Einer der Höhepunkte der Reise: Ein ökumenischer Austausch mit vielen Beteiligten. Foto: HFR Foto: Schwarzwälder-Bote

Rumänien: Erste gemeinsame Fahrt führt gen Osten / Zusammenarbeit auf vielen Ebenen denkbar

Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Oberbürgermeister der Stadt Rottenburg und der Rektor der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) besuchten gemeinsam die Region Arad im westlichen Rumänien.

Rottenburg. Begleitet wurden Gebhard Fürst, Stephan Neher und Professor Bastian Kaiser von Domkapitular Heinz Detlef Stäps, dem Leiter der Hauptabteilung Weltkirche am Bischöflichen Ordinariat. Diese ungewöhnlich zusammengesetzte Delegation folgte einer Einladung von Rektorin Coralia Cotaraci der Vasile Goldis Universität in Arad, mit der die HFR seit zehn Jahren zusammenarbeitet.

In 15 Einzelterminen und Gesprächsrunden in der westrumänischen Bischofsstadt stand die Bedeutung der Kirchen, der kommunalen Verwaltungsstrukturen und der Hochschulen im Mittelpunkt . Nach dem Ende der Diktatur 1989 verließen viele der in der Region Banat ansässigen schwäbischen Familien das Land, um in Deutschland neu anzufangen. Die Region wurde entvölkert, die römisch-katholischen Gemeinden verloren ihre Gläubigen. Landwirtschaft und Industrie sahen sich großen Herausforderungen gegenüber, ohne dafür auf Fachkräfte zurückgreifen zu können.

Bis heute wird dort viel Deutsch gesprochen. In Begegnungen mit Industrievertretern und bei Unternehmensbesichtigungen machte sich die Delegation ein Bild davon, wie die Folgen der Abwanderung kompensiert und Rumänien den Schritt vom "Billiglohn-Land" zum attraktiven Standort für ausländische Investoren schaffen kann. Auch deutsche Unternehmen haben in High-Tech-Produktionen investiert. Aus der Textilindustrie gibt es Verbindungen zu Unternehmen im Kreis Tübingen.

Eine wichtige Voraussetzung für diese wirtschaftliche Wende war das Zusammenrücken der Menschen. Das gilt in besonderem Maße für die christlichen Kirchen vor Ort. So war die Begegnung mit dem Erzbischof der rumänisch-orthodoxen Kirche des Bistums Arad, Timotei Seviciu, ein Höhepunkt der Reise. Er hatte anlässlich des Besuchs die örtlichen Vertreter aller christlichen Kirchen zum ökumenischen Austausch in seine Residenz gebeten.

Auch innerhalb der römisch-katholischen Kirche gibt es enge Verbindungen zwischen Westrumänien und Baden-Württemberg: Einige der deutschstämmigen Pfarrer haben mit ihren Gläubigen das Land verlassen und sind seitdem auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig. Der deutschstämmige römisch-katholische Bischof der Diözese Temeswar, Martin Roos, wurde vor über 40 Jahren im Rottenburger Dom zum Priester geweiht und nahm hier im Jahr 2000 an der Weihe von Bischof Gebhard Fürst teil. Entsprechend vertrauensvoll war deren Wiedersehen im Rahmen dieser Reise.

Die Universität Arad pflegt den Kontakt zu den Kirchen und arbeitet eng mit kommunalen Verwaltungen zusammen. Dies gilt für das Krankenhaus, das sie mit dem Landkreis Arad betreibt. Der Besuch mit dem Landrat in der Klinik, ein Arbeitsgespräch mit ihm sowie ein Besuch bei der Verwaltungsspitze der Stadt Arad im Rathaus waren deshalb nicht nur für OB Neher interessant, sondern verdeutlichten die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule, Kommunen und Kirchen in der Region.

"Ich komme seit 2005 immer wieder nach Arad, aber durch diese ungewöhnliche Delegation habe ich bei diesem Besuch vieles gesehen, erlebt und erfahren, was ich noch nicht kannte", stellt Bastian Kaiser fest.

"Es ist für mich vorstellbar, dass sich die Städte Rottenburg und Arad sowie der Kreis Arad und der Landkreis Tübingen auf der Basis der bestehenden universitären und kirchlichen Kontakte besser kennenlernen", sagt Neher.

Sanierung einer Kirche in Radna unterstützt

Obwohl zwischen den Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Temeswar bereits gute Beziehungen bestehen, schließt auch Bischof Fürst nicht aus, dass aus diesem Besuch mehr entstehen könnte: "Wir haben zum Beispiel die Sanierung der Wallfahrtskirche Kloster Radna unterstützt und nun vor Ort das wunderbare Ergebnis bewundern können."

Es hat lange gedauert und der Initiative einer ausländischen Hochschule bedurft, bevor sich Bischof, Oberbürgermeister und Rektor gemeinsam auf eine solche Reise gemacht haben – immerhin haben ihre addierten Amtszeiten in diesem Jahr das "Schwabenalter" erreicht. Angesichts der möglichen Entwicklungen, die sich aus dem Besuch in Rumänien ergeben könnten, denkt Rektor Kaiser schon mal weiter: Schließlich habe man auch in der Region Murcia (Spanien), in Paraná (Brasilien), in Ghana und in Chile Kooperationen mit Universitätsstandorten, die zugleich Bischofssitze sind.