Wirtschaft: Stadt gibt Interessenten neun Monate Bedenkzeit

Rottenburg. Es scheint eine unendliche Geschichte zu werden – die Rede ist vom Gewerbepark, der auf dem ehemaligen DHL-Areal entstehen soll.

Eigentlich scheint alles zu passen: Günstig gelegen ist das geplante Fachmarktzentrum am Rande des Wohngebiets "Dätzweg". Auch die Innenstadt ist gut zu Fuß zu erreichen. Doch im Laufe der Jahre scheint eine Realisierung in immer weitere Ferne zu rücken – Investoren sprangen ab. Doch die Stadt kommt alsbald mit neuen Interessenten ins Gespräch.

Bürgerprotest gibt es keinen, eher das ungeduldige Erwarten des Baubeginns mit dem ersten Spatenstich für den Gewerbepark Dätzweg. Wer vielleicht etwas dagegen haben könnte, sind die Einzelhändler. Doch auch hier hat man die Planungen akzeptiert, da mit der geplanten Tankstelle, der Systemgastronomie und dem geplanten Fachmarktzentrum mit Elektromarkt keine direkte Konkurrenz zum Einzelhandel entstehen soll.

Die Stadt gibt den Interessenten noch rund ein Dreivierteljahr Bedenkzeit, um sich für den Bau des Gewerbeparks zu entscheiden. Danach soll das Gelände für die Wohnbebauung freigegeben werden. Dies klingt vernünftig. Also doch keine unendliche Geschichte? Von wegen.

Denn im Laufe der Zeit wurden die Planungen für den Gewerbepark immer weiter abgespeckt.

Nun bleibt ein kleines Fachmarktzentrum übrig

Was zunächst großmundig als "Gewerbepark Dätzweg" seinen Weg durch die Planungsinstanzen wie Gemeinderat und Regionalverband nahm und alle Hürden genommen hatte, wurde mangels potenter Investoren immer kleiner.

Nun bleibt ein kleines Fachmarktzentrum übrig. Besser als nichts, möchte man meinen. Die riesige Fläche wurde in drei Stücke aufgeteilt: Ein Drittel für den Einzelhandel, eines für kommerzielle Wohnbauunternehmen und eines für den kommunalen Wohnungsbau mit Sozialwohnungen.

Auf diesem "Quartier II" genannten Teilstück soll öffentlich geförderter Wohnraum entstehen. 60 Wohnungen sollen im Eigentum der Stadt verbleiben. Jetzt kann man nur hoffen, dass das abgespeckte Fachmarktzentrum Realität wird. Denn neun Monate sind schnell vorbei.

OB Stephan Neher hat die Daumenschrauben angezogen: Innerhalb dieser Frist müssen die Investoren "Cash" auf den Tisch legen" – sonst seien die Pläne für ein Fachmarktzentrum gestorben.

Danach wird das "Quartier III" auch für Wohnbebauung freigegeben. Damit kann man ahnen, dass der Papiertiger Gewerbepark Dätzweg vorerst zahnlos bleiben wird. Denn eine Abspeckungsrunde jagte die nächste, immer weiter wurde die fürs Einkaufen und Verkaufen reservierte Fläche verkleinert.

Somit verliert auch die Einkaufsstadt Rottenburg an Bedeutung – Wer Elektrogeräte braucht, wird wohl weiterhin nach Tübingen oder Reutlingen fahren müssen. Auch hier werden andere Städte abkassieren, da es in Rottenburg nicht machbar war. Was bleibt, ist Baulärm und vielleicht eine neue Heimat für die, die eine Wohnung kaufen wollen oder eine Mietwohnung suchen. Zum Wohnen eignet sich das Baugebiet allemal. Nur die Infrastruktur wird wohl weiterhin fehlen.