Die Ehrengäste beim Festakt des 225-jährigen Marktjubiläums (von links): Klaus Tappeser (Ex-OB und Vorsitzender des WLSB), Renate Holzmann, (Ortschaftsrätin), Werner Burgmaier, (Vizepräsident des Landesverbandes des Markt- und Schaustellergewerbes), Maresa Beser, Hans Beser, (Ortsvorsteher), Peter Ehrmann, (Stadtarchivar), Werner Mezger (Laudator) und Stephan Neher (Oberbürgermeister). Fotos: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

Festakt zu 225 Jahre Ergenzinger Marktrecht / Einst per Hofdekret aus Wien bestätigt / Werner Mezger referiert zum Begriff Heimat

Von Klaus Ranft Rottenburg-Ergenzingen. Eines 225-jährigen Marktjubiläums vollauf gerecht, wurde der Festakt in der Breitwiesenhalle, dem neben zahlreichen Bürgern viele Vertreter des öffentlichen Lebens beiwohnten. So konnte Ortsvorsteher Hans Beser eine illustre Gesellschaft willkommen heißen, darunter OB Stephan Neher, Baubürgermeister Thomas Weigel, die beiden Geistlichen Klaus Rennemann und Timo Stahl, Ex-OB Klaus Tappeser, die Vertreter der örtlichen Banken, Markus Urban (Raiba) und Marco Stahl (KSK), den stellvertretenden Präsidenten des Landesverbandes der Marktleute und Schausteller, Werner Burgmeier sowie die Vertreter von Stadt- und Ortschaftsrat und der örtlichen Vereine.

Einen besonderen Willkommensgruß richtete Beser an die beiden Hauptredner, den bekannten Germanisten und Volkskundler Professor Werner Mezger und Rottenburgs Stadtarchivar Peter Ehrmann. Es gelte noch heute an Marktagen die alte Weisheit: "Heut schaffet mer nix, mir ganget uf da Märkt", so der Ortsvorsteher. Eingestimmt wurden die Besucher von der Ergenzinger Musikkapelle, die unter der Leitung von Monja Raible stand.

OB Stephan Neher bezeichnete das 225-jährige Marktjubiläum als Anlass zu Stolz und Ergenzingen als Mittelpunkt im Gäu. Es sei vor 225 Jahren eine Besonderheit gewesen, dass ein kleiner Ort das Marktrecht erhalten habe. Der Ort erfülle heute eine "Metropolfunktion", sei als Gewerbestandort die Nummer eins und mit einer guten Infrastruktur und Kultur ausgestattet. Um diese Komponenten zu erhalten und auszubauen, werde die Stadt auch künftig Millionen investieren.

Der stellvertretende Präsident der Marktbeschicker und Schausteller, Werner Burgmeier, vertrat die Auffassung: "Märkte sollen das bleiben, was sie bisher waren. Sie bieten den Duft von Bratwurst und gebrannten Mandeln inklusive".

Dann leitete der Liederkranz unter Willi Raible über zu Laudator Werner Mezger, der sich salopp und humorvoll, manchmal gar philosophisch, dem Thema Heimat und Identität widmete. Es klinge schon abenteuerlich, wenn man ein 225-jähriges Marktjubiläum feiere, so Mezger, der darauf verwies, dass es diesen "25 Jahre Jubiläumsrhythmus" erst seit 1475 gebe. Ansonsten ließen sich die sogenannten "Jubeljahre" bis zurück ins alte Testament verfolgen. Dort stehe geschrieben, dass man alle sieben Jahre das Horn geblasen habe, um zu jubeln und frohlocken, dass die Schulden erlassen worden seien.

Heimat sei wichtig, jeder Mensch brauche sie. Aber was ist Heimat? Diese Frage beantworte Mezger mit einem Zitat von Martin Walser: "Heimat ist der schönste Name für Zurückgebliebenheit". Zudem sei Heimat etwas Subjektives. Mit größerem Abstand werde diese geografisch immer großflächiger. Ursprünglich sei der Name Heimat auch im Zusammenhang mit Haus- und Grundbesitz gesehen worden. In Zeiten der Industrialisierung habe man mit dem Begriff "Heimat" versucht, diese zu verhindern und nach dem zweiten Weltkrieg, bei dem zwölf Millionen Menschen ihre Heimat verloren hätten, habe das Wort Heimat einen völlig neuen Stellenwert bekommen. Da sei sogar die Heimatkunde eingeführt worden. Letztlich unterliege der Begriff Heimat den drei Kulturdimensionen Zeit, Raum und Gesellschaft.

120 Handwerker undetliche Gastronomen

Stadtarchivar Peter Ehrmann hatte sich Gedanken zum Thema "Gekommen, gewachsen, geblieben: Das Marktrecht in Ergenzingen" gemacht. Er erinnerte an das Jahr 1789, in dem das damals noch vorderösterreichische, niederhohenbergische Ergenzingen per allerhöchstem Hofdekret aus Wien das Marktrecht bestätigt bekam. Damals habe es bereits an die 120 Handwerker und etliche Gastronomen im Ort gegeben. Den Ausschlag zur Erlangung des Marktrechtes habe wohl auch die 1784 gebaute "Breisgauer Straße" gegeben, die von Rottenburg über Seebronn nach Horb und von dort weiter nach Freiburg führte. Der Ort zählte damals 842 Seelen und habe die Funktion eines lokalen Unterzentrums erfüllt. Nach Erlangung des Marktrechtes habe Ergenzingen zu den Gewinnern gezählt.

Blumen gab es von Ortsvorsteher Hans Beser für Werner Mezger und Peter Ehrmann am Schluss der Veranstaltung, die von Musikverein und Liederkranz umrahmt und von Zunftmeisterin Gabi Schall unterhaltsam moderiert wurde. Ein dickes Lob vom "Chef" gab es für Verwaltungsstellenleiter Lutz Strobel, der diesen Festakt professionell organisiert habe. Der zweieinhalbstündige Festakt wurde mit kulinarischen Spezalitäten und Jubiläumsbieren der Ochsenbrauerei gekrönt, die sich die Besucher als Dank für "gutes Sitzfleisch" einverleiben durften.