Pfarrer Norbert Dilger empfindet eine große Dankbarkeit, wenn er auf seine fast 35 Jahre als Pfarrer in Rangendingen zurückblickt. Am Montag geht er in den Ruhestand. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfarrer Norbert Dilger aus Rangendingen geht nach 40 Dienstjahren am Montag in den Ruhestand

Von Roland Beiter

Rangendingen. Wenn am Montag für Pfarrer Norbert Dilger der Ruhestand beginnt, blickt er voller Dankbarkeit auf seine über 40-jährige Dienstzeit zurück, und vor allem auf die 35 Jahre davon, die er in Rangendingen wirken durfte.

Dass er überhaupt so lange in Rangendingen bleiben konnte, "hat sich halt so ergeben", lacht Dilger. Einmal sollte er abberufen werden, doch habe sich dies durch einen glücklichen Zufall dann im Sande verlaufen. Gott sei Dank, möchte man da hinzufügen, denn heute hätte er keinen "Plan B" und empfinde eine sehr große Dankbarkeit, dass er nach 35 erfüllten Dienstjahren als "Pfarrer a.D." nun auch in Rangendingen seinen Lebensabend verbringen dürfe, resümiert der Geistliche. "Ich wollte hier nie weg. Mir hat es immer gefallen".

Bis heute empfinde er die große und stets unkomplizierte Bereitschaft zur Mitwirkung in den verschiedensten Gremien innerhalb aller drei Pfarreien noch immer als keine Selbstverständlichkeit. Dieses selbstständige Engagement, das ihm in all den Jahren "Vieles leicht gemacht" und Freude bereitet habe, habe er stets tief geschätzt, betont Dilger. Genauso wie die von auswärtigen Besuchern oft bestätigte Tatsache, wie intensiv in der Pfarrei die Liturgie mitgefeiert werde.

An das erste vielstimmige "Amen" in der Kirche, das ihm in der ersten Messe entgegenbrandete, könne er sich bis heute noch erinnern, erzählt er. "Das war ich so nicht gewohnt". Und genauso erinnert er sich an seinen ersten Tag in Rangendingen, "den 7. November 1979, einen Mittwoch". "Ein Pfarrer, der in ein neues Pfarrhaus einzieht, hat sicher Durst", habe ein Anwohner gesagt und ihm einen Humpen Most hingestellt. Und gleich am ersten Abend sei er noch zu einer Krankensalbung gerufen worden. Ereignisse, die er wohl nie vergessen wird.

"Nicht Herren Eures Glaubens, sondern Helfer zu Eurer Freude"; wieder spricht Dilger von Dankbarkeit, dass er seinen Primizspruch aus dem zweiten Korintherbrief von vor über 40 Jahren in Rangendingen praktizieren, ja "verwirklichen" konnte. Auch an Rangendingen sei zwar der gesellschaftliche Wandel mit Blick auf Kirche, Religion und Glaube nicht spurlos vorübergegangen. Doch was blieb, sei ein bewusster Glaube bei vielen Menschen im Ort, den er in so vielen Dingen spüren und erleben könne, sagt er.

Und auch an dem Pfarrer selbst ist die Zeit nicht spurlos vorüber gegangen. Verkürzt ausgedrückt heißt das: aus einem Schwarzwälder ist ein Rangendinger geworden. Ja, er habe sich verändert, sei "offener und milder" geworden. Und das liege nicht allein am Alter, sondern "hat auch etwas mit meiner jetzigen Heimat Rangendingen zu tun", gibt er zu. Es überwiege "das Positive, das ich erleben durfte", meint Dilger.

Höhepunkte aus 35 Jahren kann er deshalb viele aufzählen: die Zusammenarbeit in den Pfarrgremien und Gemeinden, drei Kirchenrenovationen, der Bau des St.-Gallus-Hauses, die neuen Glocken für Bietenhausen, zwei neue Kirchenorgeln, aber auch die erfolgreiche Kirchenkonzert-Reihe, die Opernfahrten, sein 25. Priesterjubiläum, die gute Partnerschaft zur Schule und zum Rathaus und nicht zuletzt die gemeinsamen Wallfahrten in viele Länder der Erde.

Und er sei auch froh darüber, dass in den wenigen bitteren Momenten, zum Beispiel beim Verlust jüngerer Menschen in der Gemeinde, außerhalb, aber auch innerhalb der Gemeinde Menschen da waren, die ihn in diesen schweren Stunden aufgefangen hätten.

Verbitterung darüber, dass ihm durch seine lange Arbeitsunfähigkeit nun ein "eher weicher Abschied" in den Ruhestand beschieden sei, habe er nie empfunden, sagt Dilger. Im Gegenteil: "Was ich in den letzten Monaten seit meinem Unfall durch die große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft der Menschen in Rangendingen erleben durfte", bestätige, dass er die richtige Entscheidung getroffen habe.

Was er sich wünscht, ist, dass Rangendingen auch seinen Nachfolger herzlich willkommen heißt. Und trotzdem: Seinen Ruhestand mag er sich so ganz ohne Aufgabe noch gar nicht so richtig vorstellen. Er hofft, bald wieder vollends auf die Beine zu kommen. Er wolle gerne wieder Gottesdienste in den drei Pfarrkirchen der Seelsorgeeinheit halten, "vielleicht sogar auch noch mal ein Engelamt", meint er fast verträumt. Denn er merke schon jetzt, dass ihm da in seinem Leben etwas Wichtiges fehle. Und für "ein paar Reisen" oder sein Hobby, die klassische Musik, bleibe dann ja trotzdem noch genügend Zeit.