In Indien hat sich Nora Zizelmann (Mitte) auf Anhieb wohlgefühlt. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Freiwilligendienst: Nora Zizelmann aus Leidringen hat 13 Monate in einer Schule in Nordindien gearbeitet

Nein, einen Kulturschock habe sie bei der Ankunft in Indien nicht gehabt, berichtet Nora Zizelmann, eher bei der Rückkehr. Die Abiturientin aus Leidringen hat von August 2016 bis September dieses Jahres in der Shishya School and Community in Nordindien gearbeitet.

Rosenfeld-Leidringen. "Ich wusste immer, dass ich ins Ausland will", erzählt die 19-Jährige. Gleich nach dem Abitur am Gymnasium Balingen bewarb sich Nora Zizelmann bei verschiedenen Institutionen. Sie wollte nach Ghana, doch bekam dann die Zusage von "Kultur Life" in Kiel für einen "weltwärts"-Freiwilligendienst im Staat Uttarakhand im Norden Indiens. Ihre Eltern unterstützten ihr Vorhaben.

Nach Ankunft am Flughafen Neu-Delhi und sechs Stunden Busfahrt traf Nora Zizelmann in Uttarakhand ein. "Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel geschwitzt zu haben", erinnert sie sich: Sie kam in der Monsun-Zeit dort an und traf gleich beim "Community Dinner" auf alle Bewohner des Campus, der für die nächsten 13 Monate ihr Wohn- und Arbeitsort sein sollte. Ihr Arbeitgeber ist eine christliche Organisation mit Sitz in Kanada, die durch Spenden und Sponsoren finanziell unterstützt wird. Dadurch ist das Schulgeld für indische Verhältnisse relativ niedrig.

Nora Zizelmann wollte vom Anfang an unterrichten. Sie bekam die Fächer Deutsch, "Life Skills" und "General Knowledge", also alles, was für Haushalt und handwerkliche Tätigkeit nötig ist, sowie Kunst. Zweite Haupttätigkeit war die Leitung der Schulbücherei. Ferner war sie für die Betreuung von Jungen zwischen fünf und 14 Jahren in einem Wohnheim zuständig. Die größeren Jungen arbeiten auf einer Farm, übernehmen das Kochen und den Hausputz. Nach dem Unterricht setzte sich Nora Zizelmann mit den Jungen zum Mittagessen zusammen – "das erste Mal Dal, ein Linsengericht, mit Reis mit den Händen essen muss gelernt sein" – und machte mit ihnen Hausaufgaben. "Das war wie eine Familie", so beschreibt sie es, "die Jungen waren wie Brüder". Zumal sie an jedem zweiten Wochenende die Hauseltern der kleineren Jungen ersetzte und auf 14 von ihnen aufpassen musste. "Mit Freizeit war nicht so viel", sagt sie, "aber das habe ich nicht gebraucht."

Mit der Zeit sind Nora Zizelmann die Jungen und die Mitarbeiter der Einrichtung ans Herz gewachsen. So flossen beim Abschied Tränen.

Schwer tat sich die Pfarrerstochter bei der Rückkehr nach Deutschland: "In Indien ist alles warm, hier ist alles kalt und grau." Auch die Mentalität der Menschen sei völlig unterschiedlich: "Dort geht man einfach in ein Haus, wird begrüßt und bekommt sofort ›Chai‹ angeboten. In Deutschland ist alles schwieriger."

Sie schmiedet Pläne, im Januar wieder die Shishya Community zu besuchen. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, nach dem Abitur Medizin zu studieren; nun hat sie sich für eine Ausbildung als Hebamme beworben. Das Unterrichten macht ihr aber Spaß. Der Schulleiter in Indien habe ihr geraten, doch Lehrerin zu werden.

Ihre Erlebnisse beschreibt Nora Zizelmann in ihrem Blog. Sie wird Bildervorträge über ihre Zeit in Indien halten, etwa beim Bezirksmissionsfest, im Progymnasium und in der Iselin-Schule in Rosenfeld.

Weitere Informationen: www.norazizelmann. wordpress.com