Museumschefin Martina Meyr gewährt Einblicke. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie: Sommergeschichten: In den Katakomben des Dominikanermuseums / Eine Nacht im Museum

Das klingt spannend. Besonders, wenn man die Filmkomödie aus dem Jahr 2006 kennt. Der Museumsnachtwächter, alias Ben Stiller, erlebt so manche Überraschung, wenn die Lichter ausgehen. Mal sehen, was das Dominikanermuseum zu bieten hat.

Rottweil. Im Gegensatz zum Hollywoodstreifen ist alles ruhig im Museum. Die Besucher und auch die Mitarbeiter sind längst zu Hause. In aller Ruhe kann ich mir all die Museumsschätze ansehen, durch die Sammlung Dursch schlendern, den Heiligen "Grüß Gott" sagen und mich von der Schönheit der mittelalterlichen Bildwerke begeistern lassen. Keiner steigt von seinem Sockel. Keiner wird lebendig. Kein Nikolaus, kein Antonius oder sonst wer. Alle bleiben ruhig stehen. Auch im Untergeschoss bei den Römern gibt’s keine Aufregung. Kaiser Vespasian und auch Orpheus machen keine Anstalten, lebendig zu werden.

In die "Katakomben"

Nachts im Museum? Das funktioniert wohl nur im Film... Aber dennoch ist es keinesfalls langweilig im Dominikanermuseum, denn Museumschefin Martina Meyr nimmt mich mit in die "Katakomben", quasi in den Museumskeller. Hier darf normalerweise kein Besucher rein. Höchstens mal ein Wissenschaftler oder ein Student, der aus dem Magazin etwas zu Forschungszwecken benötigt. Es geht durch viele Gänge und um viele Ecken, bis wir endlich ankommen. Und schließlich öffnet sich die Tür. Aber es ist nicht viel zu sehen.

Neben ein paar alten, wohl römischen Steinen, stehen dort Schachteln. Aus Pappe. Soweit das Auge reicht. Große. Kleine. Beschriftete und Unbeschriftete. Fein säuberlich aufgereiht in den Regalen an der Wand.

Wissenschaftlicher Wert

In einer hinteren Ecke finden sich überzählige Sockel aus der Sammlung Dursch. Besondere Exponate seien hier nicht zu finden. "Die guten Stücke haben wir alle in der Ausstellung", informiert Museumschefin Martina Meyr. Das eine oder andere Exponat, das hier – natürlich gut dokumentiert und katalogisiert – lagert, werde hier und da mal an andere Museen für Sonderausstellungen ausgeliehen.

Der Inhalt der Kisten? Scherben über Scherben. Überwiegend von terra sigillata (römische Keramik). Viele stammen vom Nikolausfeld, weiß Meyr. "Aber in den Kisten haben wir Scherben, die ganz alt sind, aber auch relativ neue. Das ist alles Bruchkeramik, die wissenschaftlichen Wert hat", so Meyr. Da möchte man doch zu gern mal versuchen, diese Scherben wieder zu einer schönen Schale zusammenzusetzen. Scherbenkisten gibt es jedenfalls en masse. Und um all diese Teilchen zusammenzusetzen, die sicherlich nicht komplett sind, bräuchte man viel Zeit und eine Menge Geduld. Also nix für mich. "Die Funde sind wichtig für die Forschung." Die neuen Funde werden allerdings nicht mehr hier gelagert, sondern wandern ins Zentralarchiv in Rastatt.

Alles, was vor 1969 ausgegraben wurde, sei im Eigentum der Stadt. Kiste für Kiste schauen wir uns an. Bei vielen Scherben wisse man nicht, auf welcher Gemarkung sie überhaupt gefunden wurden. Da sie aber wichtig sein könnten, werden sie aufbewahrt und schlummern nun im Archiv. Außer römischen Funden gibt es hier unten allerdings nicht viel zu sehen. Die Exponate der Sammlung Dursch sind komplett ausgestellt. Aber auch zum Thema Stadtgeschichte sei vieles eingelagert.

"Die besten Sachen haben wir eben ausgestellt", sagt Martina Meyr, während sie mich wieder zum Ausgang führt. Und noch immer sind Orpheus, Vespasian und all die anderen ganz still an ihrem Platz...

In unserer Sommerserie "Nachts allein ..." werfen wir in unregelmäßigen Abständen einen ganz besonderen Blick in und auf die Dinge. Was passiert, wenn alle schlafen und der Tagestrubel vorüber ist? Manches erwacht heimlich zum Leben, anderes versinkt für Stunden in einen Dornröschenschlaf. Lassen Sie sich überraschen.