Ein wichtiger Teil der Beruflichen Schule in Rottenburg ist die Wirtschaftsoberschule. Für ihren Erhalt kämpfen Schulleitung, Lehrer und (ehemalige) Schüler gemeinsam. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Schüler und Lehrer der Rottenburger Wirtschaftsoberschule setzen sich für deren Erhalt ein

Die Rottenburger Schullandschaft ist sehr vielfältig. Eine Besonderheit ist die Wirtschaftsoberschule in der Eugen-Semle-Straße. Dort kann das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach einer Ausbildung nachgeholt werden.

Rottenburg. Doch leider gehen die Schülerzahlen immer weiter zurück. Deshalb kämpfen nun Lehrer und Schüler für den Erhalt der Schulart.

Ulrike Rinn lächelt, wenn sie von ihrem Alltag an der Wirtschaftsoberschule erzählt. Der Lehrerin für Mathematik und Informatik an der Wirtschaftsoberschule liegt viel daran, dass die besondere Schulform erhalten bleibt. "Manche kommen erst später an einen Punkt, an dem sie merken, dass sie doch mehr wollen", schildert sie.

Auf dem zweiten Bildungsweg kann dann das Abitur noch gemacht werden, wenn Jahre zuvor der Weg der Mittleren Reife mit anschließender Berufsausbildung eingeschlagen wurde. "Für andere Schularten sind unsere Schüler dann zu alt, bei uns sind sie herzlich willkommen."

Schüler sind zwischen 19 und 40 Jahre alt

Das führt dazu, dass die Schüler in einer Klasse ganz unterschiedlich alt sind. Von 19 bis 40, alleinstehend oder mit Kindern, unterschiedlich eingeschlagene Berufswege: Diese Vielfalt wirkt sich nicht negativ auf das Klassenklima aus, im Gegenteil: "Das Klima zwischen den Schülern und zwischen Schülern und Lehrern ist sehr positiv", freut sich Rinn. Zu einigen ehemaligen Schülern hat sie noch Kontakt und kennt ihren weiteren Berufsweg. Eine Klasse hat sich sogar zwei Jahre nach dem Abitur noch mit den Klassenlehrern getroffen. "Das ist was Besonderes."

Das sieht nicht nur die Lehrerin so, die ehemaligen Schüler stimmen der positiven Wahrnehmung zu. Dazu gehört beispielsweise Maximilian Jung. Er studiert mittlerweile an der Universität Tübingen Physik und Mathematik. "Wenn ich an die letzten zwei Jahre meiner Schulzeit zurückdenke, denke ich nur an Positives", so der ehemalige Schüler. Und das, obwohl die Entscheidung als Familienvater für die Schule und gegen das geregelte Einkommen nicht einfach war.

Auf die Schule aufmerksam wurde er nach seiner Ausbildung zum Automobilkaufmann durch eine Lehrerin der Berufsschule und Berater am Tübinger Job-Center. "Mir wurde bewusst und auch allen meinen Ratgebern, dass ich studieren musste. Alles andere läge unter meiner inzwischen ausgeprägten Lernbereitschaft. Leider fehlte mir hierzu die allgemeine Hochschulreife", so der Student.

Ähnlich positiv beschreibt Artöm Bazilyuk die Schule, an der er das Abitur nachgeholt hat: "Andere Schulformen wie das Wirtschaftsgymnasium haben ein Limit, was das Alter angeht. Das ist hier nicht so", erklärt er. Gleichzeitig habe immer ein angenehmes Klima geherrscht. Dazu seien interessante Themen im Unterricht dazu gekommen. Dadurch konnte Bazilyuk das Studium zum Wirtschaftsingenieurwesen abschließen.

Ziel der Schüler ist es, in zwei Jahren das Abitur nachzuholen. Voraussetzung ist ein mittlerer Bildungsabschluss. Außerdem muss eine kaufmännische Berufsausbildung abgeschlossen sein. Aber auch mit ausreichend Berufserfahrung ist die Aufnahme möglich. "Wir führen mit allen Interessenten aus unterschiedlichen Bereichen Beratungsgespräche", erklärt Ulrike Rinn die Auswahl der Schüler. So könne ganz unterschiedlichen Personen ein neuer Weg eröffnet werden. Das soll, so hoffen Schulleitung, Schüler und Lehrer, auch künftig so bleiben.

Wer sich für das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg an der Rottenburger Wirtschaftsoberschule interessiert, kann sich bei Dieter Kampka, Schulleiter der Beruflichen Schule, informieren: kampka@bsrottenburg.de