Der Kopp-Verlag ist wieder im Gespräch. Foto: Müssigmann

Stadt versucht Rückzug des umstrittenen Verlegers aus Spenden und Sponsoring zu kompensieren.

Rottenburg - Verleger Jochen Kopp hat nicht nur die Rottenburger Volleyballer durch Sponsoring unterstützt. Auch andere Vereine und Projekte sollen bisher Geld von ihm erhalten haben. Derweil wurde bekannt, dass das umstrittene Unternehmen 2016 einen Umsatzrekord verzeichnet hat.

Der Kopp-Verlag hat nach eigenen Angaben pro Jahr eine niedrige sechsstellige Summe an Rottenburger Vereine und Projekte verteilt. Den Löwenanteil dürfte das Sponsoring des TVR ausgemacht haben. Wen genau der Kopp-Verlag noch unterstützt hat, möchte Geschäftsinhaber Jochen Kopp auf Anfrage nicht sagen. Wenn das öffentlich werde, gerieten die entsprechenden Vereine, Schulen und Kindergärten unter Druck. Das wolle er ihnen ersparen und lasse in diesem Jahr alle finanziellen Zuwendungen auslaufen.

So heißt es in einer Verlautbarung des TVR. Ist das die ganze Wahrheit oder fehlt Kopp möglicherweise das Geld? Eher nicht. Laut Kopp verzeichnete der Verlag 2016 einen Umsatzrekord in der 24-jährigen Unternehmensgeschichte. Zum Gewinn macht Jochen Kopp keine Angaben.

Welche Vereine oder Projekte noch von Kopps Rückzug betroffen sind, weiß Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU) nicht, wie er gestern auf Anfrage sagte. Städtische Einrichtungen hätten nicht auf der Spendenliste des Kopp-Verlags gestanden. Entgegen anderslautender Gerüchte sei auch das Neckarfest nicht von Kopp unterstützt worden. Allerdings sei das von Vereinen auf dem Neckarfest veranstaltet Teufelesrennen, bei dem Gummienten im Neckar um die Wette schwimmen, mit Geld aus Kopps Kasse mitfinanziert worden, so Neher.

Udo Ulfkotte keine "tragende Säule"

Nach Bekanntwerden von Kopps Rückzug aus dem Sponsoring des TVR am Mittwoch erörtert der Oberbürgermeister inzwischen mit den Sprechern der Gemeinderatsfraktionen eine Frage: "Wie kriegen wir den TV so unterstützt, dass die erste Liga nicht gefährdet ist und dass die drängende Zeit dabei kein K.O.-Kriterium ist." Er sei zuversichtlich, dass die Kürze der Zeit kein Problem darstelle. Noch im März müssen die Volleyballer ihren Linzenzantrag einreichen.

Zu Berichten des TVR, wonach die Suche nach einem neuen Sponsor bisher erfolglos geblieben ist, sagt Kopp mit Blick auf andere große Unternehmen in der Bischofsstadt: "Für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass der Verein so wenig Unterstützung bekommt."

Nach Bekanntwerden von Kopps Rückzug hatte Neher wenig Verständnis für die Argumentation des Verlegers gezeigt, wonach dieser Schaden von den geförderten Organisationen abwenden will. Der OB hatte entgegengehalten: "Wer extreme Haltungen vertritt, muss auch extreme Reaktionen aushalten."

Kopp kritisiert die Aussage: "Wir bewegen uns auf der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Da kann er uns keinen Extremismus vorwerfen." Er wisse, dass Neher den Kurs von Angela Merkel unterstütze. "Wenn es nicht möglich ist, die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel zu kritisieren, ohne als Extremist bezeichnet zu werden, leben wir nicht mehr in einer Demokratie."

Kürzlich ist mit Udo Ulfkotte ein prominenter Autor des Verlags verstorben, der mit islamfeindlichen Büchern wie "Albtraum Zuwanderung" und "Die Asylindustrie" rechtspopulistische Positionen vertrat, die dem Verlag immer wieder heftige Kritik eingebracht haben und für die Verortung im politischen Rechtsaußen sorgte.

"Ulfkotte ist nicht unser erfolgreichster Autor gewesen", sagte Kopp, "aber der, der am meisten polarisiert hat." Er sei keine tragende Säule des Verlags gewesen, das Spektrum sei breiter. Der erfolgreichste Autor des Verlags ist laut Jochen Kopp Bruce Fife, ein US-Amerikaner. Seine Bücher tragen Titel wie "Die Heilkraft der Kokosnuss" und "Ölziehkur. Entgiftung und Heilung des Körpers durch natürliche Mundreinigung".