Stellen das Quartierskonzept vor (von links): Stadtkämmerer Martin Bühler, Projektkoordinator Jochen Schäfenacker von der Energieagentur Zollernalb, Bürgermeister Thomas Miller und der Leiter des Umweltamts im Landratsamt, Willi Griesser. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Pilotprojekt: Stadt Rosenfeld entwickelt eine Strategie für die künftige Energieversorgung

Demnächst bekommen alle Bewohner der Rosenfelder Kernstadt Post. Das Ziel: den Energiebedarf der einzelnen Quartiere möglichst genau zu ermitteln und eine Strategie für die künftige Energieversorgung zu entwickeln.

Rosenfeld. Am Freitag haben Stadtverwaltung und Energieagentur Zollernalb Plakate, Flyer und Info-Stele vorgestellt, mit denen für das Projekt geworben werden soll.

Energiemanagement sei in Rosenfeld nichts Neues, sagt Bürgermeister Thomas Miller. Das Schulzentrum, die städtischen Gebäude und mehrere Unternehmen im Industriegebiet seien bereits an die Naturenergie Kleiner Heuberg angeschlossen. Jetzt gehe es um die einzelnen Wohnquartiere bis hin zur Fischermühle – rund 250 Gebäude. "Wir schauen das gesamte Gebiet an und prüfen, wo erneuerbare Energie hergekriegt werden kann." Selbstverständlich werde man auch die Stadtteile im Blick haben.

Umweltfreundliche Energie und Klimaschutz seien ein großes Thema im Zollernalbkreis, betont Willi Griesser, der Leiter des Umweltamts im Landratsamt. Rosenfeld sei in Sachen Nahwärmekonzept und Gebäudesanierung vorbildlich unterwegs. Beim Quartierskonzept nehme die Stadt eine Vorreiterrolle ein: Erstmals werde ein komplettes Quartier untersucht.

Dabei habe die Energieagentur Zollernalb starke Partner: die Energieagentur Karlsruhe, die Erfahrung auf dem Gebiet besitze, das Ingenieurbüro Schuler aus Bietigheim-Bissingen, das die Daten zusammenführen und auswerten werde. Von den Gesamtkosten von 150 000 Euro kommen 97 000 Euro als KfW-Fördermittel vom Bund, ein weiterer Teil sind Eigenleistungen der Stadt.

Einen Vorteil sieht Jochen Schäfenacker, der das Pilotprojekt von Seiten der Energieagentur Zollernalb steuert, in dem bereits bestehenden Nahwärmenetz. In den nächsten Tagen soll ein Schreiben an die Bürger gehen. Auf einer Postkarte sollen verschiedene Angaben zum Gebäude gemacht werden – unter anderem Baujahr, derzeitige Heizung, Art der Wärmedämmung und mehr. "Wir wollen feststellen, wo bereits saniert worden ist", sagt Schäfenacker. "Und wir werden ab Ende Juli losziehen und an den Haustüren klingeln, werden Wärmebilder anfertigen, in die Schulen und Betriebe gehen und zeigen, was hier passiert."

Aufgrund der Daten könne dann festgestellt werden, welchen Wärmebedarf es in den einzelnen Straßen gibt, wo Fotovoltaik möglich ist, aber auch wo demnächst Glasfaserkabel oder Leitungen verlegt werden sollen, um bei einem gewünschten Anschluss ans Nahwärmenetz Synergien nutzen zu können. Sprich, die Straße nicht zweimal aufzureißen.

Auch an weitere Synergien ist gedacht: So könnte möglicherweise der Rücklauf des Nahwärmenetzes genutzt werden, um im Winter ein Gewächshaus zu beheizen, oder es könnte Prozesswärme aus Industriebetrieben aufgefangen und weiterverwendet werden. "Es geht längst nicht nur um Naturenergie", sagt Bürgermeister Miller, "das Konzept geht viel weiter."

"Bisher denkt man nur an sein eigenes Haus", sagt Jochen Schäfenacker. Hier gehe es darum, über den Tellerrand hinauszuschauen, Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Eine, wie Bürgermeister Miller sagt, "Win-win-Situation für alle", auf keinen Fall "Papiere, die dann in irgendeiner Schublade verschwinden."

Der Gemeinderat habe das Quartierskonzept "nach heißen Diskussionen" beschlossen, sagt Miller. Die Räte hätten gerne etwas Konkretes auf den Weg gebracht. "Aber manchmal muss man auch in Ideen investieren."

Jetzt ist es auf dem Weg, ab Antragstellung bleiben der Stadt Rosenfeld 18 Monate, um es umzusetzen. Ende des Jahres, spätestens aber Anfang 2018, muss es demnach vorliegen.