Seit Jahrzehnten wird im Stunzachtal regenerative Energie erzeugt / Tag der offenen Tür zum 600. Jubiläum

Von Lorenz Hertle

Rosenfeld. Ökologe mit Leib und Seele ist Eberhard Müller: Der Lehrer im aktiven Ruhestand erzeugt in der Pelzmühle mittels Fotovoltaikanlage und Wasserkraft mehr Strom, als im Anwesen selbst verbraucht wird.

Die Jahreszahl 1702 auf einem Balken im Mühlengebäude zeigt es: Seit Jahrhunderten wird im Bubenhofer Tal zwischen Rosenfeld und Heiligenzimmern das Wasser als Energiequelle genutzt. Elf Mühlen habe es dort früher gegeben, erzählt Eberhard Müller, der seit 1988 mit seiner Frau Monika in der Pelzmühle lebt. Die Familie hat sie in jahrelanger Knochenarbeit Stück für Stück wieder bewohnbar gemacht. Doch die Mühle selbst ist älter. Sie wird 1415 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Die Pelzmühle war früher Getreide-, Schrot- und Sägemühle.

Dem Hauptschulabschluss Müllers folgten eine Lehre als Vermessungstechniker, die Mittlere Reife und das Abitur. Dann begann Müller mit dem Studium und kann heute drei Abschlüsse vorweisen: als Mathematiker, Biologe und Ökologe sowie als evangelischer Religionspädagoge.

1979 organisierte Müller in Stuttgart die erste Sonnenenergieausstellung. Später verbrachte der Lehrer mit seiner Familie fünf Jahre in Papua-Neuguinea, wo er Missionshäuser mit Solaranlagen bestückte – "heute ist das Standard".

Nach dem Umzug in den Zollernalbkreis und dem Kauf des Anwesens installierte Eberhard Müller 1993 die damals erste größere Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Wohngebäudes. Dem folgte eine Solarthermieanlage, welche die Heizung speist. Ein anderer Teil der Wärme kommt aus der Wärmepumpe, die vom Generator am alten Mühlrad mit Strom versorgt wird. Oben im Haus ergänzt eine Holzheizung das ausgeklügelte System, das per Computer gesteuert wird. Für die Zukunft denkt Müller an einen Batteriespeicher für Strom.

Er ist der Überzeugung, dass viele kleine solche Anlagen irgendwann die großen Kraftwerke ersetzen könnten – lange Fernleitungen wären damit überflüssig.

Das Hauptgebäude, in dem die Müllers wohnen, hat seit einer Aufstockung 1927 seine heutige Gestalt. Die Getreidespeicher wurden zu Wohnräumen umgebaut. Erwähnenswert ist ein Gewölbekeller neben dem Mühlengebäude, der unter der Wasserlinie des Mühlkanals liegt – er gehört zum Nachbargebäude, in dem eine andere Familie lebt.

Doch Eberhard Müller lebt nicht ausschließlich auf dem Anwesen im beschaulichen Tal der Stunzach, deren Namen "Baumstumpfbach" bedeutet wegen der früher dort wachsenden Kopfweiden. Er ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des "Senioren-Experten-Services" und bereist als Berater in Sachen Ökologie die ganze Welt. Zuhause hält er seltene Waldschafe und mehrere Bienenvölker. Er ist auch Trainer für Kutschenfahrer im Reit- und Fahrverein Rosenfeld und Prädikant in der evangelischen Kirche.

Seine Frau Monika Müller, früher Schulleiterin bei der ABA (Ausbildungs- und Berufsförderungsstätte Albstadt), hat lange Zeit heilpädagogisches Reiten betrieben.

Aus Anlass des 600-jährigen Bestehens der Pelzmühle – früher Clemenzenmühle, Langenauer Mühle, Paulinsmühle und Lamparter-Mühle genannt – laden die Müllers am Deutschen Mühlentag, Pfingstmontag, 25. Mai, zu einem Tag der offenen Tür ein. Ihr Wunsch an die Städte Geislingen – die Mühle liegt auf Gemarkung Binsdorf – und Rosenfeld – die postalische Adresse – wäre es, die marode Zufahrt bis dahin herzurichten.