Beim Lokaltermin auf dem Ergenzinger Bahnhofsgelände musste auch der an den Rollstuhl gefesselte Behindertenbeauftragte des Landkreises Tübingen, Willi Rudolf, angesichts des Hochsteges feststellen: "Hier bin ich mit meinem Rollstuhl am Ende". Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

VdK: Kritik an der Situation am Ergenzinger Bahnhof / Viele nutzen längst den Zustieg in Bondorf

Von Klaus Ranft

Rottenburg-Ergenzingen. Gastgeber der Kreisverbandskonferenz des VdK Kreisverbandes Tübingen war am Samstagmorgen im Gasthof Waldhorn die VdK-Ortsgruppe Ergenzingen, Baisingen, Eckenweiler.

Deren Vorsitzender Lothar Gugel konnte neben den Ortsverbandsvorsitzenden und deren Vertretern auch den Vorsitzenden des Kreisverbandes, Manfred Brüssel aus Tübingen, und den Behindertenbeauftragten des Landkreises, Willi Rudolf aus Mössingen, willkommen heißen.

Neben den Tätigkeitsberichten stand auch die VdK-Kampagne "Weg mit den Barrieren" auf der Tagesordnung. Da eine der Barrieren identisch ist mit der Haltestelle der Deutschen Bahn in Ergenzingen, wurde am späten Vormittag der mittlelalterlich und unüberwindbar für behinderte Menschen wirkende Hochsteg auf dem Bahnhofsgelände in Augenschein genommen. Dieser rief allgemeines Kopfschütteln hervor.

Er komme ja viel nach Brandenburg, meinte einer der Delegierten. Dort gebe es diese Übergänge zwar auch heute noch, aber diese seien mittlerweile alle mit einem Aufzug versehen.

Verständnis zeigten die VdK-ler auch dafür, dass viele Ergenzinger die Ergenzinger Haltestelle nicht mehr nutzen und nach Bondorf ausweichen. Klar sei, dass damit der Bahn in die Hände gespielt werde, denn diese verweise auf die zu niedrigen Fahrgastzahlen. Da beiße sich die Katze in den Schwanz.

Selbst der an seinen Rollstuhl gefesselte Behindertenbeauftragte des Landkreises Tübingen, Willi Rudolf, der sich das Lebensmotto "geht nicht, gibt’s nicht" zu eigen gemacht hat, musste beim Anblick des steiltreppigen Hochsteges resigniert feststellen: "Mit dem Kinderwagen kommt man da vielleicht noch drüber, mit einem Rollstuhl nicht".

Genau darauf zielt die Kampagne des VdK Deutschland ab: Jeder Behinderte muss öffentliche Verkehrsmittel ohne Beeinträchtigung nutzen können. Dazu sei die Bahn verpflichtet, so VdK-Ortsverbandsvorsitzender Lothar Gugel unlängst bei der Hauptversammlung.

Schlussendlich aber werden die Ergenzinger noch eine Weile mit "Deutschlands hässlichstem Übergang", wie Gugel das Stahlgerüst betitelte, leben müssen. Es sind zwar für dieses Jahr Planungsmittel bereitgestellt, wann und was dann überhaupt geschieht, steht noch in den Sternen.