Biologisch-dynamische Landwirtschaft feiert ihren 90. Geburtstag / Vortragsabend in der Fischermühle

Rosenfeld. Seit 90 Jahren wird biologisch-dynamische Landwirtschaft betrieben, bekannt durch Marken wie Demeter. Annähernd 100 Zuhörer haben sich in der Fischermühle über die Anfänge in landwirtschaftlichen Kursen von Rudolf Steiner und die Weiterentwicklung bis heute informiert.

Der gemeinsame Vortrag des Arztes Dietrich Schlodder und des Landwirts Manfred Kränzler war Teil einer Reihe bundesweiter Veranstaltungen zu diesem Jubiläum. Schlodder gab einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung von Demeter. Rudolf Steiner hielt 1924 für interessierte Landwirte einen Kurs. Die Landwirte wollten Antworten finden auf Nöte ihrer Zeit. Zunehmend massiver Einsatz von Kunstdünger zeigte damals negative Auswirkungen auf die Qualität der Pflanzen und Böden. Bei Demeter wird laut Schlodder nicht nur das Wissen um naturwissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt, sondern auch Lebens- und Formkräfte, die in der Natur für ein harmonisches und gesundes Leben sorgen. "Es entstehen echte Lebensmittel, die Körper, Seele und Geist nähren", so Schlodder.

Um die neuen Anregungen in ihren Betrieben umzusetzen, trafen sich die Bauern in einer Art Versuchsring. Der Anbauverband Demeter umfasst inzwischen weltweit 4800 Landwirte und 900 Verarbeiter. An der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise interessierte Hobby- und Hausgärtner treffen sich in örtlichen Vereinen, wie in Balingen, um sich gegenseitig zu informieren und auszutauschen.

Manfred Kränzler, Pächter des Schönberghofs in Isingen, stellte im zweiten Teil des Abends die Praxis der Demeter-Landwirtschaft dar. Der Betrieb werde als vielfältiger Organismus gesehen, in dem sich die einzelnen Teile so ergänzten dass der Betrieb aus sich selbst heraus nachhaltig fruchtbar und gesund bleibe. Wichtigste Tiere seien Biene, Kuh und Regenwurm. Der organische Dünger aus Gülle und Mist wird laut Kränzler mit biologisch-dynamischen Heilpflanzenpräparaten aufbereitet. Durch diese Düngung erhalte der Boden neue Lebenskräfte. Manfred Kränzler achtet bei der Auswahl des Saatgutes auf gesunde und vitale Sorten, die für die menschliche Ernährung besonders gut geeignet und somit bekömmlich und schmackhaft sind. Durch die Beachtung der Lebensgesetze sowie irdischer und kosmischer Rhythmen wollen Demeter-Bauern laut Kränzler "Himmel und Erde einander näher bringen".

Im dritten Teil des Vortragsabends ging Dietrich Schlodder auf die Bedeutung der Lebenskräfte der Pflanze für die Ernährung des Menschen ein. Anbaumethode und Wachstumsbedingungen, sowie die Reifequalität der Pflanzen wirken sich nach seinen Worten unmittelbar auf deren Qualität und somit auf Ernährung und Gesundheit des Menschen aus. Zunehmende Allergien und Autoimmunerkrankungen gäben Hinweise darauf, dass der menschliche Körper mit der Flut an "degenerierten Nährstoffen der konventionellen Lebensmittelindustrie" nicht mehr zurecht komme. Farbe, Geschmack und Aroma zeugen von den Lebenskräften eines Lebensmittels. Daher könne sich jeder selbst ein Bild über die Qualität seines Essens machen.