Eric R. Schüler gibt einen Überblick über "Konrad Adenauer und die Europäische Integration", ein Thema, das in Ausstellungsform im Alten Rathaus nachzuvollziehen ist. Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung im Alten Rathaus zeigt die Bedeutung des ersten Bundeskanzlers und weist den Blick in die Zukunft

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil. Das griffige Zitat wurde gestern Abend fast zur Beschwörungsformel: Die Einheit Europas sei ein Traum von vielen gewesen, eine Hoffnung für viele geworden, und heute sei sie "eine Notwendigkeit für uns alle". Gesagt hat dies Konrad Adenauer, und zwar im Dezember 1954. Gut 57 Jahre später ist diese Überzeugung Zentrum der Einladung zu einer Ausstellung, Bürgermeister Werner Guhl führte sie gestern Abend zur Eröffnung der Ausstellung im Alten Rathaus noch einmal aus und nahm damit Eric R. Schüler die Schlussparade. Der Lehrbeauftragte am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg wollte auf diese denkwürdigen Sätze freilich nicht verzichten, brach sie in lockere Form auf und schlug mit ihnen einen Bogen zur aktuellen Politik. Damit war die Ausstellung eröffnet.

Bis 15. Juni ist im oberen Foyer des Alten Rathauses nachzulesen, was welche Bedeutung Konrad Adenauer für die Europäische Integration hatte – und was der europäische Gedanke für den ersten Kanzler der neuen Bundesrepublik bedeutete. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg hatte er sich nicht nur "dauernde Völkerversöhnung", sondern eben auch "Völkergemeinschaft zum Wohle Europas" aufs Panier geschrieben und mit dem Werkzeug, dies zu erreichen, den Schuman-Plan von 1950 vorweg genommen.

Schüler berichtete auch von frühen Krisen des großen Unterfangens, die gleichwohl in konstruktive Wege überleiteten. Das Scheitern der Verteidigungsunion 1954 in der französischen Nationalversammlung habe beispielsweise zu den Römischen Verträgen 1957 geführt. Ohne die wäre eine gewachsene Europäische Union kaum vorstellbar.

Was die Ausstellung der Konrad-Adenauer-Stiftung, die auf ihrer Rottweiler Station vom Stadtarchiv betreut wird, nicht zeigt, berichtete Bürgermeister Guhl. Europa müsse stark und einig werden, habe Adenauer am 9. September 1965 ausgerufen. Nicht irgendwo, sondern vor 7000 Besuchern in der Rottweiler Stadionhalle. Und dann hatte Schüler doch noch ein packendes Bild auf Lager: "Merkozy" oder "Merkollande" ist heutzutage für das besondere Verhältnis der deutschen Regierungs- und französischen Staatschefs durchaus gängig. "Adegaulle" oder "Gaudenauer" wäre seinerzeit undenkbar gewesen – und hat auch ohne Kunstwörter kurz nach dem Krieg nachhaltig funktioniert.