Neu neben alt? Wo jetzt noch zwischen Münster und Gefängnis Autos parken, wird ein Neubau entstehen. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat will für Neubau an der Höllgasse nichts "Pseudo-Historisches" / Vier Architekturbüros beauftragt

Von Corinne Otto

Rottweil. Stadtbaumeister Lothar Huber war in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch hocherfreut – und wohl auch etwas überrascht: Während es sonst bei Projekten in der Innenstadt vor allem viele Warnungen und Mahnungen bezüglich der strengen Gestaltungssatzung gibt, heißt es bei der Planung zum Neubau in der Höllgasse plötzlich: alles nicht so eng sehen, Mut haben, Neues wagen.

Seit 2013 ist geplant, das Gelände der Alten Paketpost – heute ein Schotterparkplatz beim Gefängnis – neu zu bebauen. Investor ist die Firma Merz Wohnbau, die sich darauf eingelassen hat, noch gar nicht zu wissen, was sie da denn baut. Der Gemeinderat hat sich nämlich für eine Mehrfachbeauftragung von Architekturbüros entschieden. Vier ausgewählte Büros werden einen Baukörper planen. Eine Jury entscheidet dann, welcher der Beste ist. Bei zwei Enthaltungen gab der Gemeinderat dafür am Mittwoch grünes Licht.

Die Aufgabenstellung an die Büros – die in Abstimmung mit dem Investor erstellt wurde – war zuvor nochmals im Detail Thema. Gesucht wird eine "städtebauliche Lösung in zeitgemäßer Architektur". Der Neubau soll außerdem eine "Lenkfunktion an der Verbindung vom Nägelesgraben in die Historische Innenstadt" übernehmen. Ursprünglich war davon ausgegangen worden, dass auf der gesamten unteren Ebene ein großes Ladengeschäft entstehen soll. Dies habe sich nun aber als kaum realisierbar herausgestellt, so Huber. Die Fläche soll aufgeteilt werden, auch Gastronomie ist zulässig.

"Ich wünsche mir, dass dieses Projekt eine Pilotwirkung hat", setzt Walter Stegmann (FWV) hohe Erwartungen in die Architekten. Es sei eine mit der Umgebung verträgliche Außenhaut gefragt, dazu aber ein modernes Innenleben. Hermann Breucha ging weiter: "Die Gestaltungssatzung darf man hier auch mal nicht so eng sehen. Man muss jetzt Mut haben." Dieter Albrecht könnte sich sogar "einen hochmodernen Solitär" an dieser Stelle vorstellen – schließlich bilde der Neubau die Verbindung zum Nägelesgraben. Und Stadtrat Michael Gerlich (FDP) hofft, dass nicht so was "Pseudo-mittelalterliches" rauskommt wie das Neue Rathaus. Anforderungen an modernen Wohnraum, da war man sich einig, müssen erfüllt werden. "Nicht dass der Sanierungsbeirat wegen einer Gaube wieder Tränen vergießt", so Gerlich.

Man darf also gespannt sein. Im September sollen die Entwürfe der Öffentlichkeit präsentiert werden.