Georg Bernhard (links) und Horst Schuh wissen, dass es noch einiges zu tun gibt. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Infrastruktur: Flurbereinigung Mötzingen/Rottenburg-Baisingen beinhaltet Neuregelung von Besitzflächen

Das Interesse war im September 2015 so groß wie die Baumaßnahme selbst. Zum ersten Spatenstich für das Flurneuordnungsprojekt Mötzingen/Rottenburg-Baisingen kamen Vertreter aus drei Regierungspräsidien, vier Kreisen und vier Gemeinden sowie viele andere unmittelbar Beteiligte.

Rottenburg-Baisingen. Darunter war auch Georg Bernhard, der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, die von dieser Flurbereinigung direkt betroffen ist.

Das Projekt wurde im Zuge des Ausbaus der L136 nötig, die Richtung Nagold führt. Dieses Flurbereinigungsverfahren, das die Regierungsbezirke Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen, die Landkreise Böblingen, Calw, Freudenstadt und Tübingen und die Städte Nagold und Rottenburg sowie die Gemeinden Mötzingen und Bondorf tangiert, setzt die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen um, die durch den Bau der Landesstraße entstanden sind, und regelt schlussendlich die durch die Straße zersplitterten Besitz- und Eigentumsflächen neu.

Die L1361 selbst entlastet die Ortschaften Rottenburg-Baisingen und Mötzingen vom Durchgangsverkehr. Darüber hinaus verbindet sie die Stadt Nagold mit der Autobahn 81. Aufgrund dieses Straßenbaus handelt es sich deshalb um eine sogenannte "Unternehmensflurbereinigung", die komplett vom Regierungspräsidium Stuttgart finanziert wird. Die Flurneuordnung hat das Ziel, das landwirtschaftliche Wegenetz und die Bewirtschaftungsflächen an die neue Straße anzupassen. Die Kosten betragen dafür knapp zwei Millionen Euro.

Beim Start dieses ehrgeizigen Projekts wurde bekannt, dass das neue landwirtschaftliche Wegenetz die Ortschaft Baisingen vom landwirtschaftlichen Verkehr entlastet, der Landkreis Tübingen sich am Bau eines kombinierten Rad- und Wirtschaftsweges nördlich der K 6937 zwischen der Gemeindegrenze zu Eutingen-Göttelfingen und der L360 beteiligt. Insgesamt betragen die Kosten der gesamten Baumaßnahme dadurch etwas mehr als 2,4 Millionen Euro. Geplant waren 6,7 Kilometer Asphaltwege, 4,8 Kilometer Schotterwege und 26,3 Kilometer Grünwege. "Bis auf die Grünwege, die erst im Zuge der Zuteilung fertiggestellt werden, konnte der Wegebau erfreulich zügig abgeschlossen werden", lautete das Fazit von Baisingens Ortsvorsteher Horst Schuh und Georg Bernhard, der die gesamten Arbeiten für die Teilnehmergemeinschaft überwachte.

Dass so ein Projekt, insbesondere, da es allein über vier Landkreise hinweg koordiniert werden muss, etwas Zeit braucht, verdeutlicht schon der eigentliche Projektbeginn, der bis ins Jahr 2000 zurückreicht.

Auf einer Fläche von insgesamt 3,5 Hektar werden die ökologischen Maßnahmen umgesetzt und die gesamte Verfahrensgröße dieses Straßenbau- und Flurneuordnungsmaßnahme erstreckt sich auf 660 Hektar. "Nach dem ersten Startschuss im Jahr 2000 mussten die Behörden deshalb mit nicht weniger als 623 Grundstückseigentümern Gespräche führen", so eine weitere, beeindruckende Zahl, die Bernhard parat hatte.

"Flurneuordnung ist eine Investition in die Zukunft. Sie stärkt die Entwicklung von Kreis und Gemeinde", so die Einschätzung der Projektverantwortlichen. Sie fördere die Herstellung einer ländlichen Infrastruktur, diene der Sicherung eines attraktiven Lebens- und Arbeitsumfelds, schaffe multifunktionale Wege und sei eine Investition in die gesamte Raumschaft. Für die Landwirte ergeben sich größere Bewirtschaftungseinheiten durch Zusammenlegung der Flächen, sie verfügen dann über ein gut ausgebautes Wegenetz, das den Anforderungen der modernen landwirtschaftlichen Maschinen angepasst ist.

Dadurch wird die Sicherung einer leistungsfähigen Landwirtschaft und deren Arbeitsplätze gewährleistet. Für Baisingen selbst heißt das im Klartext, dass der Galgenweg hoch zum Sportplatz frisch asphaltiert und auf 3,5 Meter Breite ausgebaut wurde, dass zwischen dem Galgenweg und der Tannensteigstraße ein neuer Schotterweg entstand und das vom Baugebiet "Seewiese" ein kombinierter, asphaltierter Verbindungsweg bis zur Gemarkungsgrenze Göttelfingen gebaut wurde. Weiterhin haben Stadt und Kreis weitere 100 000 Euro in den Ausbau des Radwegnetzes investiert. So wurde ein Radweg von rund 900 Metern parallel zur Göttelfinger K6937 gebaut und es gelang ein weiterer Lückenschluss von der K6940 in Richtung Vollmaringen.

"Wir haben nun ein asphaltiertes Rad- und Feldwegenetz rund um den Ort und in alle angrenzenden Ortschaften", lautet die erfreuliche Bilanz von Horst Schuh. Die bauausführende Firma Blum habe, so sagt Georg Bernhard, toll gearbeitet.

Aber nicht nur der Mensch profitiere von dieser Maßnahme. Auch die Natur erhalte durch die langfristige Sicherung ökologisch wertvoller Flächen sowie dem Erhalt und Verbesserung des Biotopverbundsystems einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert.

Doch damit ist die Flurbereinigung für die betroffenen Grundstücksbesitzer noch lange nicht zu Ende. Was nun nach der Vermessung kommt, das ist der "Wunschtermin". Hier können sich die Grundstücksbesitzer wünschen, wo ihre zukünftigen Grundstücke liegen sollen. "Und danach erfolgt die Zuteilung – aber das dauert noch einige Zeit", schätzt Bernhard.

Ebenfalls noch einige Zeit wird auch die Flurbereinigung "Baisingen Süd" in Anspruch nehmen. "Der Wege- und Gewässerplan ist derzeit in Arbeit", wusste Schuh und erklärte, dass man diesen Plan in etwa mit einem Bebauungsplan vergleichen könne.

Am 6. Mai wird mit einem großen Einweihungsfest der gelungene Abschluss des Wegebaus für dieses Großprojekt gefeiert.