Spittelmühle feiert Geburtstag / Rottweiler Oberbürgermeister erstmals unter den Gästen

Von Anja Schmidtund Martina Bantle

Rottweil. "Wir sind auch Menschen", sagte Hans-Joachim Schumacher beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Spittelmühle ins Mikrofon. Über das Feiern wurde bei der Einrichtung für Wohnsitzlose nicht vergessen, um wen es eigentlich geht.

Es war ein Satz, der betroffen macht. Es fehle ihm und seinen Kameraden an Bürgernähe, erklärte Schumacher, an "normalem Kontakt". Trotzdem: Er fühle sich nach einer großen Krise wieder gut. Hans-Joachim Schumacher ist seit Dezember 2011 ein Bewohner der Spittelmühle. Hier fand er Menschen wie Dietmar Greuter, den Leiter der Spittelmühle, die ihm geholfen, die ihn angenommen hätten. Die Zahl der Menschen, die auf der Straße leben müssten, werde immer weniger. "Darauf sind wir stolz", sagte Peter Hirsch, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO). 1969 bot die AWO erstmals ein Übernachtungsheim für Nichtsesshafte in Rottweil, berichtete Greuter. Doch erst mit der Spittelmühle, die 1987 eröffnet wurde, konnte Wohnungslosen eine längerfristige Unterbringung und mit der Weberei und Schreinerei auch eine Beschäftigung angeboten werden. Vom Landkreis wird die Einrichtung mit jährlich 57 000 Euro unterstützt, informierte Volker Weber vom Kreissozialamt, der die "wertvolle und wichtige" Arbeit in der Spittelmühle lobte.

Auch Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß bedankte sich für die "wichtige Unterstützung, ohne die die Gesellschaft um einiges kälter wäre." Es war das erste Mal in den vergangenen 25 Jahren, dass ein Stadtoberhaupt ein offizielles Fest der Spittelmühle besuchte.

Gestern gipfelte die Jubiläumsfeier dann in den "Tag der offenen Tür", bei dem sich das Soziale Zentrum Spittelmühle und seine Betriebe vorstellten. Nach dem ökumenischen Gottesdienst konnten Interessierte den ganzen Nachmittag über die Schreinerei und die Weberei besichtigen. Für Kinder gab es Web- und Bastelaktionen. Vertreten waren auch die Kollegen des "Suppenstüble" in Rottweil und des Sozialen Zentrums am Neckar in VS-Schwenningen.

Unterhaltung boten das Puppentheater aus der Suppengasse sowie das Improvisationstheater Spontan-Brutal aus Freiburg.