Auf wagemutiger Tour durch Schwaben ohne einen Cent in der Tasche: die beiden Autoren Matthias Kehle (links) und Tino Berlin studieren im Vorfeld eifrig Kartenmaterial. Foto: Silberburg/Fabry

Die Autoren Matthias Kehle und Tino Berlin machen ein "völkerverbindendes Experiment". Tour soll Ende April starten.

Region - Keine Frage, es klingt ein wenig nach einer etwas verrückten Idee. Ende April möchten sich zwei Badener auf Tour ins Schwäbische begeben. Ohne Geld, ohne Kreditkarte und ohne Handy.

Bargeldlos geht es von Wangen im Allgäu über Baiersbronn nach Schwäbisch Hall und anschließend weiter in die Landeshauptstadt. Zu Fuß, per Anhalter oder sonst irgendwie. "Wir sind auf die Hilfsbereitschaft der Württemberger angewiesen. Wir möchten sie in gewisser Weise auch testen. Ist die Geschichte vom sprichwörtlichen Geiz nur eine Mär? Lässt man uns irgendwo umsonst übernachten? Steckt man uns Nahrung zu? Es ist ein Experiment auf das wir uns gerne einlassen", sagt Matthias Kehle.

Der 47-Jährige Karlsruher ist Buch-Autor, Thaddäus-Troll-Preisträger und war bis Ende 2013 Vorsitzender der baden-württembergischen Sektion des Verbands Deutscher Schriftsteller. Auch sein Gefährte Tino Berlin ist in der literarischen Szene kein Unbekannter. Der Ettlinger schreibt seit vielen Jahren erfolgreich Kinderbücher und ist ein bekannter Autor in diesem Genre.

Schon seit Jugendzeiten ist das Duo aus der Region Karlsruhe miteinander befreundet. Begleitet wird die ungewöhnliche Tour vom SWR, der immer mal wieder über die Erlebnisse der Badener berichten wird. Das GPS bleibt im Übrigen zu Hause, dafür wird im Vorfeld eifrig Kartenmaterial studiert. Unterstützt werden die beiden Wanderer von der Arkaden-Buchhandlung in Freudenstadt, die reichlich Kartenmaterial zur Verfügung stellte. 40 bis 50 Kilometer nehmen sich die beiden freiwilligen Fußgänger als Tagesetappen vor. Kein Problem für Kehle, der auch Wanderbücher schreibt und den Schwarzwald, die Schwäbische Alb oder die Alpen bestens kennt. Im Nordschwarzwald kennt sich Kehle besonders gut aus.

Er weilte neben seinen Wandertouren auch schon bei den Literatur-Tagen im Nordschwarzwald und hielt Lesungen in Freudenstadt. Das Duo sieht sich auch als eine Art Botschafter. "Ich denke, dass Badener und Schwaben viel mehr verbindet als man gemeinhin denkt. Da sind oft viele Klischees und Folklore mit im Spiel. Wir möchten zeigen, dass aus dem Trennstrich zwischen Baden und Württemberg längst ein Verbindungsstrich geworden ist", so der 47-Jährige.

Allerdings haben sich die beiden Schreiberlinge auch einige etwas heiklere Aufgaben für ihre Tour ausgedacht, um die "Zweck-Ehe" zwischen Baden und Württemberg ein wenig auf die Probe zu stellen. So möchte man in der Stuttgarter Fußgängerzone Freikarten für ein KSC-Spiel verteilen, der schwäbischen Kehrwoche auf den Grund gehen oder einen Vergleich von badischem und schwäbischem Gerstensaft vornehmen. Zudem sollen eingefleischte Schwaben dazu bewegt werden, urbadische Wörter wie "Labbeduddel" oder "Babbedeggel" durchzudeklinieren. Und natürlich darf auch das unvermeidbare Badnerlied nicht fehlen, intoniert aus zwei Männerkehlen vor dem Ulmer Münster.

Am Mittwoch, 7. Mai, ist das Autoren-Duo in Baiersbronn zu Gast. Und natürlich steht im "Acht-Sterne-Dorf" die Kulinarik im Mittelpunkt. Zwei Spitzenköche aus Baden und Schwaben sollen in einem Gourmet-Wettstreit gegeneinander antreten. Wer macht bessere Spätzle, während aus Wilhelms Hauffs "Das kalte Herz" zitiert wird? "Und natürlich wollen wir fragen, ob zwei mittellosen badischen Autoren Zuflucht für eine Nacht gewährt wird, am liebsten natürlich in einem Sterne-Hotel", meint Matthias Kehle launig.

Im Übrigen: Ein bisschen Häme darf bei der Tour gerne mit dabei sein. Natürlich rein sportlich gesehen. "Ganz ehrlich. Zu meinen allerbesten Freunden zählen Menschen aus Württemberg. Wir sind ja beides Stämme, die gerne gemütlich bei einem Viertele hocken." Tino Berlin ist mit einer Schwäbin verheiratet. "Also völkerverbindender wie wir kann man eigentlich kaum unterwegs sein", meint Matthias Kehle schmunzelnd. Zwar sei man schon "sehr gerne badisch", was auch am Idiom kaum zu überhören sei, aber ein leichtes Augenzwinkern könne generell nie schaden.