Oberbürgermeister Stephan Neher (von links), Baubürgermeister Thomas Weigel und Finanzbürgermeister Hendrik Bednarz fordern einhellig einen Elektromarkt für das DHL-Areal – ansonsten wird es nichts mit den Gewerbeansiedlungen. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Gewerbeansiedlungen im DHL-Areal wackeln / Alternative ist eine Wohnbebauung

Einig sind sich Oberbürgermeister Stephan Neher, Finanzbürgermeister Hendrik Bednarz und Baubürgermeister Thomas Weigel, was die Marschrichtung für das DHL-Areal betrifft.

Rottenburg. Hier bekommt derjenige Investor den Zuschlag, der bis Mitte/Ende diesen Jahres einen Elektromarkt präsentiert. Bis dahin wird eine Fläche im DHL-Gelände frei gehalten für eine Gewerbeansiedlung.

Sollte kein Investor einen Elektromarkt an Land ziehen können, wird die Fläche mit Wohnbebauung überbaut. Von der Stadt verprellt sieht sich hingegen Investor Koch aus Rheinhausen mit diesen Vorgaben. Er habe der Stadt Mietverträge mit einer Bäckerei, einem Waschsalon, einer Tankstelle, einem Getränkemarkt, einem Möbelhaus sowie einem Gartenmarkt präsentiert. Ob er den Zuschlag für die Gewerbefläche bekommen habe? Fehlanzeige.

Daher ist er sauer, dass sich die Stadt auf die Bedingung versteift, dass auch ein Elektromarkt im Portfolio vorhanden sein soll. Koch weiß auch, dass zwei Bauträger bislang an dem Projekt DHL-Gewerbegebiet gescheitert sind.

Genau dies möchte die Stadt verhindern. Daher hat sie zwei der Wohnbauflächen an einen Investor vergeben. Die mittlere Tranche für Wohnen am Rande des Wohngebietes Dätzweg ist der Rottenburger Wohnungsbaugesellschaft vorbehalten.

Im Erdgeschoss aller drei Gebäudespangen wird es Einzelhandel oder Dienstleistungen geben. Zudem ist geplant, dass eventuell eine Tankstelle und eine Bäckerei entlang der Osttangente angesiedelt werden sollen.

Baubürgermeister Thomas Weigel schränkt ein, dass die drei bisherigen Rottenburger Tankstellen über die Konkurrenz im DHL-Areal sicherlich nicht begeistert sein werden. Daher ist es noch unsicher, ob die Tankstelle gebaut wird. "Das hängt davon ab, ob wir einen Investor finden, der einen Elektromarkt mitbringt", so Weigel.

Koch, der als Investor im Gespräch ist, präsentierte der Stadt sieben Absagen von Elektromärkten, auch Mediamarkt soll abgesprungen sein. "Dennoch halten wir an der Bedingung mit dem Elektromarkt fest", betont Weigel im Gespräch mit unserer Zeitung. "Alle anderen Einzelhändler hat man schnell beisammen." Denn ein Elektromarkt fehle noch im Angebot des Gewerbestandortes Rottenburg.

Koch ist der Meinung, dass die Bevölkerung von der Stadt an der Nase herumgeführt wird. Hier bezieht er sich auf die Möglichkeit, dass der Gewerbepark Dätzweg stirbt, wenn man keinen Elektromarkt verpflichten kann: "Die Leute warten doch auf das neue Gewerbegebiet, damit sie wohnortnah einkaufen können."

Hier betont Oberbürgermeister Stephan Neher, dass man von der bisherigen Linie nicht abrücken will. "Der Gewerbepark wird nur Realität, wenn es auch einen Elektromarkt gibt."

Gestern Abend stand die Entscheidung im Gemeinderat an, dass eine Spange im Mischgebiet Dätzweg mit Wohnungen überbaut werden soll. Hier sollen 60 Wohneinheiten entstehen. Denn nachdem sich die Ansiedlung des Einkaufszentrums erheblich verzögert, beschloss der Gemeinderat bereits im Dezember 2015, den Bebauungsplan Mischgebiet Dätzweg mit Wohnungen aufzustocken. Damit wurde das fast acht Hektar große Gebiet in die Abschnitte Mischgebiet, Sondergebiet und künftiges Gewerbegebiet gegliedert. Im Süden des Areals soll dadurch vor allem der Bedarf an preiswertem Wohnraum, auch für Studenten, gedeckt werden.

Auf einer Gesamtfläche von 15 Hektar sollen in den kommenden Jahren 175 Wohnungen realisiert werden. Die Quartiere Mischgebiet 1 und 3 wurden Wohnungsbaugesellschaften in einem Bieterwettbewerb zum Kauf angeboten. Eine Beschlussfassung hierzu erfolgte Ende Januar diesen Jahres in nichtöffentlicher Sitzung. Die Mischgebietsfläche M2 geht an die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Rottenburg, die 60 Wohneinheiten bauen will.