Songs in schwäbischem Dialekt begeisterten das Publikum in Baisingen. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Beim Mundartfest in Baisingen begeistern Mundartdichter Hanno Kluge und schwäbische Sänger das Publikum

Rottenburg-Baisingen. Rottenburg ist zweisprachig. Dies bewiesen wieder einmal die Sebastian-Blau-Tage, die am Wochenende Schwaben und Nichtschwaben nach Baisingen zum Mundartfest und in die Zehntscheuer lockten.

Im Gedenken an Sebstian Blau, der vor 30 Jahren in der Schweiz gestorben ist, fanden heuer die Sebastian-Blau-Tage statt, bei denen schwäbische Mundart groß geschrieben wurde. Am Freitag war der Auftakt zu den Sebstian-Blau-Tagen in Baisingen, hier gastierten Hanno Kluge, die Band "Subber Sach" sowie das Brock-Terzett beim schwäbischen Mundartfest. In Baisingen fanden in den vergangenen Jahren elf Mundartstammtische statt, zuerst im Löwen und nach dessen Schließung jetzt aktuell im Sportheim. Dies ist sicherlich eine gute Grundlage für das dritte Baisinger Mundartfest.

Eröffnet wurde der gesellige Abend durch die Sängerabteilung des Sportvereins, der einige schwäbische Lieder zum Besten gab. Sie fragten in einem der Lieder etwa "Was isch der Schwob?" Die musikalische Antwort darauf lautete: "Tapfer und edel, und a Dickschädel – des isch der Schwob." Auch besang der Männerchor die Schönheit des Schwabenlandes – vom Remstal bis zum Bodensee. Ein weiterer Titel besang die Schönheit des Mädchens vom Lande, zudem sang die Sängerabteilung den schwäbischen Feierabend, bei dem etwa die Besenwirtschaft zur Einkehr lädt. Zum Ausklang ihres Auftritts gaben die Sänger Trink- und Weinlieder zum Besten, etwa "I han a durschtigs Gürgele" odere "Schaffa ghört abgschafft." Durch den Abend führte Wolfgang Wulz als Vorsitzender des Vereins schwäbische mund.art Wulz moderierte auf Schwäbisch und kündigte nach der Sängerabteilung den schwäbischen Mundartdichter Hanno Kluge an. Kluge sei ein "waschechter Sendelfenger Käsreiter", der jetzt bei den "Dagersheimern Schlapphüten" wohnt. Hanno Kluge ist ein richtiges schwäbisches Urgestein, seit über 30 Jahren schreibt er Gedichte in schwäbischer Mundart.

Einige Bücher geschrieben

Ein halbes Dutzend Bücher schrieb Kluge, und in den Jahren 2002 und 2008 gewann er mit seinen Werken den Sebastian-Blau-Preis für Literatur. Kluge hebt sich vom mundartlichen Mainstream erfreulich ab. Seine meisterlichen Aphorismen kommen etwas "hählenga" oder leise daher, und seine Lyrik ist knitz und gescheit.

Hanno Kluge verkündete zu Beginn seines Auftrittes, dass er die Zuschauer einladen wolle "in ein fremdartiges Land", welches bis in den letzten Winkel desinfiziert sei und in dem die Bürgersteige "besenrein an den Sonntag übergeben werden." Die Ureinwohner würden sich von einem vergorenen Apfel-Birnen-Gemisch ernähren und Teigspatzen zubereiten. Klar, denn die Schwaben lieben halt ihren Most und die Spätzle. Die Reise ins Land der Schwaben geriet mit "Reiseführer" Hanno Kluge frech und unterhaltsam. Schwäbische Eigenschaften wie Sparsamkeit oder Schaffenswille zieht Kluge blitzgescheit und nicht mundfaul durch den Kakao, und auch vor dem Thema Liebe macht der schwäbische Lyriker nicht Halt. "I mog di" heiße es da lakonisch, oder: "mach nare, lauf ane, damit mir einander nach ens Neschd kommet." Die rund 250 Zuschauer des schwäbischen Mundarfestes in Baisingen beklatschten Hanno Kluges Auftritt frenetisch. Kluges facettenreiche Reise ins Schwabenländle war super, er versteht es, viele urschwäbische Phänomene knapp und kurz auszudrücken. "Mundart warum? Darum", meinte er etwa zum Schluss lakonisch. Seine Sprachspielereien gefallen, das Publikum verlangte nach mehr.

Doch der Abend war noch lang, und es folgte die Band "Subber Sach", die die Bühnen rund um Rottenburg und in der Region im Sauseschritt erobert hat. "Subber Sach" traten diesmal ohne Elisabeth Brose (Klarinette) auf, da diese mit einer Sommergrippe zu Hause lag. Dafür faszinierten Tim Heumesser (Gitarre) und Bernhard Böhringer am Banjo und an der Gitarre mit ihren schwäbischen Liedern das Publikum.

Alles selbst geschrieben

Alles ist handgemacht und selbst geschrieben und komponiert, und ab und an stellt die Band sogar erfahrene Musikerkollegen in den Schatten, wie Wolfgang Wulz verriet. Lässig und lebensecht fühlten "Subber Sach" dem schwäbischen Zeitgeist auf den Zahn, etwa mit Liedern wie "Bolla Eis" oder "Katerstimmung". Zum Abschluss des Abends folgte der krönende Abschluss mit den graumelierten Herren vom "Brock-Terzett", die von Wolfgang Wulz liebevoll als "Seniorenabteilung 70 Plus" angekündigt wurden. Gerhard Brodbeck, Kurt Eisele und Günter Röttger zeigten sich in ihrer schwäbischen Musik jung, quietschlebendig und gesund. Eigene, unverwechselbare Songs zeichnen das Terzett aus, sie sind ein richtiger Begriff in der schwäbischen Mundartmusik geworden. Viel Applaus belohnte die aus vielen Fernsehsendungen bekannten schwäbischen Musiker.