"Das ächte Gepräge einer mittelalterlichen Stadt", so die Oberamtsbeschreibung von 1863, unterstreicht der Wehrturm am westlichen Ende der Rosenfelder Altstadt. Archiv-Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

Rosenfelds Oberamtsbeschreibung von 1863 ist jetzt online einsehbar / 1191 Einwohner im Jahr 1858

Von Lorenz Hertle

Rosenfeld. Moderne Technik erlaubt jetzt auch ohne einen Gang ins Stadtarchiv eine Einsicht in die Beschreibung des Oberamts Sulz von 1863, zu dem Rosenfeld seinerzeit gehörte. Die Buchseiten sind eingescannt worden und im Internet lesbar.

Die Texte bieten aus heutiger Sicht zum Teil sehr eigenwillige Schilderungen der Stadt und ihrer Bewohner. "Auf einem wohlgeformten Bergvorsprung, welcher sich zwischen den ziemlich tief eingeschnittenen Thälchen des Stunzbachs und des Weingartenbachs hinzieht und gegen Osten spitz zuläuft, hat der Ort eine freie, wirklich romantische Lage", ist dort zu lesen.

Sie bot, zumindest 1863, "das ächte Gepräge einer wohl befestigten mittelalterlichen Stadt, die von verschiedenen Seiten malerische Ansichten bietet". Hervorgehoben werden zugleich die "durchgängig mit Kandeln versehenen macadamisirten Ortsstraßen" und die "meist gedrängt gebauten nicht unansehnlichen Häuser".

Ausführlich beschrieben werden etwa die Stadtkirche, das Diakonatgebäude, "südlich von der Kirche an der Hauptstraße gesund und freundlich gelegen", das (alte) Rathaus, 1687 erbaut, und der Fruchtkasten.

Die Stadt bekam ihr Wasser aus sieben laufenden Brunnen und zwei Pumpbrunnen, was in trockenen Jahren nicht ganz ausreichte. Doch gab es noch Brunnen in den damaligen Vorstädten.

1191 Einwohner zählte Rosenfeld 1858. Die Statistik des Oberamts nimmt es ganz genau: 583 Männer, 608 Frauen, 344 Verheiratete, 75 Verwitwete, eine Geschiedene und 771 Unverheiratete. 1171 Einwohner waren evangelisch, die übrigen 20 Katholiken. 1861 betrug die Einwohnerzahl dann 1013, davon elf Ausländer.

"Die Einwohner sind im Allgemeinen körperlich gesund, fleißig, sparsam und geordnet", lautet das Urteil der Verfasser der Oberamtsbeschreibung. Haupterwerbsquellen waren Feldbau, Viehzucht und Gewerbe, worunter auch die zahlreichen Mühlen fielen. Die Landwirtschaft wurde für damalige Verhältnisse intensiv betrieben; die Wiesen erbrachten große Mengen an Grünfutter.

"Die Obstzucht ist beträchtlich und immer noch im Zunehmen begriffen. Das Obst, welches ziemlich gerne gedeiht, wird für den eigenen Bedarf theils gemostet, theils gedörrt", so die Beschreibung. "Sehr namhaft" war die Zucht von Rindvieh, ebenso die Bienenzucht mit 150 Stöcken.

Auch das Gewerbe spielte eine große Rolle. Die Beschreibung nennt sieben Bäcker, je einen Barbier, Buchbinder, Hutmacher, Kupferschmied, "Seckler", Wagner und Seifensieder, vier Glaser und Hafner, drei Küfer und Kübler, 15 Maurer und Steinhauer, fünf Metzger, drei Rot- und Weißgerber und 13 Schuster, außerdem zwei Sattler, acht Schlosser, zwei Schmiede, sechs Schneider, sechs Schreiner, zwei Seiler, sechs Weber, vier Zimmerleute, drei Kaufleute und fünf Schildwirtschaften.