Kulturstaatsministerin Monika Grütters zeichnete Elmar Bux und das Kino im Waldhorn aus. Foto: Reuther Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Rottenburger Programmkino wird von der Bundesregierung für sein Dokumentarfilmprogramm ausgezeichnet

Von Tim Geideck

Rottenburg. Das gab es in 28 Jahren noch nie: Das Rottenburger Kino im Waldhorn ist von der Bundesregierung mit einem Spitzenpreis für sein im vergangenen Jahr gezeigtes Dokumentarfilmprogramm ausgezeichnet worden – und gehört damit nun zu den vier besten Programmkinos in Deutschland. "Wir waren richtig baff", sagt Kino-Leiter Elmar Bux.

Seit 28 Jahren existiert das Kino im Waldhorn und seit ebenso vielen Jahren erhält es regelmäßig Preise von Bund und Land. Das ist an sich nichts Außergewöhnliches, denn die deutschen Programmkinos sind auf diese Auszeichnungen und die damit verbundenen Preisgelder finanziell angewiesen. So wurden von der Bundesregierung auch in diesem Jahr nicht weniger als 342 Preise vergeben – dotiert mit insgesamt 1,5 Millionen Euro.

Die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) machte bei der Verleihung im bayerischen Starnberg deutlich: "Der Film ist ja besonders intensiv, sinnlich und emotional und erreicht damit die Herzen der Zuschauer. Auch deshalb ist und bleibt die Filmförderung eine starke Säule meiner Kulturpolitik."

Doch auch in Starnberg trennte sich noch einmal die Spreu vom Weizen – und die nennt sich: Spitzenpreis. Vier davon verteilt die Bundesregierung: für das beste Jahresprogramm, das beste Kurzfilmprogramm, das beste Jugendprogramm und eben das beste Dokumentarfilmprogramm, der jetzt nach Rottenburg ging.

In seiner 28-jährigen Geschichte zum ersten Mal einen Spitzenpreis auf Bundesebene zu erhalten, löste beim Waldhorn-Team natürlich großen Jubel aus. "Mir persönlich ist dieser Spitzenpreis von persönlich sehr großer Bedeutung, ist er doch im Vergleich zu den anderen Kategorien der stärkste Ausdruck eines gesellschafts- und umweltkritischen Dialogs mit dem Publikum", freute sich Bux, der das Kino seit 25 Jahren leitet.

Besonders beeindruckend: Das Kino im Waldhorn hat sich gegen rund 300 andere deutsche Programmkinos durchgesetzt – und damit auch gegen die augenscheinlich übermächtige Konkurrenz aus den Groß- und Millionenstädten mit ihrem wesentlich größeren Einzugsbereich.

Woran liegt das? "Wir hatten sicherlich einen Provinz-Bonus", gesteht Bux, macht aber auch klar, dass hinter dem Kino im Waldhorn ein Konzept steht, das sich – besonders bei Umwelt-Themen – sehen lassen kann. So ist es etwa das einzige CO2-neutrale Programmkino in Deutschland.

Letztendlich war aber wohl ein Schicksalsschlag das Zünglein an der Waage: Vergangenes Jahr stürzte während einer Vorstellung ein Teil von der Decke. Zu Schaden kam zwar niemand, allerdings musste das Kino eine Woche lang geschlossen bleiben – und nahm einen Image-Schaden. "Da haben wir uns gesagt: Wir müssen jetzt eine Qualitätsoffensive machen, um wieder das Image aufzubauen, das wir vorher hatten", zeigt Bux auf.

Das kleine Kino trumpfte groß auf und zeigte im vergangenen Jahr rund 100 Dokumentarfilme, von denen rund 30 mit zusätzlichen Veranstaltungen – etwa durch ein anschließendes Gespräch zwischen Zuschauern und dem anwesenden Regisseur – begleitet wurden.

Wie geht es weiter mit dem Kino im Waldhorn, das sich jetzt mit dem Spitzenpreis in der Tasche ganz offiziell als eines der vier besten Programmkinos in Deutschland bezeichnen darf? Finanziell spült er 10 000 Euro in die Kasse. Zusätzlich wurde das Kino mit weiten 10 000 Euro für sein Gesamtprogramm sowie 2500 Euro für sein Kurzfilmprogramm ausgezeichnet. Was mit den insgesamt 25 000 Euro passiert, kann Bux noch nicht genau sagen. "Das müssen wir uns erst genau überlegen", meint der Kino-Chef. Fest stehe nur, dass die Hälfte der Summe in neue Projekte gesteckt werde, zumal die Gelder ohnehin investitionsgebunden seien. Dazu wolle man die Technik oder die sanitären Anlagen erneuern.

Bux verspricht auf jeden Fall: "Die Qualität wird durch den Preis steigen. Und natürlich unsere Motivation."