Extremwanderung: Bernd und Patricia Bisinger aus Heiligenzimmern auf dem E 5 von Oberstdorf nach Meran unterwegs

"Auch mit kleinen Schritten kommt man weit", sagen Bernd und Patricia Bisinger. Damit fassen sie die Eindrücke von ihrer Alpen-Trekking-Tour von Oberstdorf nach Meran zusammen.

Rosenfeld-Heiligenzimmern. In zehn Etappen sind sie auf dem Europäischen Fernwanderweg E 5 150 Kilometer, fast 9000 Höhenmeter bergauf und noch etwas mehr bergab vom Allgäu bis nach Südtirol gewandert. Ausgestattet mit etwa acht Kilo schweren Rucksäcken haben sie dabei viele Bergrücken erklommen, um danach wieder ins Tal abzusteigen und sich dann erneut den Bergrouten zu stellen.

Dabei durchwanderten sie verschiedene Vegetationszonen: Von den saftigen Bergwiesen des Allgäus mit blühendem Enzian ging es durch die Wälder der Lechtaler Alpen, dann durch die Schluchten und Felsensteige der Ötztaler Alpen hinauf bis zum Timmelsjoch. Dort überquerte das Paar die Grenze zu Italien und gelangte zur Alpensüdseite und schließlich nach Meran mit seinem mediterranen Flair.

Nicht nur Trittsicherheit und Schwindelfreiheit waren auf der Tour gefordert, sondern vor allem auch gute Kondition, denn es galt, einige knackige Etappen zu überwinden. Der schwerste Abschnitt war der Aufstieg zum 2500 Meter hohen Timmelsjoch und dann der Weg hinunter nach Rabenstein im italienischen Passeiertal. "Es war zwar ein strahlend schöner Tag, aber es wehte ein eiskalter Wind auf der Passhöhe. Und nach neun Stunden mit mehr als 1100 Metern bergauf und 1650 Höhenmetern bergab waren abends die Knie weich, und die Fußsohlen brannten", schildert Bernd Bisinger diese Etappe.

Eine weitere Herausforderung war die anspruchsvolle Überschreitung des Pitztaler Jöchls und die anschließende Überquerung des Rettenbachgletschers auf fast 3000 Metern Höhe. Umgeben von einem beeindruckendem Felsmassiv, zog plötzlich Nebel auf, und bei einer Sichtweite unter fünf Metern war keine Markierung mehr zu sehen. Das Ehepaar musste sich auf die Spuren der Vorgänger verlassen. Mental sei das sehr anstrengend gewesen.

Ansonsten spielte das Wetter meist mit, sodass sich den Bisingers von den Berghöhen eine herrliche Fernsicht bot mit strahlend blauem Himmel. Nur auf der zweitletzten Etappe von St. Leonhardt im Passeiertal zur Hirzer Hütte, also ausgerechnet an der Alpensüdseite, regnete es unaufhörlich, sodass die zwei Wanderer nass wurden bis auf die Unterwäsche.

In ihre Tour hatte das Ehepaar zwei Ruhetage eingebaut, denn der Marsch sollte ja keine Schinderei sein, sondern auch Genuss bieten. Übernachtet haben die beiden meist in im Voraus gebuchten Pensionen in den Tälern. Nur ein Mal, auf der Memminger Hütte, schliefen sie im Massenquartier und wachten immer wieder auf durch das Schnarchkonzert und die Unruhe der 20 Bettnachbarn – "aber auch das muss man erlebt haben", sagen sie.

Was bleibt von der Tour? In Erinnerung bleiben herrliche Bergmassive und Panoramaausblicke, bizarre Felstürme, die sich im klaren Wasser eines Bergsees spiegeln, das karge und beschwerliche Leben auf den Almen und viele neue Perspektiven. "Den ganzen Tag in der Natur sein, darauf habe ich mich jeden Morgen gefreut. Oft war das Wandern meditatives Gehen, ich fand zu innerer Ruhe, mein Kopf wurde frei und ich war noch in keinem Urlaub so weit weg vom Alltag", sagt Patricia Bisinger. Und ihr Ehemann ergänzt, dass ihm die kleinen Schritte in Erinnerung bleiben, einen Fuß nach dem anderen aufzusetzen und doch weit zu kommen – diese Erkenntnis habe er sich zum Lebensmotto gemacht.