Vier vergnügliche Abende beschert Comedian Heinrich Del Core dem Publikum in Rottweil im Stadtgraben. Foto: (kw)

Heinrich Del Core sorgt für vier ausverkaufte Abende. Vorstellung wieder live und direkt.

Rottweil - Mit interessanten, recht unterschiedlichen Gästen hat der Zimmerner Comedian Heinrich Del Core an vier Abenden das Publikum begeistert.

Not macht bekanntlich erfinderisch. Im Urlaub sei die Idee entstanden, den Comedy Club spontan vom Kapuziner in den Stadtgraben als Open-Air-Veranstaltung zu verlegen, verriet der Gewinner vieler Kleinkunstpreise den Gästen. Und es war ein genialer Einfall Del Cores, wie sich zeigte. Vier ausverkaufte Veranstaltungen, Comedy- und Kabarettkünstler, die förmlich danach lechzten, wieder auf der Bühne stehen zu dürfen, und ein ausgehungertes, begeisterungsfähiges Publikum - der Rottweiler Stadtgraben erlebte eine kulturelle Renaissance. "Figa & Schuss" mit Erwin Beck und Ralf Trouillet ließen mit ihren Gitarren und Stimmen beim musikalischen Warm up einen Hauch Ferienzauber-Feeling - wenn auch im Miniformat - in der Parkanlage aufkommen.

Blick in Scheinwerfer von Autos

Fast alle Künstler an diesem Abend deuteten es an: Von der Bühne aus in die Augen von Menschen zu blicken, sei ein anderes Gefühl, als bei Auftritten in die Scheinwerfer von Autos zu starren. Händeklatschen als Beifall höre sich doch ganz anders an, als das Hupen von Autos.

Mit entsprechendem Elan und Begeisterung präsentierten sich die Künstler aus dem Genre Comedy. Gastgeber Del Core gab ein paar Kostproben aus seinem aktuellen Programm "GLÜCK ghabt". Köstlich sind seine persönlichen Wahrnehmungen, wenn ihn seine Frau auf dem Weg nach Hause aus heiterem Himmel plötzlich per Telefon noch in ein Einkaufszentrum dirigiert und er sich durch den Discounter-Irrgarten kämpfen muss. Die ursprünglichen "zwei Sachen" wachsen sich auf einmal zur langen Liste aus.

Gästen fror das Lachen ab und zu regelrecht ein

Thomas Fröschle, schon beim ersten Comedy Club dabei, startete seinen Angriff auf das Zwerchfell der Zuhörer mit einer gelungenen Parodie auf die äußerst komplizierte und nervige Unterhaltung mit dem Mitarbeiter einer Fastfood-Kette am Drive-in-Schalter, wenn das Mikrofon und der Lautsprecher mal wieder nicht richtig funktionieren und nur abgehackte Sätze zu hören sind. Eine starke pantomimische Leistung bot er auch beim imitierten Soundcheck einer Rockband.

Die kürzeste Anreise hatte Frank Golischewski. Der in Trossingen wohnhafte Autor vieler Bühnenwerke und Solist bei närrischen Veranstaltungen beim Mombacher Carneval Verein nahm die Schlager der vergangenen Jahrzehnte kritisch unter die Lupe. "70 Jahre Reiseweltmeister" – so war der recht amüsante Rückblick des Sängers und Pianisten beim Auftritt im Stadtgraben überschrieben.

Bissig, direkt, teilweise sarkastisch und provokant präsentierte sich der Kölner Fatih Çevikkollu in seiner tiefsinnigen Betrachtung mit Nachhall zum Übergang in eine neue digitale Zeitepoche. Er verteilte dabei etliche politische und gesellschaftskritische Seitenhiebe. Ab und zu gefror den Gästen das Lachen regelrecht ein. Seine Erkenntnis: "Als das Telefon noch festgebunden war, da waren wir noch frei."

Verbal-Angriffe unter der Gürtellinie

Herzzerreißendes Gelächter löste das höchst skurrile und schräge Komiker-Paar "Emmi & Willnowsky" (Christoph Dompke und Christian Willner) aus. Überzeugend und äußerst unterhaltsam spielten die beiden ihre Rollen als älteres Paar: Emmi eine erfolglose, alternde Kammersängerin und er ein mittelloser Pianist aus der ehemaligen Sowjetunion. Ihre gegenseitigen Verbal-Angriffe waren witzig, gingen aber auch öfters zielgerichtet unter die Gürtellinie. Doch sie spielten ja nur Theater, sangen sie am Ende ihres Auftritts.

Del Core bedankte sich am Schluss bei den vielen Helfern und Unterstützern. Ohne die Mithilfe vieler Menschen hätten er und seine Frau diese kurzfristig initiierte Veranstaltung nicht stemmen können.