Bei der Vesperkirche gibt es eine warme Mahlzeit für alle – aber das ist noch nicht alles. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Vesperkirche mildert Elend in Rottenburg / 130 Helfer aus den verschiedenen Kirchengemeinden

Bereits am ersten Tag wurden in der Rottenburger Vesperkirche 200 Mahlzeiten ausgegeben. Froh sind über die tägliche Mahlzeit vor allem jene, die arm und bedürftig sind.

Rottenburg. Viele Solidaresser sorgen durch ihre Spenden dafür, dass jene, die nichts oder wenig haben, kostenlos warme Mahlzeiten bekommen.

Gestern freute sich ein Mann, der von Hartz IV lebt, über das warme Mittagsmenü. Er erklärte, dass er von vier bis fünf Euro pro Tag leben muss – vom Rest werden Drogerieartikel, Kleider und dergleichen gekauft. "Das reicht nur für eine Dose mit Essen vom Discounter", so der Mann, der frische Lebensmittel in erster Linie bei der Martinustafel bekommt. Bei der Tafel seien mittlerweile die Deutschen in der Minderheit: "Flüchtlinge sind für uns eine harte Konkurrenz".

In der Vesperkirche sind alle willkommen, unabhängig von Hautfarbe oder Konfession. Die Vesperkirche arbeitet ökumenisch, 130 Helfer gehören den verschiedenen Kirchengemeinden Rottenburgs an. Pro Tag helfen rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiter mit, um den bedürftigen Menschen oder den Solidaressern das Mittagessen zu bringen.

Am Eröffnungstag gab es Geschnetzeltes mit Bandnudeln, gestern durften sich die Leute über eine Kartoffelsuppe sowie Cordon Bleu mit Kartoffelecken freuen. Neben dem mehrgängigen Tagesmenü bietet die Vesperkirche bis zum 18. Februar auch Sozialberatung für bedürftige Menschen an, zudem schneidet eine Friseurin zweimal wöchentlich all jenen, die eine neue Frisur brauchen, die Haare.

Zum Mittagessen gibt es auch oft Tischmusik, die all jene anbieten, die bei der Vesperkirche arbeiten oder essen. Die Sozialberatung übernimmt die neue Diakonin Susanne Mehlfeld, sie kümmert sich um die Belange der bedürftigen Menschen.

"Kommt, es ist alles bereit", ist das Motto der neuen Vesperkirchenzeit. Und gesorgt ist für alles: Es gibt Apfelsaft und Wasser, Kaffee und Kuchen sowie Suppe, ein Menü und Nachtisch. Sogar Salatreste werden zum Mitnehmen bereitgestellt, ebenso geistige "Nahrung" wie Bücher oder Zeitschriften.

Hinter der Vesperkirche steht die evangelische Kirchengemeinde, in deren Gemeindezentrum in der Kirchgasse die Mahlzeiten angeboten werden. Unterstützt wird die evangelische Kirchengemeinde von den katholischen Kirchengemeinden in Rottenburg, von Menschen mit unterschiedlichen Konfessionen und auch von Helfern aus den Teilorten.

Gedacht ist der offene Mittagstisch für all jene Menschen, die von Armut betroffen sind, für einsame Menschen, Alleinerziehende oder Rentner. Neben der Mahlzeit gibt es guten Zuspruch und menschliche Wärme in einer Tischgemeinschaft. Ziel ist es, den Gottesdienst aus den Kirchenbänken hinauszutragen in die Gemeinderäume.