Gemeinderat diskutiert den Nahverkehrsplan kontrovers / S1-Anbindung Richtung Nagold gefordert

Von Angela Baum Rottenburg. Kontrovers diskutierte der Gemeinderat den Nahverkehrsplan des Landkreises. Wer hat wohl den schwarzen Peter, wenn es um Wünsche und Forderungen geht?Baisingens Ortsvorsteher Horst Schuh (CDU) etwa musste eine herbe Niederlage einstecken – der Ortschaftsrat forderte eine Direktanbindung an Bondorf. Schuh betonte in seiner Stellungnahme, dass man an vier Verbindungen täglich denke. "Dies gab es früher auch schon mal", gab er zu bedenken. Der Gemeinderat schmetterte die Anregung mit 28 Gegenstimmen ab. Zudem forderte Baisingen eine Verbesserung der Anbindung an Nagold und Horb mit täglich zwei kreisüberschreitenden Fahrten.

Ursula Clauß (Grüne) erklärte, sie habe sich über den vom Landkreis befürchteten Kaufkraftverlust als "Totschlagargument" kaputt gelacht. Auch Horst Schuh meinte, es habe ihn "schier unter den Tisch geschlagen." Die Begründung "Eine noch stärkere Anbindung an Nagold würde einen Kaufkraftverlust für Rottenburg bedeuten" habe ihn fast zur Weißglut gebracht.

Auch die Anbindung von Göttelfingen nach Nagold lasse Wünsche offen. "Wenn ich in Nagold zum Arzt gehen will, komme ich erst abends zurück." Auch Clauß bemängelte, dass Nagold nur sehr kompliziert mit Bus und Bahn zu erreichen sei. "Da muss man über Eutingen und Horb fahren. Irgendwann ist auch die Geduld des überzeugtesten Ökologen vorbei. Haben wir rund um den Kreis Tübingen etwa Grenzen oder Mauern?", fragte sie provokativ. Auch Schuh meinte, wozu man das Gäuquadrat eigentlich habe.

Erster Bürgermeister Volker Derbogen kommentierte: "Wer bestellt, bezahlt". Auch Emanuel Peter (BfH/Linke) regte sich über das Totschlagargument Kosten auf, "das ist Provinzialismus." Man wolle die Anbindung an Nagold, "dies ist wichtig. Wir gehen mit gutem Beispiel voran." Andere Landkreise sollten sich diesem Beispiel anschließen. OB Stephan Neher betonte, der Kreis sei hoch verschuldet.

Der Ergenzinger Stadtrat Reinhold Baur (CDU) verkämpfte sich nicht vergebens für eine Verbesserung der Anbindung an Nagold. "Es kann auch Verkehr aus der anderen Richtung fließen." Letztendlich votierte das Gremium für offenere Grenzen.

Zudem wurde von Neher und dem Gemeinderat mehrheitlich eine S1-Anbindung nach Nagold gefordert. Emanuel Peter fragte, ob eine S1 sinnvoll sei oder die Umwelt weiter verschmutzen werde. Neher erklärte, dass dies der Kreistag nicht so sehe.

Ebenfalls lange diskutiert wurde eine Anbindung Eckenweilers nach Bieringen. Dies sei nicht machbar, da dies nur eine Verbindungsstraße sei und hier keine Busse fahren könnten. Man entschied sich, die Variante Bieringen/Börstingen/Sulzau/Eckenweiler/Ergenzingen prüfen zu lassen.

Durchgewunken wurde die Anregung, Ergenzingen an den VVS anzubinden. Dies, da die attraktiven Fahrzeiten der Gäubahn den Kreis Tübingen mit der Region Stuttgart verbinden – auch da zahlreiche Gäubahnnutzer aufgrund des VVS erst in Bondorf oder Herrenberg zusteigen würden.

Die Landkreise Calw und Tübingen sowie die Städte Nagold und Rottenburg beauftragen deshalb weitere Untersuchungsschritte, um die Möglichkeit einer S1-Verlängerung ins Gäu zu prüfen.