Adam Hlousek vom VfB Stuttgart liegt am Boden. Vielleicht ist er während der Partie gegen den FC Augsburg auch am Boden zerstört. Redewendungen mit dem Begriff Boden gibt es viele in der deutschen Sprache. Foto: dpa

Bodenständig, Boden der Tatsachen, am Boden zerstört: In der deutschen Sprache gibt es eine Menge Redewendungen, die mit dem Begriff Boden zu tun haben.

Bodenständig

Ist Bodenständigkeit positiv oder negativ? Darüber herrscht Uneinigkeit. Manche assoziieren sie mit Stillstand, Langeweile, Spießbürgertum, andere mit Sicherheit und Stabilität. Der Philosoph Martin Heidegger sah Bodenständigkeit schon in den 50er Jahren bedroht. Der Verlust komme „aus dem Geist des Zeitalters, in das wir alle hineingeboren sind“. Laut Duden bedeutet bodenständig „lange ansässig“, „fest in der Heimaterde verwurzelt“.

Bodenhaftung

Millionen auf dem Konto, täglich Ruhm und Applaus – und trotzdem ein anständiger und bescheidener Charakter? Das ist eine Person mit Bodenhaftung, eine, die auf dem Boden geblieben ist. Den Bodenkontakt beschreibt auch die eigentliche Bedeutung des Begriffs: Bodenhaftung meint bei einem Fahrzeug den direkten Kontakt des Reifens mit der Straße. Verliert das Fahrzeug die Bodenhaftung, etwa bei regennasser Fahrbahn, gerät es außer Kontrolle. Eine Person leidet in dem Fall unter Größenwahn oder Realitätsverlust.

Boden der Tatsachen

„Komm auf den Boden der Tatsachen zurück“ oder „Bleib auf dem Boden der Tatsachen“, sagt man zu einem, der realistisch sein soll. Man redet mit Engelszungen auf ihn ein, so sanft ging es jedoch nicht immer zu: Die Redewendung entstand wohl in einer Zeit, als durch Folter Geständnisse erzwungen wurden. Der „Boden der Tatsachen“ entsprach der Realität. Während der Kläger die Wahrheit sagte, galt alles als Lüge, was der Angeklagte nicht gestehen wollte. Nach der Folter war der Angeklagte in der Realität angelangt, wo das Gericht ihn bestrafte.

Am Boden (zerstört) sein

Wer am Boden ist, der ist tief gefallen. Umgangssprachlich geht es ihm miserabel, möglicherweise fühlt er sich am Boden zerstört. Das kann viele Ursachen haben, negativ sind sie immer. Jemand ist traurig oder deprimiert, weil er seinen Partner verloren, eine Menge Geld verspielt oder ein guter Freund sein Vertrauen missbraucht hat. Die Redensart „am Boden zerstört“ entspringt der Militärsprache: Im Krieg wurden bei der Luftwaffe die Flugzeuge der Feinde nicht nur in der Luft abgeschossen, sondern auch bevor der Kampf in der Luft begonnen hat – sie wurden also bereits am Boden zerstört.

Im Boden versinken

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie halten vor Arbeitskollegen und Vorgesetzten eine Rede. Plötzlich rutscht Ihre Hose herunter und entblößt Ihre Unterhose mit den Pandabären. Nun wären Sie am liebsten unsichtbar. Wie? Indem sich vor Ihnen ein großes Loch auftut, in das Sie vor lauter Scham versinken. Wenn aber Dinge buchstäblich im (Erd-)Boden versinken, sind die Menschen alarmiert. Teile von Mexiko-Stadt etwa rutschen langsam ab, weil die Metropole auf einem ausgetrockneten See steht, für den einige Gebäude zu schwer geworden sind. Doch ob Mensch oder Gebäude – das Ergebnis wäre das gleiche: Beide wären wie vom Erdboden verschwunden. Oder verschluckt.

Dem Fass den Boden ausschlagen

Am 23. April 1516 hat Herzog Wilhelm IV. das bayerische Reinheitsgebot für Bier erlassen. Es sah vor, dass Brauer nur Wasser, Malz und Hopfen verwenden dürfen. Das wurde streng kontrolliert. Und doch verkauften ein paar Brauer verdorbenes Bier – und wurden erwischt. Um das Bier zu vernichten, schlugen städtische Beamte den Fässern den Boden aus. Seitdem benutzen Menschen die Redewendung, wenn sie ihre Empörung ausdrücken wollen. Alternativ sprechen sie von einer bodenlosen Unverschämtheit oder Frechheit.

Fass ohne Boden

Das „Fass ohne Boden“ wurde in der griechischen Mythologie geprägt, konkret in der Danaiden-Legende. Alle außer einer der Danaiden, sprich: der 50 Töchter von Danaos, König von Libyen und Ahnherr der Griechen, brachten ihre Ehemänner um. Zur Strafe mussten die Verurteilten auf ewig Wasser aus Krügen in ein durchlöchertes Fass schütten (in manchen Überlieferungen ist vom Fass ohne Boden die Rede). Weil das Fass nie voll wurde, nennt man eine mühevolle, sinnlose Arbeit Danaiden-Arbeit. Wer folglich in ein Fass ohne Boden Mühe oder Geld investiert, wird nicht belohnt. Alles versickert und verursacht ständig noch mehr Mühe oder Geld.