kurz vor dem Fest die Menschen erreichten, eine Brücke: "Wir feiern, dass wir die Sehnsucht nach Frieden nicht aufgeben." Und Friede beginne nicht erst dort, wo die Waffen beiseite gelegt werden, sondern, wenn man "mit dem Gegenüber am Tisch eine frohe Stunde erleben kann". Zusammen mit Brigitte Link hat sie die Organisation auf Seiten der Münstergemeinde übernommen – und gesteht, dass der Besuch der Gemeinschaft bei der Heiligabendfeier für sie beim inzwischen fünften Mal "schon ein bisschen ähnlich wie ›Familie‹" sei.

Zur Feier gehört natürlich die Weihnachtsgeschichte, die Mei vorträgt – und mit dem Hinweis auf die Krippe im Gemeindehaus und einer Meditation in den Raum holt. Das verleitet einen Gast zu einem ebenso spontanen wie überzeugten "Bravo!". Und die Einstimmung geht weiter – das Programm ist auch deshalb hochwillkommen, weil es in der Küche gerade noch ein bisschen hakt. So ergreift Stadträtin Heide Friedrichs das Wort und trägt die Geschichte vom König, dem Bauern und dem Knecht vor. Und, sie hat es Verena Gaiffi versprochen, gleich noch ein Weihnachtslied.

Damit ist die Zeit gekommen, das Festmahl zu eröffnen. Nach einem Gebet ist es so weit. Es wird mächtig aufgetischt! Und es wird ausgiebig gespeist. So darf es auch weitergehen, denn viele fleißige Hände haben auf diesen Abend hin Gaben zusammengetragen, Weihnachtsgebäck in großem Maßstab gebacken und Geschenkpäckchen vorbereitet. Für jeden Gast ist eines dabei, das er später mit nach Hause nehmen darf. So klingt Weihnachten auf jeden Fall nach.