Einen Sarg zu bauen, ist relativ einfach. Das haben die Teilnehmer eines Kurses im Isinger Schulhaus erfahren. Foto: Hermann

Generationenwerkstatt Isingen bietet Kurs an. "Sterben ist ein Tabuthema in der Gesellschaft."

Rosenfeld-Isingen - Von morbider Stimmung ist am vergangenen Wochenende im alten Schulhaus nichts zu spüren gewesen – beim ersten Sargbaukurs, den die Generationenwerkstatt Isingen angeboten hat.

Unter der Leitung von Klemens Jakob konnten die Teilnehmer ihren eigenen Sarg bauen und diesen mit nach Hause nehmen. Eine außergewöhnliche Wochenendbeschäftigung, sollte man meinen. Doch Jakob betont, dass es eines der natürlichsten Dinge der Welt sei, sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen. Er selbst habe seinen ersten Sarg vor ungefähr zehn Jahren gebaut. Damals habe es in seinem Umfeld innerhalb kurzer Zeit drei Todesfälle gegeben, und jedes Mal habe ein Sarg ausgesucht werden müssen. Die angebotenen Modelle gefielen Jakob nie wirklich und waren noch dazu sehr teuer.

"Deswegen habe ich beschlossen, dass ich meinen Angehörigen diese Prozedur einmal ersparen möchte, und habe mir meinen eigenen Sarg gebaut", erinnert er sich. Das fertige Stück wurde zum Regal umfunktioniert, bis es Verwendung fand und Jakobs Mutter darin bestattet wurde. Mittlerweile hat der Isinger bereits sieben Särge, für Freunde und Verwandte, gebaut.

Natürlich gibt es ein paar Regeln beim Sargbau zu beachten: "Das Material muss leicht verrotten, und in der Höhe dürfen, wegen der Stabilität, nicht mehr als drei Bretter verbaut werden, aber insgesamt ist es relativ leicht, einen Sarg zu bauen", erklärt Jakob. Auch bei der Verwendung der selbst gemachten Särge gab es bisher noch nie Probleme. Für die Bestatter sei das zwar etwas Neues, aber grundsätzlich seien bisher alle aufgeschlossen gewesen.

Nur zwei Personen waren zum Sargbauen ins alte Schulhaus gekommen. "Der Tod ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft", betont Jakob. Die Leute hätten Angst vor dem Tod und wollten sich nicht mit ihm beschäftigen. "Früher war das noch ganz anders", erinnert sich eine Kursteilnehmerin. Der Tod sei viel präsenter und deswegen viel natürlicher gewesen. Die Verstorbenen seien drei Tage lang im Haus aufgebahrt worden, sodass sich jeder habe verabschieden können. Außerdem hätten sie sich als Kinder oft auf dem Friedhof herumgetrieben.

"Der Totengräber bei uns hieß Karl. Er konnte sehr gut mit Kindern, und wir fanden es spannend, ihm zuzusehen, wie er ein Grab aushob", berichtet sie. "Es ist unglaublich, wie tief das Loch war und wie sehr er sich anstrengen musste", erinnert sie sich.

Solche Gedanken gingen einem im Kopf herum, wenn man einen Sarg baue. Außerdem stelle man sich viele Fragen, wenn man sich bewusst mache, dass das eigene Leben endlich sei. Aber auch die eigene Art zu leben werde in Frage gestellt. "Das Leben ist viel spannender, wenn man das Ende mitbetrachtet", betont Jakob. Wenn er Leuten erzählt, dass er seinen Sarg als Regal in der Wohnung stehen habe, sei die Antwort oft: "Ich könnte nicht jeden Tag an meinem eigenen Sarg vorbeilaufen!"

Doch Jakob findet, dass das die falsche Herangehensweise sei. "Jedes Mal kann ich mich freuen, dass ich noch lebe, und schätze alles, was passiert, viel mehr", erklärt er.

Auch die Särge, die im Kurs entstanden sind, dienen bis zu ihrem Einsatz als Regale. "Ich bin schon gespannt, wie meine Besucher in Zukunft auf den Sarg reagieren und wie viele das für Quatsch halten werden", sagt eine Kursteilnehmerin und lächelt.