Ausstellung "19 Leben" von Jochim Böckle in der Kreissparkasse / Maler lebt mit neuem Herz

Rottenburg (ms). Die eigenartige Bezeichnung "19 Leben" kann kaum jemand spontan umsetzen. Elmar Wütz, Leiter der Kreissparkasse in Rottenburg klärte in seiner Einführungsrede auf: die Kreissparkasse möchte in diesem Jahr einheimischen Künstlern die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren.

Die Werke von Jochim Böckle aus Rottenburg haben eine besondere Bedeutung. Jochim Böckle lebte bis zu seinem 28. Lebensjahr, wie jeder andere auch. Er hatte seinen Traumberuf als Automechaniker und lebte sein Leben, wie er es für richtig hielt, als er plötzlich Probleme mit dem Herzen bekam und der Arzt ihm sagte: "Wenn Sie Glück haben, finden wir einen Spender, wenn nicht..."

Die Zeit drängte, in letzter Minute kam die freudige Nachricht: "Wir haben einen Spender." Kurze Zeit später die Nachricht: "Es gibt kaum eine Chance, dass er überlebt."

Die Zeit zwischen Todesangst, Hoffnung, Resignation und Lebenswillen zwang ihn dazu, sich zu äußern, in dem er sich mit Pinsel und Farbe beschäftigte. Seit 19 Jahren lebt er mit einem fremden Herzen, mit allen Therapien, Höhen, Tiefen, Angst und Euphorie. Nicolin Braun, Künstlerin aus Bodelshausen interpretierte die vielgestaltigen Ausstellungsstücke in denen Kraft, Symbolik, Angst, Trauer, Freude, Leichtigkeit, Tier und Mensch gleichermaßen dargestellt wird. Jochim Böckle stellt seine 19-jährige Lebens- und Leidensgeschichte wie das Rad der Zeit dar, geschlossen in der Vollkommenheit.

Carl-Ludwig Fischer-Fröhlich, Transplantationskoordinator, ging aus Sicht des Mediziners auf die vergangenen 19 Jahre ein. Auf den verzweifelten Wunsch nach Leben der letztendlich beinhaltet, dass ein anderer kompatibler Mensch den Hirntod erleidet. Auf die Freude der einen Familie, dass das Familienmitglied (hoffentlich) überleben wird und die Trauer in der anderen Familie, die aber weiß, der Tod des Angehörigen hat im wahrsten Sinne des Wortes einem neuen Leben die Chance gegeben.

Das Ambiente der Kreissparkasse und die Musik aus der Musikschule trugen ebenfalls dazu bei, dass das Publikum nachdenklich wurde. Es entstanden lebhafte Diskussionen über Transplantationsspenden.

Jochim Böckle wurde sehr viel gefragt. Geduldig, mit Humor und strahlendem Lächeln versuchte er alles zu beantworten. "Sicher wird er weitermalen", so die Aussage seiner Frau, "dann wird unsere Küche wieder als Atelier umgebaut, aber wir haben uns daran gewöhnt, auch im Stehen zu essen", erklärte sie mit einem strahlenden Lächeln in Richtung ihres Mannes.

Die Ausstellung ist im Foyer der Kreissparkasse Rottenburg bis zum 20. April zu sehen, die Bilder können käuflich erworben werden.