"Baden-Württemberg schwätzt" endet mit viel Hintersinnigem / Loblieder auf die verschiedenen Dialekte

Von Angela Baum Rottenburg. Heiße Tage, warme Nächte: Bei "Baden-Württemberg schwätzt" stimmte auch am Sonntag einfach alles. Bereits zum Gottesdienst mit Pfarrer Rudolf Paul kamen 400 bis 500 Christen, schätzt Klaus Bormann, Geschäftsführer der Wirtschafts-Touristik (WTG). Wie viele es übers ganze Wochenende gewesen sein mögen, vermochte er bis gestern noch nicht zu sagen. Dass die Übernachtungszahlen stimmten, war klar – etliche Hotels waren ausgebucht. Bormann ist betraut mit der Organisation der Heimattage, nicht zuletzt in seiner Funktion im Verein Neckar-Erlebnis-Tal.

Mussten die Gäste am Samstag noch wählen, welche der vielen parallel laufenden Veranstaltungen die richtige sei, war es am Sonntag leichter. Nach dem Gottesdienst wurde im Kino Waldhorn der Film "Bewegte Heimat – Baden-Württemberg im Film" gezeigt.

In der Kreissparkasse gab Peter Nagel eine Mundart-Matinee. Hier rezitierte der Sebastian-Blau-Kenner Verse des Rottenburger Musensohnes.

Auf dem Marktplatz begann mit dem Mittagessen das Mundart-Café. Die Stadtkapelle unterhielt die Besucher, danach konzertierte das Bläserquartett "HeiliXblechle." Beim offenen Singen mit Bernhard Bitterwolf kamen jene auf ihre Kosten, die gerne urschwäbische Lieder singen.

Konnten die Besucher auf dem Marktplatz unter freiem Himmel sitzen, war der Sebastian-Blau-Preisträgerabend in der Festhalle überdacht. Pius Jauch, schwäbischer Barde aus Bösingen, freute sich, in einer der schönsten Hallen im Ländle singen zu dürfen.

Peter Nagel eröffnete den Reigen schwäbischer Kleinkunst mit Blau-Gedichten. Es folgten Hanno Kluge, Doris Oswald, Bernd Merkle, Pius Jauch, Thomas Felder, das Duo Albträumer und Marlies Blume. Wulf Wager moderierte den Abend mit viel Humor, er bewies komödiantisches Talent und hatte halt eine "freche Gosch."

Marlies Blume ist eine Mischung aus schwäbischer "Cindy aus Marzahn" und ein rechter "Fledrawisch". Sie hat Haare auf den Zähnen – und Federn am Hut. Drollig ihre Kostümierungen, ein schwäbisch-witziges Girlie, das nach eigenen Angaben aber "z’ alt zom Kenderkriega" ist. Und murmelt irgendwas Vertzwatzeltes von wegen "Menopause". Na gut.

Ihr Kabarett mit Herz traf ins Schwarze – sicher auch bei den Herren, denn sie war die einzige ganz in rosa gekleidete Dame auf der Bühne. Die Sprüche ihrer Kollegin Doris Oswald waren mal räs, mal liebenswert. Etwa so: "Was isch des? Es hat 128 Augen und zwei Zähne?" Stille im Publikum. Die Lösung: "Ein Rentnerbus." Vieles trug sie in Reimform vor, hintergründig und verschmitzt.

Es ging in der Festhalle zur Sache – denn laut Wulf Wager kann man im Ländle sogar auf der "erotischen Linie Eisenbahn fahren." Diese führe von Lustnau über Geildorf und Bockenweiler nach Hebsack.

Dass Schwäbisch und Schwäbisches sexy ist, zeigten auch die Männer auf der Bühne – eine Augenweide etwa Thomas Felder, der schwäbische Altbarde mit der Drehleier und Gitarre, der politisch nicht hinterm Berg hielt.

Oder der jüngere Pius Jauch aus Rottweil, der statt "gwä" schon das alemannisch angehauchte "gsi" sagt. Er habe ein Lied extra für Rottenburg geschrieben und zückte die Gitarre. Es sei dem Neckar gewidmet, der Rottweil und Rottenburg verbindet. Die Unterschiede: "An de Necker naflotscha uffs Fiedle", sagt man in Rottweil. In Rottenburg "leit mr an de Necker na" – behutsam zeigte Pius Jauch die wunderbare Lautmalerei der schwäbisch-alemannischen Dialekte auf. Und erzählt. Und singt. Von der Sehnsucht der Schwaben nach der Ferne, hier sei alles so beengt. Im Schwarzwald. Und will eigentlich gar nicht nach Amerika. Da sei alles so verkabelt. Und lullt das Publikum schließlich ein mit einem Wiegenlied.

Bernd Merkle hatte es nicht so ganz mit der heimischen Küche. Leicht hinterhältig fragte er seine Frau: "Sag amol Schätzle, was hosch heit kocht?" Sie: "Ofaschlupfer." Klingt eigentlich lecker, denkt er, doch der sei leicht schwarzbraun gewesen. Der Göttegatte darauf hin: "I gang en Ochsa." Er berichtete vom Versorgen der Häschen des Nachbarn – das endete mit dem Ausbuddeln einer Hasenleiche durch den Hund, den er mittels Shampoo und Föhn aufhübschte. Und der Nachbar bekam fast einen Herzinfarkt, als er ihn wieder "wie schlafend" im Stall fand.