Die Heiligenzimmerner Kirche war vor 70 Jahren eines der ersten Ziele beim Angriff der Franzosen aus Richtung Kirchberg zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Foto: May

Vor 70 Jahren marschierten französische Soldaten in Heiligenzimmern ein / Zwei Dorfbewohner starben

Von Klaus May

Rosenfeld-Heiligenzimmern. Mit dem Einmarsch der Franzosen vor 70 Jahren ist der Zweite Weltkrieg in Heiligenzimmern zu Ende gegangen. Zeitzeugen können sich noch an diesen historischen Tag im April 1945 erinnern.

Etliche deutsche Soldaten waren in der Raumschaft stationiert und sollten einen Sperrriegel gegen die vom Westen herankommenden Streitkräfte der Franzosen bilden. Am 20. April kam es um die Mittagszeit zu Feuergefechten. Vermutlich war auf dem Kirchturm ein Beobachter postiert, und deshalb wurde das Feuer in Richtung Kirche eröffnet.

Weitere Treffer gingen im Gasthaus Adler und in einem Gebäude in der Nähe des Rathauses ein. Durch weitere Gefechte gab es Schäden im Fabrikle. Auch dort brannte ein Haus vollständig aus.

Die Heiligenzimmerner hatten sich so weit es möglich war in ihre Hauskeller in Sicherheit gebracht, aber die Dorfgemeinschaft blieb nicht verschont. Zwei Mitbürger wurden bei den Kampfhandlungen getötet, und eine weitere Person wurde schwer verletzt. Es hätte noch alles schlimmer kommen können, doch die deutschen Soldaten zogen rechtzeitig ab, und gegen 14 Uhr fuhren die ersten französischen Panzer vom Norden her in den Ort.

Die Franzosen suchten gemäß ihrem Auftrag in den Häusern nach deutschen Soldaten. Zeitzeugen können sich an ein brisantes Erlebnis von Pfarrer Bürkle erinnern. Der Seelsorger war auf der Straße unterwegs, um notleidenden Mitbewohner zur Seite zu stehen. Doch die einmarschierenden Soldaten nahmen den Pfarrer aufs Korn, da sie in ihm einen verkleideten Soldaten vermuteten. Erst nach dem beherzten Einschreiten einer französisch sprechenden Dorfbewohnerin konnte der Irrtum aufgelöst werden.

Da der amtierende Bürgermeister beim Einmarsch nicht anzutreffen war, musste ein Stellvertreter die offizielle Übergabe der Gemeinde unterschreiben. Wertsachen und vor allem Waffen hatten die Bewohner unverzüglich auf dem Rathaus abzugeben. Polnische Zwangsarbeiter nutzten ihre neue Freiheit und nahmen Schusswaffen an sich, die den Dorfbewohnern vorher abgenommen worden waren.

Die deutschen Soldaten verschanzten sich im umliegenden Wald, und einzelne von ihnen versuchten sich zivile Kleidung zu beschaffen, um in Richtung Heimat zu kommen.

Von einem weiteren Vorfall wird bis heute erzählt. Da ein untergeschlüpfter ehemaliger Soldat bei der Meldestelle am Rathaus nicht erschien, mussten kurzerhand alle Dorfbewohner auf dem Schulhof antreten. Da keiner über den Verbleib des Mannes Auskunft geben konnte, wurden 15 Geiseln genommen und nach Sulz gebracht; sie durften aber später wieder heimkehren.

Viele ältere Mitbürger blicken noch immer auf die Ängste und Schrecken und die große Ungewissheit in jenen Tagen Ende April 1945 zurück. Noch etliche Jahre vergingen, bis die Kriegsgefangenen wieder in ihre Heimat zurückkamen und Normalität einkehrte.