Ihr neues Sudhaus will die Lehner-Brauerei durch Genussrechtsscheine finanzieren. Von links Alfred Gambach, Geschäftsführer des Stiftungsvorstands, Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Gulde, Silke Schwenk, Mitglied im Aufsichtsrat der Stiftung, und Brauerei-Geschäftsführer Egon Stehle. Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

Brauerei Lehner gibt Genussrechtsscheine aus / Investition in neues Sudhaus wird durch Einlagen finanziert

Von Lorenz Hertle

Rosenfeld. Mit Hilfe vieler Anleger statt von Banken und Großinvestoren will die Brauerei Lehner die Erneuerung ihres betagten Sudhauses finanzieren. Sie gibt Genussrechtsscheine aus.

Aus dem Jahr 1967 stammen die beiden Kupferkessel, früher ein Zeichen des Stolzes der Brauereien. Doch das Material und die Technik sind veraltet und verschlingen zuviel Energie.

Deshalb will Brauerei-Geschäftsführer Egon Stehle die Technik, die nur die Produktion großer Mengen erlaubt, durch eine flexible und Energie sparende Anlage aus Edelstahl ersetzen. Er rechnet mit einer Investition von 500 000 bis 600 000 Euro. Das neue Sudhaus erlaubt laut Stehle die Herstellung kleinerer Chargen. Nischenprodukte gewinnen nach seinen Angaben an Bedeutung; sie seien die Stärke kleiner regionaler Brauereien.

Nach Prüfung verschiedener Finanzierungsmodelle entschieden sich die Geschäftsführung und der Vorstand und Aufsichtsrat der Günther-Lehner-Stiftung für Genussrechtsscheine: 400 solcher Scheine im Wert von jeweils 250 Euro als Beteiligung am Erfolg des Unternehmens werden ausgegeben mit einer Laufzeit von sieben oder zwölf Jahren.

Die Anleger, die nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Gulde kein Stimmrecht bekommen, erhalten jährlich vier Prozent Zinsen aus ihrem Genussrecht. Die Brauerei führt die Abgeltungssteuer von 25 Prozent ab. Somit bekommen die Zeichner pro Genussrechtsschein jedes Jahr ein "Bierzeichen" im Wert von netto 7,50 Euro – einzulösen beim Kauf von Lehner-Bier.

"Die Investition ist notwendig, um weiterhin die hohe Qualität der Produkte zu gewährleisten", so Landrat Günther-Martin Pauli, Vorsitzender des Stiiftungsvorstands. Das Genussrecht sei ein Zeichen der Verbundenheit mit dieser regionalen Brauerei und könne auch als Marketing-Instrument eingesetzt werden.

Die Brauerei mit ihren 15 Mitarbeitern produziert rund 8000 Hektoliter jährlich. Gastronomie und Getränkehändler werden im Umkreis von 50 Kilometern direkt beliefert. Kunden kommen nach Firmenangaben aber bis aus dem Raum Bodensee nach Rosenfeld, um im Lehner-Getränkefachmarkt einzukaufen.

Der Bau des neuen Sudhauses soll laut Stehle noch in diesem Jahr beginnen. Er rechnet mit einer Vorbereitungs- und Bauzeit von einem Dreivierteljahr. Mit einer Informationsveranstaltung will das Unternehmen das Genussrechtsmodell der breiten Öffentlichkeit präsentieren. Interessierte sind für Mittwoch, 29. April, ab 19.30 Uhr ins evangelische Gemeindehaus eingeladen und sollten sich bis 24. April bei der Brauerei anmelden, falls man wegen einer großen Zahl an Besuchern in die Festhalle ausweichen muss.

Die Geschäftsleitung, Vertreter des Aufsichtsrats und des Vorstands der Günther-Lehner-Stiftung sowie zwei Experten zur Genussrechtsbeteiligung, Rechtsanwalt Ernst F. Lauppe und Unternehmensberater Gernot Meyer, stellen das Modell vor und beantworten Fragen.