Das Publikum kam beim Mundartabend voll auf seine Kosten. Fotos: Scharnowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Das schwäbische Mundartfest in Baisingen kommt bestens an / Nachdenkliches und Humorvolles aufgeführt

Von Marly Scharnowski

Rottenburg-Baisingen. Der Schloss-Saal war am Freitag beim Mundartfest bis auf den letzten Platz besetzt. Wer aber denkt, die Schwaben waren unter sich, der irrt.

Nach einer Begrüßung durch Wolfgang Wulz konnte es losgehen. Marlies Grötzinger eröffnete den erlebnisreichen Abend. Geschickt brachte sie das alltägliche "Bruddla" der geplagten Hausfrauen sowie Philosophie über die Schwaben im Allgemeinen und im Besonderen auf die Bühne.

Ihr gelang es, dass nicht nur gelacht, sondern auch nachgedacht wurde, beispielsweise mit der Liebeserklärung von Bruno Epple an seine Heimatsprache. Dem folgte ein Gebet, in dem Gott aufgeklärt wurde, dass es auch "Sempel" auf der Welt geben müsse, die nie aussterben dürften.

Die neu-deutsche Sprache der Kids wurde auf die Schippe genommen und festgestellt, dass der Anvertraute "Auch so an Mist rauslabert". Die von allen Frauen verstandene Vorliebe für Schuhe wurde beschworen, sie rennen doch den ganzen Tag wie "Tausendfüßler" durch die Gegend – also sind vor allem passende Schuhe lebenswichtig, so der Schluss. Die Liebe zum Dialekt und zur Heimat setzte Marlies Grötzinger in jeder Facette sanft und diplomatisch um.

Ein zartes Gedicht aus ihrer Feder zeigte die Mutterliebe. Der Wortlaut: "Kleine Vögela: De kleine Vögela muss ma d’Flügela stutza, ond d’Schnäbela stopfa. So sand se leicht zom hau, saget dia, wo älles wisset. De kleine Vögela muss ma bald nauskeia uss em gmachta Neschtle. So werret se selbständig, saget dia, wo alles besser wisset. Se hand mir aber it gsait, dass ihre kleine Vögela d’Katz gholet hot".

Die Sängerabteilung des Sportvereins Baisingen trug ihr Scherflein zum Gelingen des Festes bei. Nach alten Liedern wurde Witziges auf die Bühne gebracht: Schwäbisches Liedgut wurde ins hochdeutsche übersetzt. So waren die Sänger der Ansicht: "Schaffe ghört abgschafft, dass ma Zeit für an anständiges Gschäft hat", oder "Wie es mir goht" und "koi Sau fragt nach dir, außer wenn man was will". Das Publikum war begeistert und sparte nicht mit Applaus. Bei dem Lied: "Preisend mit viel schönen Reden" – der Württemberger Hymne – wurde es still und feierlich im Saal. Anhaltender Applaus belohnte die Sänger.

Mit Pius Jauch und seiner Schwester Carmen waren hochkarätige Künstler auf der Bühne. Der aus Rottweil kommende Künstler stellte einen Teil seiner neuen CD vor. Er bekannte sich fromm und frei zu seiner "Hoimatsproch". Mit den Liedern "Da Neckr na", "Miasa will mr nint", "Fetza mit Stearna", "So, we dau", "An arma Tropf", "Wolk am Horizont", "Sei’s we’s sei" leistete er Großartiges.

Mit dem Lied "Der Hochzeiter" – er sang es auf Hochdeutsch – hatte er Lacher auf seiner Seite. Es entstand eine Harmonie zwischen Gesang und Klavier, die wunderschön anzuhören war. Beim letzten Song "Walhalla" sangen alle den Refrain mit. Zwischendurch plauderte der Künstler über schwäbische Komplimente, den Neckar und seine Anlieger. Das Geschwisterpaar erhielt den verdienten Applaus.

Franziskus oder Meniskus?

Sabine Essinger zündete ein wahres Feuerwerk. Sie kam Dudelsack-spielend auf die Bühne und erklärte dann, zu was man ein solches Instrument benutzen kann. Sie plauderte über Jahreszahlen wie 1952, als sich der jetzige Papst noch beim Fußballspielen amüsierte und sich überlegen musste, ob er Franziskus oder Meniskus wird. Mit der Ziehharmonika, nach der Melodie von "Les trois cloches" (Wenn die Glocken hell erklingen), klärte sie ihre Figurprobleme. Sie ist die mittlere von drei Geschwistern. Der Vater ist auch noch ein Badener, was zur Folge hatte, dass sie ein "Sandwich-Kind" wurde. Gelitten hat sie darunter nicht, denn ihrer Erfahrung nach ist es so, dass der Schwabe schafft und der Badener denkt, allerdings meistens, dass er geschafft hat.

Gekonnt war ihr Auftritt als Stewardess bei der "Schwaben-Airline". Immer wieder wurde sie durch Gelächter und Applaus unterbrochen. Als Zugabe kam ihr Sketch als trauernde Wittwe am Grab, von ihr dramatisch eingeleitet auf der Mundharmonika mit dem Titel "Spiel mir das Lied vom Tod". Der Sketch ist witzig, bitterböse und doch lebensnah.

Vom Dudelsack unterstützt mit dem Lied "Muss i denn zum Städtele hinaus" wurden die Besucher verabschiedet.

Es war ein erlebnisreicher Abend mit einem außergewöhnlichen Programm, durch das Wolfgang Wulz geführt hat; passende Pausen und ein umfangreiches Angebot für Leib und Magen vervollständigten den Genuss.