Während ihres Jahres in den USA hat Luisa Kost (oberes Bild links) mit ihrer Gastfamilie den Grand Canyon und das Weiße Haus in Washington gesehen. Fotos: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Auslandaufenthalt: Luisa Kost aus Heiligenzimmern war ein Jahr lang in den USA / Selbstständiger geworden

Von Bettina Stehle

Ein Jahr lang war Luisa Kost Au-pair-Mädchen in der Nähe von Boston in den USA und hat viele interessante Eindrücke mit nach Hause gebracht. Damit hat sich die 22-Jährige einen Traum erfüllt.

Rosenfeld-Heiligenzimmern. Eigentlich hatte Luisa Kost schon eine gesicherte Zukunft vor sich als Beamtin und ausgebildete Finanzwirtin beim Finanzamt Villingen-Schwenningen. Doch die Sicherheit hinter sich lassend, zog es sie hinaus in die weite Welt.

Amerika sei schon immer ein Traum von ihr gewesen. Wahrlich traumhaft sei ihr Aufenthalt in den USA gewesen, erzählt sie. Ihre Gastfamilie, der Ingenieur Pete, seine berufstätige Frau Jennifer und die beiden Kinder Julia (6) und Emily (9), hat sie gleich in ihr Herz geschlossen. Luisa Kost wurde außergewöhnlich gastfreundlich aufgenommen. Die Familie lebt in einem großen Haus mit riesigem Garten in einem kleinen Vorort von Boston.

"An Geld hat es nicht gefehlt, denn sie hatten fünf Autos, wobei eines mir zugeteilt war, und innerhalb von vier Tagen haben sie sich einen Pool in den Garten bauen lassen", beschreibt die junge Heiligenzimmernerin den Lebensstil der Familie und den "American Way of Life".

Da die Kinder bis in den Nachmittag hinein in der Schule waren, musste Luisa Kost nur rund drei Stunden am Tag arbeiten. Um 15 Uhr musste sie die Kinder von der Bushaltestelle abholen, ihnen einen kleinen Snack zubereiten und aufpassen, dass die "Screen-Time" (Zeit an iPad, Fernseher und Xbox) nicht länger als 30 Minuten dauerte.

Danach war es Aufgabe des Au-pair-Mädchens, mit den Kindern an die frische Luft zu gehen, Fahrrad zu fahren, Basketball zu spielen oder im Pool zu schwimmen. "Die Familie legte sehr viel Wert auf Sport; so radelte Pete jeden Tag 40 Minuten mit dem Fahrrad ins Büro", erklärt Luisa Kost. Am Spätnachmittag musste sie die Kinder zu Kursen fahren wie Klavier, Theater, Fechten oder Fußball. Aber das sei nicht ungewöhnlich, alle Kinder hätten ein solches Programm. Spätestens mit dem Abendessen sei ihr Arbeitstag beendet gewesen.

Das Essen schmeckte ihr, da die "Host-Mum" mit ihren italienischen Wurzeln gerne Pasta kochte. In ihrer Freizeit war die Heiligenzimmernerin oft mit anderen Gleichgesinnten zusammen. In dem Ort gab es 17 weitere Au-pairs aus der ganzen Welt. Außerdem besuchte Luisa als Gasthörerin die Harvard-Universität in Cambridge und hat dort vier sogenannte Credits im Fach "Grundlagen Management" erworben. 200 Studenten waren zu dieser Vorlesung angemeldet, wobei 130 über Live-Webcams zugeschaltet waren.

Auch vom Land hat die Schwäbin viel gesehen – vom Skifahren in Vermont über die Skyline von New York, das Weiße Haus in Washington, die Niagara-Wasserfälle und Florida bis hin zum Grand Canyon in Arizona.

Was ist der Unterschied zu Deutschland? "Die Leute sind alle sehr freundlich, auch in den Geschäften wird man gleich von den Verkäuferinnen nett beraten. Als die Menschen merkten, dass ich Ausländerin bin, waren sie sehr hilfsbereit." Negativ seien die hohen Kosten bei Krankheiten. So müsse man erst mal 200 Dollar zahlen, allein um nur einen Arzt zu Gesicht zu bekommen. Auch die Studiengebühren seien hoch. 300 000 Dollar Studiengebühren für ein komplettes College-Studium seien nichts Außergewöhnliches.

"Insgesamt gesehen bin ich während meines USA-Aufenthalts selbstständiger und weltoffener geworden. Ich habe jetzt Freunde auf der ganzen Welt und eine zweite Familie in den USA", fasst Luisa Kost zusammen. Aber auch auf ihr richtiges Zuhause hatte sie sich nach ihrem Auslandsaufenthalt wieder gefreut – und auf schwäbische Spezialitäten wie Schwarzwurst, Sauerkraut oder ein richtiges Brot.

Nun freut sie sich auf ihren neuen Lebensabschnitt als Studentin. Denn beim Finanzamt möchte sie nicht bleiben, sondern Betriebswirtschaft studieren, wofür sie schon zwei Zusagen hat.