Kunst: Marlis Glaser stiftet zwei ihrer Werke dem Paul-Klee-Gymnasium / Einsatz im Unterricht geplant

Von Angela Baum

Rottenburg. Bilder zu Else Lasker-Schülers Gedichten malte die Künstlerin Marlis Glaser. Zwei ihrer Werke vermachte sie dem Paul-Klee-Gymnasium. Nun wurden die beiden Bilder feierlich enthüllt und der Schule übergeben.

Marlis Glaser setzt sich in ihrem Werk intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Die beiden Werke, zum einen ein Porträt der Dichterin Else Lasker-Schüler, zum anderen ein Bild zu Lasker-Schülers Gedicht "Tibetteppich" werden als Medien im Unterricht eingesetzt.

Erinnerung an Else Lasker-Schüler, die von Nazis verfolgt wurde

Das Paul-Klee-Gymnasium besitzt ein Kunstprofil, daher sei das Geschenk hilfreich, so Schulleiter Andreas Gathmann in seiner Rede. Er betonte, dass beide Werke eine lebendige Erinnerung an Else Lasker-Schüler sein sollen, die aufgrund ihrer Gedichte und ihrer jüdischen Wurzeln von den Nazis verfolgt wurde. Schutz fand die Dichterin zunächst in der Schweiz, dann in Israel. Gathmann betonte, dass die Bilder im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus eingesetzt werden sollen.

Albert Bodenmiller vom Regionalvorstand des Vereins "Gegen Vergessen – für Demokratie" regte das Projekt und die Übergabe der Bilder an. Er sagte, dass es in Deutschland noch kein derartiges künstlerisches, pädagogisches und permanentes Gedenken an Else Lasker-Schüler gebe.

Oberbürgermeister Stephan Neher sprach auch im Rahmen der feierlichen Enthüllung und Übergabe der beiden Werke von Marlis Glaser. Neher begrüßte auch den CDU-Kreisvorsitzenden Klaus Tappeser. Er betonte, dass es heute schwierig sei, Zeitzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu finden. Umso besser sei es, dass die Bilder stumme Zeugen dieser Zeit sein könnten. Man müsse auch heutzutage noch Lehren aus der Nazizeit ziehen. Weltweit sei keine Generation davor gefeit, derartige Fehler wieder zu begehen. Hier könne Kunst ein Zeichen setzen.

Im Paul-Klee-Gymnasium könnten nun die Bilder im Unterricht eingesetzt werden. Einzelschicksale wie dieses von Else Lasker-Schüler berühren auch heute noch die Menschen, dies könne im Kunstunterricht diskutiert werden. Die Bilder stünden für eine Kultur und Werte, die unsere Gesellschaft ausmachen. Die Werke seien eine Chance, die Diskussion um die Nazizeit neu zu entfachen und Werte der gesellschaftlichen Grundordnung zu vermitteln. Auch an jene Menschen, die zu uns kommen, so Neher. Neher betonte, dass die geschichtlich gewachsene Kultur und Gesellschaft durch Zuwanderer nicht gefährdet sei. Man müsse Werte der Gesellschaft leben, die Identifikation mit der christlich-jüdischen Tradition habe diese Werte entwickelt. Die Nazizeit sei vom schnellen Vergessen der Freiheitswerte geprägt gewesen, heute sei es eine Aufgabe, sich dieser Frage immer wieder neu zu stellen.

Reichenmüller: Gemälde fordern historische Verantwortung ein

Kultur, Geschichte und Religion seien auch Themen der Künstlerin Marlis Glaser, die Werke fordern vom Betrachter, dass er sich der Auseinandersetzung mit ebendiesen Themen auch stellt. Thomas Reichenmüller als Leitender Regierungsschuldirektor vom RP Tübingen betonte, dass die Werke auch gegen die Flüchtigkeit der Wahrnehmung gemalt worden seien. Marlis Glasers Bilder, so Reichenmüller, "mahnen gegen das Vergessen" und forderten eine historische Verantwortung ein.

Glaser gab ihrer Freude Ausdruck, dass Schüler des Paul-Klee-Gymnasiums die Übergabe der Bilder so toll gestaltet hatten. Die Schüler trugen das Gedicht "Tibetteppich" in szenischer Lesung vor und zeigten Präsentationen zu den Bildern der Künstlerin. Mit Musik wurde der Vormittag umrahmt.