Das Betreuungsangebot für unter Dreijährige ist in Rottweil groß, muss aber dennoch erweitert werden. Foto: Seeger

Stadt verhandelt über Möglichkeiten zur Schaffung weiterer Krippenplätze. Traumhafte Quote reicht nicht.

Rottweil - Das Thema Kleinkindbetreuung beschäftigt die Stadt kontinuierlich: Denn trotz einer bereits erreichten traumhaften Betreuungsquote von 50 Prozent müssen weitere Krippenplätze geschaffen werden. Die Stadt verhandelt jetzt mit Betrieben über Betreuungsangebote.

Zwei neue Krippengruppen im Johanniterkindergarten, ein neues Angebot in Hausen – stetig erweitert die Stadt derzeit die Zahl der Betreuungsplätze für die unter Dreijährigen, doch für den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab August 2013 reicht es nicht. Und das, obwohl man in Rottweil das ursprünglich vorgegebene Ziel einer Betreuungsquote von 33 Prozent längst weit überschritten hat.

"Im Landesdurchschnitt betrachtet sind wir spitze, und das wollen wir auch bleiben", so Bürgermeister Werner Guhl. Allerdings habe sich gezeigt, dass mit jeder Einrichtung einer weiteren Krippengruppe auch die Resonanz steigt und sich die Wartelisten füllen. Momentan gibt es 130 Krippenplätze (für 181 Kinder, da sich manche einen Platz in der Woche teilen), 70 Plätze bei Tagesmüttern und rund 20 Plätze in altersgemischten Gruppen.

In nicht öffentlicher Sitzung unterbreitete die Verwaltung dem Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss am Mittwochabend, wie weitere Plätze geschaffen werden sollen. Derzeit verhandelt die Stadt konkret mit zwei Betrieben über die Einrichtung von Betriebskindergärten und ein entsprechendes Angebot für unter Dreijährige. Mit einem Betrieb seien die Gespräche schon relativ weit gediehen, fix ist jedoch noch nichts. Zudem werden frei räumliche Möglichkeiten in den Schulen geprüft, beispielsweise in der Göllsdorfer Schule oder der Römerschule.

In jedem Fall hätte man den Vorteil, dass die Räume vorhanden sind und keine größeren Bauprojekte gestemmt werden müssen, so Oberbürgermeister Ralf Broß. Mit der personellen Ausstattung gebe es – im Gegensatz zu anderen Städten und Gemeinden – erfahrungsgemäß in Rottweil wenig Probleme. Dies mag auch mit dem vor Ort ansässigen Edith-Stein-Institut zusammenhängen.

Bereits jetzt schlägt die Kleinkindbetreuung in Rottweil mit 4,7 Millionen Euro zu Buche, dem stehen 2,7 Millionen Euro an Zuschüssen gegenüber. Broß und Guhl betonen jedoch, dass man den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz keineswegs als lästige Pflicht, geschweige denn als alleinigen Antrieb zum Ausbau des Betreuungsangebots sehe. Vielmehr habe die Stadt die bestmögliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon vor Jahren in ihrem Leitbild verankert. "Wir wissen, dass das ein wichtiger Standortfaktor ist", so Broß. "Agieren statt reagieren", heiße deshalb in Sachen Kleinkindbetreuung seit langem das Motto. Das weitere Vorgehen wird am Dienstag, 13. November, in der Kindergartenkommission beraten.