Die beiden Nigerianer Ephraim Kadala und Hussaini Shuaibu (von links) freuten sich in der evangelischen Kirche über ihre Auszeichnung mit dem Michael-Sattler-Friedenspreis. Überreicht wurde der Preis von Jakob Fehr (rechts) vom Deutschen Mennonitischen Friedenskomitee. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Preisverleihung: Nigerianische Gemeinde erhält für ihren Einsatz gegen den Terror eine Auszeichnung

Von Annika Rath

Rottenburg. Die Anschläge der islamistischen Terrorgruppen erschüttern nicht nur Europa, sondern viele Teile der Welt. Im Norden Nigerias sorgt Boko Haram für Angst und Schrecken. Für ihren friedlichen Einsatz gegen den Terror wurden Ephraim Kadala und Hussaini Shuaibu mit dem Michael-Sattler-Friedenspreis ausgezeichnet.

"We want to make a difference" – "Wir möchten einen Unterschied machen!", erklärte Hussaini Shuaibu in der evangelischen Kirche Rottenburg. Dabei strahlt er mit Ephraim Kadala über die zuvor erhaltene Friedensauszeichnung um die Wette, sie tanzen und singen zu afrikanischer Trommelmusik. Und hätten dabei doch allen Grund, nicht zu lachen, sondern zu weinen. Denn in ihrem Heimatland Nigeria werden die beiden – ein Christ und ein Moslem – täglich Zeugen von Terror und Gewalt.

Der in Rottenburg verliehene Michael-Sattler-Friedenspreis erinnert an den gleichnamigen Theologen aus der Reformationszeit. Der Anhänger der Täuferbewegung hatte zur damaligen Zeit ein gewaltfreies Friedenszeugnis abgegeben.

Am 17. und 18. Mai 1527 fanden in Rottenburg die Gerichtsverhandlungen gegen Michael Sattler statt. Verfolgt wurde er sowohl von der katholischen als auch der damals neuen lutherischen Kirche. Am Morgen des 21. Mai wurde er auf dem Galgenbuckel in Rottenburg brutal hingerichtet. "Dort steht heute ein Mahnmahl der Stadt, das dem Täufer gedenkt", erinnerte Bürgermeister Thomas Weigel in seinem Grußwort.

Friedenspreis erinnert an den Theologen Michael Sattler

Der Friedenspreis erinnert an den Theologen. Geehrt werden Personen und Projekte, die sich nicht nur auf theoretischer und theologischer Ebene, sondern auch ganz praktisch für Frieden und Versöhnung einsetzen. Das Deutsche Mennonitische Friedenskommitee wurde 1956 als Reaktion auf die Wiederbewaffnung Deutschlands ins Leben gerufen. Seit nunmehr zehn Jahren verleiht es den mit 2000 Euro dotierten Preis.

Die Preisträger wirken im Gebiet der Boko Haram mit weiteren Mitgliedern der "Ekklesiyar Yan’uwa a Nigeria (EYN)", auf Deutsch "Kirche der Geschwister." 2010 wurde mit muslimischen Partnern die "Christian and Muslim Peace Initiative (CAMPI)" gegründet. Grundlegende Idee ist eine friedliche und vergebende Begegnung mit den Feinden. "Denn von Sattler lernen wir, dass Feindschaft und Gier nur mit Liebe und Gerechtigkeit überwunden werden können", so Oberkirchenrätin Karen Hinrichts.

Auch der Tübinger Theologe Jürgen Moltmann erinnerte in seiner Laudatio an die Bergpredigt und die dort verankerte Feindesliebe. "Terror heißt töten und getötet werden, Frieden leben und leben lassen. Durch Vergebung kann den Terroristen ein Weg zum Leben gezeigt werden", so die Meinung Moltmanns.

Durch die Umsetzung der Feindesliebe setzen sich die EYN und CAMPI von anderen Ansätzen gegen den Terror ab. Gleichzeitig geht es in der Zusammenarbeit mit Muslimen um das Lernen von gewaltfreier Konfliktlösung. Aktuelle Streitigkeiten sollen gelöst werden und enstandene Traumata in Therapien aufgearbeitet werden.

"Sie sind die Boten einer besseren Zukunft, Sie sind ein Vorbild", war sich Thomas Weigel mit allen Zuhörern einig. Denn ihre Stärke sei nicht die Waffengewalt, sondern ihr Herz und ihre Menschlichkeit. Dies ehrt der Sattler-Preis auch in Gedenken an seinen Namensstifter.