Nicht immer klappt's so reibungslos mit dem Schienen­ersatz-Bus. Zwei Zugfahrerinnen fuhr er jetzt vor der Nase davon. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Wegen 60 Sekunden Verspätung des Zuges: Bahnkunden sitzen ratlos in Rottweil herum und brauchen Stunden

Von Eva-Maria Huber

Kreis Rottweil. "Wir wollen, dass Sie erholt ankommen", verspricht die Bahn. Ganz und gar nicht erholt kamen nun zwei Frauen aus dem Kreis Rottweil in Villingen an. Der Schienenersatz-Bus ist ihnen vor der Nase weggefahren.

Für die zwei Dauerzugfahrerinnen ist der Schienenersatzverkehr nichts Neues. Doch was bisher ganz ordentlich geklappt hatte, lief diesmal völlig aus der Spur. Die beiden Berufstätigen, die eine aus Oberndorf, die andere aus Sulz, fuhren zunächst mit dem Regionalexpress nach Rottweil. Aufgrund von Gleisarbeiten ist die Bahnstrecke nach Schwenningen bis einschließlich Sonntag gesperrt. Der aus Stuttgart kommende Zug war jedoch am Dienstagmorgen fünf Minuten zu spät dran und erreichte die Rottweiler Gleise erst gegen 7.53, statt um 7.48 Uhr.

Die Frauen, die schon Richtung Unterführung unterwegs waren, sahen nur noch die Rücklichter ihres Schienenersatzes, der um 7.53 Uhr am Bahnhof losfährt. "Der fuhr ab ohne einen Fahrgast", erinnert sich einer der gut zehn Bahnfahrer, die auf den Ersatz angewiesen waren und nun erstmal "ziemlich blöd am Busbahnhof herumstanden". Ein paar wenige hatten sich ein Taxi bestellt oder waren abgeholt worden. Um 9.20 Uhr erst kamen die Berufstätigen dann letztendlich nach Villingen weiter. "Für eine eher überschaubare Fahrt brauchten wir so an die drei Stunden", meinten die Frauen, die mit reichlich Verspätung an ihrem Arbeitsplatz ankamen.

Vor der Weiterfahrt hatte die Gruppe noch gewartet, bis der Bahnschalter in Rottweil gegen 8.30 Uhr öffnete. Der Schalterbeamte wusste zunächst auch keinen Rat. Aus den Telefonaten hörten die äußerst verärgerten Bahnkunden aber heraus, dass es wohl keine Kommunikation zwischen Zugführern und eingesetzten Ersatzbussen gebe.

Ein Bahnsprecher in Stuttgart kann den Ärger der Fahrgäste zwar nachvollziehen, zumal es nur um eine Minute gegangen sei. "Warum der Mann losgefahren ist, kann ich nicht beurteilen. Ich kenne nicht die Situation vor Ort." Möglicherweise habe der Busfahrer die Gruppe nicht bemerkt.

Der Sprecher gibt jedoch zu bedenken, dass auch der Schienenersatzverkehr sich an exakt austarierte Fahrpläne halten müsse. "Ansonsten bricht alles zusammen, da sind schon fünf Minuten Wartezeit zu viel. Das ist wie bei Anschlusszügen, die können nur eine bestimmte Zeit warten." Der Vorfall soll nun zügig geklärt werden, mit dem Ziel, dass die Busfahrer des Schienenersatzes ein Feedback erhalten, falls Züge Verspätung haben.